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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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entgeistert.
    »Wohl.«
    »Auch schreiben?«
    »Ja, schreiben und lesen gehören anscheinend zusammen. Wer ein Wort lesen kann, kann es auch nachschreiben.«
    »Zeigen!«
    »Wie? Ich habe keinen Stift, und hier ist nur felsiger Untergrund.«
    »Sag Zeichen auf.«
    »Zeichen aufsagen? Ach, du meinst buchstabieren. Und was soll ich dir buchstabieren?«
    »Matscha.«
    »MATSCHA«, buchstabierte Mogda.
    Ein begeistertes Lächeln legte sich über Matschas Züge, wobei Mogda vermutete, dass der Oger ebenso reagiert hätte, wenn er eine völlig andere Buchstabenkombination gewählt hätte.
    »Was macht ihr da?«, wandte sich ein anderer Oger an sie.
    »Mogda lesen und schreiben«, sprudelte es aus Matscha heraus.
    »Ach so«, sagte der dritte Oger beruhigt. »Ich mal mit Bruder gegangen zu Zauberogern in Wasserzahn, die auch alle lesen und schreiben, die sogar mit Magie und so.«
    »Die Arkan-Oger gib es nicht, sie sind nur eine Legende«, entgegnete Mogda.
    »Wohl, ich sie ja gesehen. Und du gar nicht lesen und schreiben.«
    »Wohl.«
 
    Am nächsten Tag erklommen sie den Pass. Der Aufstieg war nicht besonders beschwerlich. Es lag kein Schnee mehr, und der Boden bestand aus festem Fels. Diesmal waren es die Oger, die besser mit der Kletterpartie zurechtkamen. Ihre langen Gliedmaßen und ihre ungeheure Kraft ermöglichten es ihnen, alle Arten von Hindernissen zu überschreiten, während die Orks ständig stolperten und abrutschten.
    Der Ausblick von der Spitze des Passes war beeindruckend. Hier schien die Welt sich zu teilen. Nach Süden hin sah man das dunkle Grün des Tannenverlieses und die satten Wiesen. Dazwischen glänzten die Oberflächen von verschiedenen Seen und Tümpeln im Sonnenlicht. Im Norden jedoch sah man nur Sand und Fels. So weit das Auge reichte, gab es keine Vegetation und kein Wasser. Am Horizont ließ sich gerade eben noch der Drachenhorst ausmachen, und obwohl es noch nicht besonders warm war, flimmerte die Luft in einiger Entfernung über dem rötlichen Boden.
    Sie hatten ihre Vorräte am Vortag aufgefrischt und alle Behältnisse, die sie finden konnten, mit Wasser gefüllt.
    Matscha hatte einen von seiner Hose gelösten Stofffetzen um sein Gelenk gewickelt und musste feststellen, dass Mogdas Vorschlag ausgesprochen gut funktionierte.
    Die nächsten drei Tage marschierten sie stumm vor sich hin. Alle wollten ihre Kräfte schonen, und bei dem kargen Anblick, den ihre Umgebung bot, verging jedem die Lust auf eine Unterhaltung.
    Einen halben Tag vor ihrer Ankunft sah Mogda westlich von ihnen einen weiteren Trupp auftauchen, der auch auf den Drachenhorst zuhielt. Er schien zahlenmäßig ungefähr doppelt so groß zu sein wie ihr eigener.
    Am frühen Abend erreichten sie ihr Ziel. Der Drachenhorst bestand aus einem Hauptgebirge und drei einzelnen Bergen um ihn herum, die alle in einer Talsenke standen. Es waren riesige Felsen von ungefähr sechs- bis achthundert Schritt Höhe. Noch beeindruckender als ihre Höhe war aber, dass sie durchweg aus rostbraunem Gestein bestanden und so spitz aufragten wie die Zähne eines Drachen.
    Mogda traute seinen Augen nicht, als er in das Tal hinabblickte. In der Senke hatte sich ein ganzes Heer aus Orks und Ogern sowie einigen Trollen niedergelassen. Es mussten Tausende sein, die hier lagerten.
    »Mogda?«, fragte Matscha vorsichtig. »Wie Krieg schreiben?« »KRIEG.«

8
Falsche Fährten
 
    »Das darf doch alles nicht wahr sein!«
    Lord Felton schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. Die Wucht des Schlages ließ den halb gefüllten Weinkelch umkippen, und der Inhalt ergoss sich über einen Wust von Pergamenten. Sofort war einer der Diener heran und versuchte, die Papiere zu retten. Lord Felton stieß ihn brüsk beiseite und fegte mit dem Arm alles über den Tischrand.
    »Alles Humbug und Ammenmärchen! Hunderte von Aussagen irgendwelcher Wichtigtuer, und die Hälfte davon war wahrscheinlich noch besoffen. Es kann doch nicht sein, dass jeder etwas anderes gesehen hat. So viele Orks können doch nicht ungesehen durch die Kanalisation in die Stadt kommen, unsere Kinder mitnehmen und genauso wieder verschwinden, wie sie gekommen sind.«
    Lord Felton schloss die Augen und vergrub das Gesicht in den Händen. Er atmete erschöpft aus.
    »Eure Lordschaft«, meldete sich der Mann, der bis jetzt wortlos dagestanden und die Szene beobachtet hatte. »Ich kann Euch versichern, dass die Befragung ordentlich durchgeführt wurde, und dass alle Aussagen, die zweifelhaften

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