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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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lauter. Immer mehr Sachen wurden von oben heruntergeworfen. Einige von ihnen brannten, andere waren nur zertrümmert. In immer kürzeren Abständen sausten Orks von einem der oberen Plateaus an ihnen vorbei. Mogda hatte nicht mitgezählt, aber es mussten schon um die dreißig gewesen sein, die sein Blickfeld kurzzeitig kreuzten. Dann verstummten die Schreie. Sie wurden abgelöst durch das Gebrüll aufgebrachter Orks, die durch die Tunnelsysteme liefen. Sie rannten nach oben.
    »Sie machen ihrem Ruf alle Ehre«, sagte Mogda beeindruckt.
    Cindiel antwortete ihm nicht. Aber in ihren Augen konnte er so etwas wie Mitleid erkennen. Ihm war unklar, wie man mit diesen Kreaturen Erbarmen haben konnte. Orks hatten nie Mitleid. Mit niemandem, nicht einmal mit ihresgleichen.
    Sie hörten Rators Stimme von draußen.
    »Ein Drache. Verstärkung holen. Warten oben.«
    Ein guter Plan, dachte Mogda. In Erwartung, gegen so eine Bestie zu kämpfen, würden sich oben immer mehr Orks versammeln, dann aber noch eine Weile ausharren, um Mut zu schöpfen. Sobald sie dann das Lager stürmten und feststellten, dass es keinen Drachen gab, würden sie sich schon weit weg vom Geschehen befinden.
    In den Gängen wurde es wieder ruhiger. Kurze Zeit später trat Brakbar in den Eingang.
    »Können los.«
    Cindiel und Mogda liefen an ihm vorbei in einen Gang, in dem sie Rator stehen sahen. Anscheinend hatten die Oger keine eigenen Verluste zu beklagen. Brakbar stand noch immer am Lager und tastete seinen Körper ab.
    Mogda drehte sich zu ihm um. »Was ist mit dir?«
    »Keine Wunde«, sagte Brakbar fassungslos. »Warum weglaufen? Wir töten alle. Ich keine Angst.«
    »Wir fliehen nicht aus Angst, sondern um nicht entdeckt zu werden«, erklärte Mogda vorsichtig.
    »Was du schon wissen? Hab gesehen, du immer üben verstecken. Brakbar aber besser kämpfen.«
    »Nun komm schon! Zum Kämpfen wird es noch reichlich Gelegenheit geben. Aber erst später«, forderte Mogda ihn auf.
    »Gut, Rator hat bestimmt. Orks keine Gegner, Ausbildung schlecht.«
    Wohl oder übel folgte er den anderen.
    Nur wenige Orks kreuzten ihren Weg. Sie hatten allerhand damit zu tun, lange Stangen und Seile nach oben zu schaffen und sie beachteten die Oger kaum. Neugierige Blicke erwiderte Rator mit drohender Miene, und so wurden keine Fragen gestellt.
    Es war bereits Nacht geworden, als sie den Ausgang erreichten. Die Dunkelheit würde ihre Flucht decken. Sie traten nach draußen, und Rator zeigte im Schein der letzten Fackel im Eingang nach Süden.
    »Drei Mal nachts laufen. Dann am Gebirge.«
    Mogda nahm Cindiel und setzte sie sich auf den Nacken.
    »Das ist vielleicht nicht bequem, aber besser als selber laufen«, erklärte er ihr.
    Hinter ihnen im Eingang gab es einen scheppernden Laut. Brakbar trat in den Fackelschein. Mit einer Hand hielt er einen leblosen Ork fest, den er über den Boden schleifte.
    »Hat Brakbar angegriffen«, sagte er empört.
    Rator und Mogda schüttelten gemeinsam fassungslos die Köpfe.
    Rator erstickte die Fackeln, und die Dunkelheit umhüllte sie. Mogda hielt Cindiels Beine fest.
    »Keine Angst, Prinzessin, ich werde dich schon nicht fallen lassen.«
    »Sie werden uns bestimmt jagen«, sagte sie ängstlich.
    »Möglich, aber es wird eine Zeit dauern, bis sie jemanden finden, der mit vollem Einsatz hinter einem Dutzend Oger herläuft, um sie zu stellen. Orks sind dumm, aber nicht lebensmüde, habe ich mal gehört.«
    »Gut zu wissen. Dann kann's losgehen!«, sagte sie mit bemüht fester Stimme.
    Zwölf Oger und ein kleines Mädchen verschwanden in der Nacht.

16
Kausalität
 
    Ursadan hasste es, nicht beachtet zu werden. Einfach nur dazustehen und abzuwarten war für ihn die reinste Folter. Folter an sich war für ihn zwar etwas Positives, denn es förderte die Disziplin, aber die Folter des Wartens förderte in seinen Augen gar nichts, bis auf den Wunsch, selbst jemanden foltern zu wollen, wenn dies hier vorbei war.
    Der Meister schien sehr beschäftigt zu sein. Er hatte Ursadan den Rücken zugewandt und war dabei, in einem großen ledergebunden Buch irgendetwas nachzuschlagen. Zwischendurch zerstampfte er immer wieder neue Ingredienzien in einem schwarzen Steinmörser. Ursadan konnte nicht umhin, immer wieder auf die Hände des Meisters zu achten. Seine langen, schwarzvioletten Finger ähnelten den Beinen einer Spinne. Es waren keine Hände, die eine Waffe führten. Sie waren auch nicht dazu geschaffen, körperliche Gewalt anzuwenden. Aber dennoch

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