Die Oger - [Roman]
das Genick. Barrasch zog sein Schwert und wich vor einem schwungvoll ausgeführten Schlag auf seinen Kopf zurück. Der Mann mit dem Fänger zielte auf Tarburs freien Arm, um ihn wieder an die Mauer zu fesseln, jedoch ohne Erfolg. Der letzte stach mit dem Speer zu und traf Tarbur an der Innenseite seines Oberschenkels. Der Oger drehte das Bein weg und entriss dem Soldaten damit seine Waffe. Mit einer kurz ausgeführten Parade und der Haltung eines Degenkämpfers durchbohrte er seine Kehle. Der Soldat fiel auf die Knie und hielt sich den Hals, um die Blutung zu stoppen. Immer mehr Blut rann zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte auf den Boden. Der Wachmann mit dem Fänger hatte aufgehört, Tarbur zu bedrängen und presste sich in die Mauerecke neben der Tür.
»Ha, Ha!«, rief Slick, »damit habt ihr wohl nicht gerechnet, ihr Bauernpack.« Er hatte die Verwirrung genutzt, um eine der Wachen zu überwältigen. Seine Hände zogen an der Kette, die er um den Hals des Mannes gewickelt hatte. Mit dem Knie drückte er von hinten gegen die Wirbelsäule seines Gegners. Es bestand kein Zweifel, dass er den Mann mit einem Ruck hätte töten können.
»Ihr kettet mich jetzt sofort los, und dann werde ich mich aus dem Staub machen, sonst ...«
Man konnte Slick viel vorwerfen, aber eines beherrschte er. Er konnte hervorragend eine veränderte Situation zu seinem Vorteil nutzen. Nur leider war der Zeitpunkt äußerst schlecht gewählt. So wie es aussah, hatte im Moment niemand die rechte Geduld, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Barrasch stand da und verfolgte jede Bewegung von Tarbur. Eine Unachtsamkeit, und er würde vorstürmen, um ihn anzugreifen. Tarbur war noch immer bewaffnet. Der Speer in seinem Oberschenkel war abgebrochen und damit unbrauchbar. Den anderen hielt er fest umklammert und wurfbereit. Der Mann mit dem Sklavenfänger stand noch immer in der Ecke und rührte sich nicht. Er hatte die Stangenwaffe vor sich gehalten und schien hinter ihr Schutz zu suchen. Die Situation war verfahren. Niemand war in der Lage, den ersten Schritt zu tun, ohne seinen Vorteil, sein Druckmittel oder sein Leben zu verlieren.
Die meisten im Raum waren erfahrene Kämpfer und wussten, wie man in solch einer Situation handelt: mit Ruhe und Konzentration. Nur Slick war es anscheinend nicht gegeben, noch länger zu warten.
»He, Oger, du solltest irgendwelche Forderungen stellen. In ein paar Minuten wird es hier nur so von Wachen wimmeln. Dann werden sie dich einfach mit ihren Armbrüsten niederstrecken.«
Niemand reagierte.
»Oh Mann, du bist wirklich zu blöd, hm?«
Tarbur drehte sich zu ihm.
»Ich will dein Essen.«
Slick schien verunsichert zu sein, als er hörte, dass Tarburs Wortschatz doch über Grunzlaute hinausging. »Kein Problem«, meinte er zögerlich. »Die werden mich laufen lassen, und dann kannst du meine Ration haben.«
»Nein«, antwortete Tarbur.
»Wie nein?« Slick verschanzte sich weiter hinter seinem Gefangenen.
»Zuerst ich dich töten, dann essen.«
Tarbur holte aus und schleuderte den Speer auf den Soldaten vor Slick. Er durchbohrte mühelos die leichte Rüstung und trat am Rücken wieder aus. Der Speer traf Slick genau ins Herz und warf ihn zurück gegen die Wand. Es lag so viel Kraft in dem Wurf, dass die Speerspitze auch durch ihn drang und erst in den Mauerfugen knirschend zum Stillstand kam.
Die ängstliche Starre des Soldaten am Kerkereingang verflog. Er riss die kleine Sichtluke in der Tür auf, schrie nach Verstärkung, während er eilig aufschloss und dann hinausrannte. Tarbur und Barrasch waren allein im Kerker. Noch immer blickten sie einander an.
»Warum hast du das getan?«, fragte Barrasch. »Slick hätte dir vielleicht helfen können, zu entkommen.« Barrasch glaubte zwar nicht daran, da sie Slick, egal ob mit oder ohne Geisel, niemals freigelassen hätten, aber die Tat schien ihm dennoch unbegreiflich.
»Slick ohne Ehre. Tabal hätte nicht gewollt Hilfe von Feigling.«
Tarbur ging zurück an die Wand, nahm die Handfessel auf und schloss sie wieder um sein Gelenk. Erst als das Klicken des Schlosses zu hören war, atmete Barrasch erleichtert auf.
Die Verstärkung rückte an. Barrasch steckte sein Schwert in die Scheide und verließ den Raum. Vor der Tür gab er den heraneilenden Soldaten Entwarnung.
Eine flüsternde Stimme drang aus der Kanalisation in den Kerker.
»Gut gemacht. Nur weiter so.«
18
Alte Freunde
Es war die dritte Nacht auf der Flucht. Mogda konnte sich nur
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