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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Last an Kindern einfach mit in die Höhe.
    Man konnte nicht behaupten, dass sie sich feindselig ihren Gefangenen gegenüber verhielten, eher gleichgültig. Sie achteten dennoch darauf, dass den Kindern keine größeren Verletzungen zustießen. Das Schicksal schien Menschen und Oger miteinander verkettet zu haben, obwohl die riesigen Humanoiden sich jederzeit ihrer Fesseln entledigen konnten, im Gegensatz zu den Kindern. Die Knebel in den Mündern der Kinder wurden nur zu den Essenszeiten entfernt und danach sofort wieder angelegt. Die Orks gaben nur kurze Befehle, und die Oger sprachen ohnehin nicht. Die so herrschende Stille nutzte Cindiel dazu, ihrer Großmutter kurze Mitteilungen zu senden. Sie konnte nicht auf die dieselbe Art in Gedanken mit ihr sprechen, wie es die Magier beherrschten, sondern sie musste sich darauf beschränken, Gefühle zu übermitteln. Gerba würde dadurch erkennen, dass ihre Enkelin am Leben war, und das war das Wichtigste. Bei der letzten Rast war es ihr sogar gelungen, einen Zauberspruch zu murmeln, der die Gemüter etwas beruhigte, damit Nirma, das kleine Mädchen hinter ihr, nicht die ganze Zeit beim Essen weinte.
    Bei der nächsten Rast ließen es die örtlichen Gegebenheiten nicht zu, dass sie alle an einem Platz ausruhten. Sie saßen verstreut auf einer Länge von über fünfhundert und einem Höhenunterschied von zirka dreihundert Schritt. Noch während sie auf kleine Plateaus und Felsvorsprünge verteilt waren, kam von oben das dumpfe Hornsignal, das eine Rast verkündete.
    Rator, Cindiel und die fünf anderen Kinder saßen allein auf dem untersten Plateau. Rator hatte sich erlaubt, den Kindern während der Pausen in den Bergen die Knebel aus dem Mund zu nehmen, damit sie ruhig atmen konnten und sich an die dünner werdende Luft gewöhnten. Es würde niemandem helfen, wenn eins der Kinder vor Erschöpfung zusammenbrach.
    »Rator, weißt du, wo sie uns hinbringen?«, fragte Cindiel vorsichtig.
    Rator drehte sich halb erschrocken und halb erzürnt zu Cindiel um. Er musterte sie einen Augenblick und wandte sich wieder ab. Noch bevor Cindiel nachsetzen konnte, brummte Rator in verblüffend guter Aussprache: »Wir bringen euch zum Gipfel, dort ihr werdet abgeholt.«
    »Abgeholt? Von wem?«
    Wieder vergingen einige Augenblicke. Rator brauchte anscheinend etwas Zeit, um sich die Wörter in Gedanken zurechtzulegen. Das Sprechen fiel ihm offenbar schwerer als das Klettern.
    »Das sie mir nicht gesagt. Sei still jetzt.«
    Cindiel wollte die neu entdeckte Redseligkeit des Ogers nicht zu sehr strapazieren und hakte deswegen nicht weiter nach. Einige Minuten später ertönte das Signal zum Aufbruch. Die Reise zum Gipfel konnte weitergehen.
    Die Schneegrenze war nicht mehr weit entfernt. Rator wusste jedoch, dass die Entfernung in den Bergen relativ war. Es kam weniger darauf an, wie weit etwas entfernt schien, mehr jedoch, wie der Weg dahin beschaffen war.
    Er war schon oft durch dieses Gebirge gezogen, meist in Begleitung seiner Kriegskameraden, jenes gute Dutzend, die ihn auch diesmal begleitete. Orks zählten nicht dazu. Nicht, dass sie nicht auf der gleichen Seite wie die Oger standen, aber Orks waren in Rators Augen eher dazu da, das Schlachtfeld auszufüllen. Ihre Kriegskunst, wenn man diese überhaupt so nennen konnte, bestand hauptsächlich darin, durch schiere Masse zu siegen. Dennoch war immer einer der Orks ihr Truppführer. Warum das so war, wussten nur die Meister oder Tabal selbst. Rator wollte und konnte diese Hierarchie nicht hinterfragen. Da die Orks oft in den Schlachten, Scharmützeln und Überfällen fielen oder von den Meistern wegen Unfähigkeit getötet wurden, merkte er sich kaum ihre Namen. Seit vielen Jahren stand er nun schon im Dienst der Meister, die den Willen Tabals verkündeten.
    In der ganzen Zeit hatte er keine Anerkennung erfahren, wurde aber auch niemals zur Rechenschaft gezogen. Der einzige Hinweis darauf, dass er richtig handelte, war, lebendig aus der Schlacht zu gehen. Rator wollte auch weder Lob noch eine Beförderung, das Einzige, wonach er strebte, war eine Aufgabe, etwas Sinnvolles tun. Er hasste es, nur so durch die Lande zu streifen und nur darauf bedacht zu sein, etwas zu Essen zu finden, oder sich eine Unterkunft für den Winter zu suchen. Er war ein Kampfoger. Der Zorn Tabals auf dem Schlachtfeld. Einer der fürchterlichsten und beeindruckendsten Kämpfer, die es gab. Und dennoch redete er mit kleinen Mädchen.
    Wieso hab ich ihr nicht gleich den

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