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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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seine Runde drehen. Mit etwas Glück bekäme er auch etwas, aber die Chancen standen schlecht, denn sie wollten ihn weichmachen, damit er ihnen half. Also würde er weiter hungern.
    Slick wimmerte wieder ein wenig vor sich hin. Die schweren Eisenketten und das dauernde Stehen machten ihm zu schaffen. Bald hätte er es geschafft. Dann würde er zu seinem Gott gehen, wenn der ihn habe wollte. Die Götter der Hüttenbauer waren schwer zu durchschauen. So wie es aussah, konnte jeder zu ihnen kommen, egal ob Verbrecher, Held oder Feigling. Tabal war da nicht so, er gewährte nur den tapfersten Einlass in seine Hallen. Das war gut so, denn Tarbur wollte das ewige Reich lieber nicht mit Jammerlappen teilen.
    Slick war endlich still. Ein Lichtstrahl fiel durch den schmalen Belüftungsschacht genau auf ihn. Er hatte nicht nur aufgehört zu jammern, er hatte auch aufgehört zu stehen. Er hing leblos in seinen Ketten, was sein ganzes Erscheinungsbild noch jämmerlicher erscheinen ließ. Tarbur fasste es nicht, Slick konnte unmöglich tot sein. Niemand hatte ihm etwas getan. Er hatte gegessen, getrunken und schien bei bester Gesundheit.
    Ein vertrauter Geruch stieg Tarbur in die Nase. Es war kein wirklicher Duft wie von Essen oder Feuer. Vielmehr war es ein Hauch, der die anderen Düfte einhüllte und einen fahlen Unterton dazulegte. Tarbur blickte sich im Raum um. Ein Wechselspiel aus Licht und Schatten zeigte sich ihm, aber niemand war zu sehen. Seine Lippen formten ein einziges Wort.
    »Meister.«
    Die Antwort ließ einen Moment auf sich warten.
    »Du bist ein schlauer Kopf, Tarbur, und zusätzlich noch ein Glückspilz.«
    Die Stimme schien aus dem Boden zu kommen. Tarbur blickte umher. Er kannte jeden Stein und jede Fuge in diesem Gemäuer, aber die kleine Lücke zur Entwässerung musste er übersehen haben. Anscheinend verbarg sich der Meister in der Kanalisation. Seine Stimme hallte unwirklich nach, was ihr einen noch düstereren Klang verlieh. Noch bedrohlicher, als sie sowieso schon war.
    »Wie geht es dir, Tarbur?«, fragte die Stimme.
    Er wusste, dass der Meister sich eigentlich nicht dafür interessierte.
    »Wir nicht allein, Meister.«
    »Ach, du meinst den Menschen? Mach dir um ihn keine Sorgen. Er wird noch ein Weilchen schlafen.«
    »Meister, ich nicht würdig, Euch zu empfangen.«
    »Auch darüber solltest du dir keine Gedanken machen. Die momentane Situation ist hervorragend. Besser hätte es gar nicht kommen können. Hör mir gut zu, du bist hier drin für mich wesentlich mehr wert als auf dem Schlachtfeld.«
    Tarbur stöhnte auf bei dem Gedanken, nicht in die große Schlacht ziehen zu können.
    »Ich nicht verstehen, Meister.«
    »Du sollst auch gar nichts verstehen. Höre einfach zu. Sie haben vor dir und deinesgleichen noch nicht genug Angst. Sie werden kommen und dich noch ein wenig weichklopfen, um sicherzugehen, dass du ihnen die gewünschten Informationen gibst.«
    »Ich nichts sagen, Herr.«
    »Halt endlich die Klappe«, fuhr der Meister ihn an. »Du wirst ihnen die Informationen geben, die sie haben wollen. Aber zuerst wirst du noch einige von ihnen umbringen, damit sie eure Macht erkennen.«
    »Meister, ich angekettet.«
    »Wenn du nicht auf der Stelle ruhig bist, werde ich dafür sorgen, dass sie dich zusammen mit Slick an einem Schiffstampen aufhängen.
    Tarbur verstummte. Er wusste zwar nicht, was ein Schiffstampen war, aber die Vorstellung erhängt zu werden, ließ ihn erschauern. Wenn man starb, dann nur durch eine Waffe und am besten noch mit dem Blut der Feinde an den Händen. Zu ersticken war wenig ehrenhaft.
    »Du wirst es ihnen schwermachen, die Informationen zu bekommen, aber sie bekommen sie. Sag ihnen, wie viele ihr seid, und dass ihr keine Angst vor ihnen habt. Euer Heer wartet in der Roten Wüste. Wenn sie fragen, warum ihr die Kinder entführt habt, sag, sie seien Proviant für den Winter. Das wird sie rasend machen. Es gibt nur eins, was du ihnen verschweigen musst. Sag ihnen nichts von uns. Sie dürfen nicht wissen, dass wir Meister euch führen. Hast du alles verstanden?«
    Tarbur überlegte, ob er das Schweigen brechen und antworten durfte.
    »Ja, Meister.«
    Mit einem leisen Klicken öffnete sich an seinem rechten Handgelenk das Schloss der Handfesseln.
    Tarbur wusste, was Magie alles vermochte. Die Macht der Meister beruhte auf ihr.
    Tarbur hielt es für besser, seine halbe Freiheit nicht gleich preiszugeben. Er löste die Handfessel nicht und blieb bei seiner unbequemen

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