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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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doch nicht seine Gedanken sein. Nie und nimmer. Die Zubereitung von Ziegenfleisch, das Fangen einer Kuh, die nicht ihm gehörte, einen Unterschlupf für den Winter suchen - das waren seine Sorgen. Gedanken mussten sich um etwas Handfestes drehen, um Probleme, die man anfassen und lösen konnte. Aber doch nicht um solche wehleidigen, trübseligen Hirngespinste.
    Jetzt fiel es ihm wieder ein, dies mit der Gegenwart und Zukunft hatte er in einem Buch gelesen. In einer Sammlung von Weisheiten. Eigentlich hatte er das Buch gar nicht gemocht, es wurde darin so wenig Wissen vermittelt. Doch einiges war ihm noch in Erinnerung geblieben wie: »Nur in einem ruhigen Teich spiegeln sich die Sterne.« Eine vollkommen überflüssige Entdeckung, wie er dachte. Wenn man die Sterne sehen will, schaut man ja nicht in einen Teich, sondern in den Himmel. Ein anderer lautete: »Hast du eine Kuh, und dein Nachbar hat nichts, dann tausche die Kuh gegen zwei Schafe und gib eines der Tiere deinem Nachbarn.« Das war seiner Meinung nach auch nicht so schlau, es sei denn, man wollte, dass beide Nachbarn über den Winter verhungerten.
    »Cindiel, ich muss dringend etwas essen, ich habe schon Wahnvorstellungen«, platzte es aus ihm heraus. Die beste Möglichkeit, seine Grübeleien abzustellen lag für ihn darin, zu reden und gleichzeitig zu essen. Das passte ganz gut, denn zumindest eines davon war sowieso seine Lieblingsbeschäftigung, abgesehen von schlafen.
    »Ja«, antwortete Cindiel, »das ist eine gute Idee. Rator kommt langsam wieder zu sich. Er wird bestimmt auch Hunger haben, und er muss unbedingt etwas trinken.« Cindiel hatte in der Zwischenzeit Rators Wunde gesäubert. Der Dolch steckte aber trotzdem noch in seinem Bein. Sie wollte ihn erst entfernen, wenn Rator wieder zu sich gekommen war.
    Mogda war aufgestanden und hatte sich zu den anderen Ogern gesellt, um etwas zu essen und trinken zu besorgen. Sie wechselten nur wenige Worte, denn ihnen war Mogda unheimlich. Er sah zwar aus wie ein Oger, aber er redete wie ein Mensch.
    Als er mit mehreren Stücken gebratenem Fleisch und einem Wasserschlauch von der Größe eines Schafes wiederkam, blinzelte Rator mit den Augen und stöhnte leise.
    »Er kommt zu sich, Mogda. Hilf mir, ihn aufzurichten.«
    Mogda zog den schweren Oger unter großer Anstrengung ein wenig zurück und lehnte ihn mit dem Oberkörper gegen die Felsen. Cindiel wischte ihm mit einem feuchten Tuch das Gesicht ab. Mit halb zusammengekniffenen Augen blickte Rator sich um. Die anderen hatten sich wieder um ihn versammelt.
    »Du in schlechter Gesellschaft, Prinzessin«, flüsterte Rator angestrengt.
    Mogda reichte den Wasserschlauch und half ihm, daraus zu trinken, weil seine eigene Kraft dafür noch nicht ausreichte.
    »Wie geht es dir?«, fragte Cindiel.
    »Schmerzen, wie nach Kampf mit tausend Trollen.«
    Kruzmak trat vor und bückte sich.
    »Meister dich bestraft mit Tabals Fluch. Du aus Stein. Kleine Hexe dich gerettet.«
    Rator blickte auf sein Bein. Voller Entsetzen starrte er den Griff des Dolches an, der aus seinem Fleisch ragte.
    »Warum immer noch in Bein?«, fragte er verwirrt.
    »Wir hatten niemanden, der dich festhalten konnte«, erklärte Cindiel. »Du hättest bestimmt um dich geschlagen, und dich vielleicht noch mehr verletzt.«
    »Oder jemand anderen«, warf Mogda ein.
    Rator saß schweigend da und starrte nach wie vor auf den Dolch. Plötzlich ergriff er das Heft und zog die Klinge gerade nach oben aus der Wunde. Jetzt erst sah man die Größe der Waffe.
    Für einen Menschen wäre sie eher ein Kurzschwert gewesen, aber in der Ogerhand sah sie aus wie ein kleines Messer. Rator verzog keine Miene, als er die Klinge aus seinem Bein zog. Cindiel machte sich gleich daran, die Blutung zu stillen, während der Oger den Dolch in der Hand hielt und ihn betrachtete.
    »Ich nicht leben dürfen«, brummte er.
    »Wieso, was ist passiert?«, fragte sie ängstlich.
    »Tabals Strafe.«
    »Was für ein Unsinn, Tabal wollte dich nicht bestrafen«, sagte sie.
    »Du nicht wissen, du andere Götter.«»Da hast du Recht. Ich möchte auch keinen Gott haben, dem so etwas zuzutrauen ist. Aber davon mal ganz abgesehen, habe ich gehört, dass dir Ursadan dies angetan hat und nicht Tabal.«
    »Ursadan mit Werkzeug Tabals. Das dasselbe.«
    »Ich muss dich enttäuschen«, setzte sie zu einer Erklärung an. »Ursadan hat dich verletzt, aber nicht mit Tabals Dolch.«
    Alle Augen ruhten auf ihr.
    »Dieser Dolch mag ja magisch sein und

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