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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Haltung.
    Slick kam wieder zu sich. Er gab irgendein Kauderwelsch von sich, stellte sich wieder auf seine Beine und schüttelte das Haupt, wie jemand, der einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Von seinen Handgelenken lief Blut herunter. Das ohnmächtige Hängen in den Ketten hatte seine Spuren hinterlassen.
    »Was glotzt du so, du hässliches Monster? Dachtest wohl, ich kann nicht einschlafen in deiner Gegenwart? Weit gefehlt. Ich habe keine Angst vor dir. Wie es aussieht, lassen sie dich hier verhungern. Wenn es so weit ist, werde ich mich auf deinem toten Körper erleichtern. Danach hab ich mein Zimmer endlich wieder für mich. Ich hoffe, du verreckst qualvoll, du Missgeburt.«
    Tarbur musste mit Gewalt den Wunsch unterdrücken, sich doch von der Wand zu lösen und dem Hüttenbauer mit der bloßen Hand die Gliedmaßen einzeln auszureißen. Es machte den Anschein, als ob Slick dachte, Oger würden die Sprache der Hüttenbauer nicht verstehen. Er nahm sich vor, ihm im geeigneten Augenblick zu beweisen, wie falsch er damit lag.
    Es vergingen noch zwei weitere Stunden, in denen weder Slick noch Tarbur ein Wort sagten. Die Sonne näherte sich dem Horizont und warf ihr rötliches Licht an die Decke des Kerkers. Tarbur hörte, wie die Durchgangsluken zum Kerkergewölbe geöffnet wurden. Slicks Essen kam.
    Die Schritte der Soldaten hallten durch den Schacht der Wendeltreppe. In einer der Stufen war eine Metallschiene eingearbeitet, um die Traglast der Treppe zu erhöhen. Wenn jemand darauf trat, knirschte der Stein darunter. Tarbur zählte mit.
    Fünf Soldaten. Zu viel, um einfach nur Slicks Essen zu bringen. Sie kamen, um ihren Lieblingsgefangenen zu begaffen. Vielleicht wollten sie ihm auch ein paar Fragen stellen. Tarbur wusste als Einziger, dass sie kamen, um zu sterben. Ein grober Schlüssel wurde im Schloss gedreht und ein schwerer Metallriegel knarrend zurückgeschoben.
    Vier Soldaten in Begleitung von Hauptmann Barrasch betraten das Gewölbe. Barrasch humpelte noch ein wenig, eine Erinnerung an den Sturz mit dem Oger. Der letzte der Soldaten schloss die Tür wieder hinter sich ab.
    Obwohl sie Slick das Essen brachten, würdigten sie ihn keines Blickes. Alle Augen richteten sich auf Tarbur, der jedoch keine Reaktion zeigte.
    »Hier, Slick, dein Futter. Teil es dir gut ein. Es gibt erst morgen Abend wieder was«, sagte einer der Soldaten und löste ihm die Handfessel auf einer Seite.
    »Ihr sollt alle elendig krepieren, für das, was ihr mir antut«, bekam er zur Antwort.
    Slick konnte in diesem Moment nicht wissen, wie Recht er damit behalten würde.
    Drei der Soldaten hatten Speere, einer war mit einem Sklavenfänger bewaffnet, einer langen Stange mit einem sichelförmigen Ende. Diese Waffe war eine schlechte Wahl, um sie gegen einen Oger einzusetzen. Sie wurde dazu verwendet, Gegner auf Abstand zu halten. Man musste allerdings darauf achten, dass der Gegner etwa gleich stark war wie man selbst. Der Mann mit dem Fänger sah jedoch nicht so aus, als ob er Ogerkräfte besaß.
    Halbkreisförmig hatten sie sich um ihn gruppiert. Hauptmann Barrasch trug sein Breitschwert an der Hüfte. Im Gegensatz zu den anderen wirkte er angespannt. Man hatte ihm die Aufgabe übertragen, die gesuchten Informationen aus dem Oger herauszuholen. Tarbur schätzte die Entfernung ab. Acht Fuß die Kette, fünf Fuß je Arm, das waren ... egal, auf jeden Fall genug. Nun musste nur noch der richtige Moment kommen.
    »Das schmeckt grauenvoll. Ihr Schweine bringt mir immer nur die Abfälle«, schrie Slick und warf einem der Wachsoldaten seinen Teller in den Rücken.
    »Dafür wirst du büßen, Slick.« Der Soldat drehte sich um, und auch zwei andere waren kurzzeitig abgelenkt.
    Das war der Augenblick, auf den Tarbur gewartet hatte. Er ballte die Fäuste und spannte die Unterarme an. Wie von selbst fiel das Eisen der rechten Hand zu Boden. Tarbur sprang vor. Die Kettenglieder des losen Endes zogen sich klirrend durch den Mittelring an der Wand, bis die offene Handschelle sie stoppte. Die zwei Schritte reichten. Tarbur packte den ersten Soldaten im Nacken und schleuderte ihn rückwärts gegen die Wand. Erst jetzt begriffen die anderen, was geschah. Die sperrigen Stangenwaffen waren in dem kleinen Gewölbe nur schwer zu handhaben. Tarbur ergriff die Spitze eines auf ihn gerichteten Speers und entriss ihn seinem Gegenüber. Der Soldat stolperte auf ihn zu und stürzte vor ihm zu Boden. Mit einem kraftvollen Tritt in den Nacken brach er dem Mann

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