Die Olchis und die Teufelshöhle (German Edition)
ihnen allerdings Probleme gemacht. Sie hatten die Eierschalen und Essensreste mit bloßen Händen von der Erde pflücken müssen.
Die Gräfin hatte den Brief der Hundeentführer vor sich auf dem Tisch liegen und las ihn bereits zum fünften Mal.
Wenn Sie Ihr Grundstück verkaufen, sehen Sie die Hunde nie wieder!
KEIN EINKAUFSCENTER IN SCHMUDDELFING!
Unverschämtheit!, dachte sie. Natürlich werde ich das Grundstück verkaufen. Und was dann darauf gebaut wird, das kann mir doch egal sein. Ich habe es seit Langem so geplant, und das Geld brauche ich dringend.
Dass der Grundstücksverkauf so ein Problem würde, hatte sie nicht geahnt. Wer konnte so sauer auf sie sein, dass er diese Anschläge verüben musste?
»Die Welt ist voll von Verrückten«, dachte sie verärgert. Sie nahm ein Schlückchen Beruhigungstee und dachte traurig an Amor, Pollux und Aphrodite. Ob es ihnen gut ging?
Dann kam der Butler und stellte ihr ein Paket auf den Tisch. Der Postbote hatte es gerade gebracht.
Als die Gräfin das Paket öffnete, fand sie darin drei Hundemäntelchen in schottischem Karomuster. Die hatte sie wohl vor ein paar Tagen bestellt.
»Legen Sie das bitte ins Hundezimmer, Jakob«, sagte sie mit belegter Stimme und reichte Jakob die kleinen Mäntelchen.
»Sehr wohl«, sagte der Butler. Er tat so, als würde er nicht sehen, dass die Gräfin feuchte Augen hatte. Dass ihre drei Lieblinge verschwunden waren, machte ihr ganz schön zu schaffen.
Wenig später klingelte es wieder. Als Jakob öffnete, traute er seinen Augen nicht. Draußen stand ein Olchi. Genauer gesagt, es war ein Olchi mit Hund.
»Ich bin Olchi-Papa«, sagte der Olchi. »Ich bringe einen Hund.« Das Tier war ein schwarzer struppiger Mischling, der eifrig an der blauen Hose von dem Olchi herumschnüffelte.
Der Butler wusste im ersten Moment nicht recht, was er sagen sollte. Noch nie war einer aus dieser olchigen Schmuddelfamilie in die Nähe des Schlosses gekommen.
Plötzlich tauchten auch noch zwei andere Olchis auf. Es waren Olchi-Mama und Olchi-Oma. Sie hatten gleich zwei Hunde mitgebracht. Der eine war ein kleiner Jack Russell, dem das rechte Hinterbein fehlte. Anscheinend kam er aber auch mit drei Beinen prima zurecht.
Der andere war ein freundlich aussehender hellbrauner Streunerhund. Er war nicht mehr der Jüngste und hatte bestimmt schon mal bessere Zeiten gesehen.
»Wir bringen die Hunde für die Tante von Vicky«, erklärte Olchi-Mama.
Die Hunde begannen zu bellen.
Während Jakob noch überlegte, was zu tun war, kam auch schon die Gräfin zur Tür gelaufen. Sie dachte wohl, ihre Pudel wären zurückgekommen. Doch als sie die Olchis sah, erstarrte sie. Waren das nicht diese Müll-Leute? Klein und grün und Hörner auf dem Kopf? Genau so hatte sie sich die Olchis vorgestellt.
Und was waren das für Hunde? Die Gräfin sah drei verlauste Streuner, bestimmt irgendwelche Mischlinge, wie sie hier in der Gegend häufiger herumliefen.
»Ich weiß, wer ihr seid!«, rief sie aus. »Ihr seid von der Müllkippe da drüben!«
»Wir sind Freunde von Vicky«, erklärte ihr Olchi-Papa.
Die Gräfin blickte Olchi-Papa finster an. »Habt ihr den Müll über meine Mauer geworfen?«
Olchi-Papa sagte: »Das hat uns der Mann mit der Polizeimütze auch schon gefragt. Schleime-Schlamm-und-Käsefuß, wir werfen nie Müll über eine Mauer. Wir essen ihn immer selber.«
Die Gräfin trat einen Schritt zurück. Diese Olchis müffelten entsetzlich.
Olchi-Mama erklärte ihr: »Die Hunde sind für dich. Pudel haben wir leider keine gefunden. Aber vielleicht magst du diese hier auch?«
Der dreibeinige Jack Russell begann am Schuh der Gräfin herumzuschnüffeln und wedelte zutraulich mit dem Schwanz.
Na, ganz nett ist er ja, dachte die Gräfin. Sie beugte sich zu ihm hinunter und streichelte mit einem Finger sein Köpfchen. Auch die anderen beiden Hunde kamen zu ihr und wollten gestreichelt werden.
Die Olchis standen da und grinsten bis über alle Hörhörner.
Olchi-Oma erklärte: »Hier hab ich auch noch selbst gemachtes Hundefutter. Du darfst es behalten.« Sie reichte der Gräfin eine zerknautschte Tüte, die die Gräfin schnell an Jakob weitergab.
Sie sagte: »Vielen Dank, sehr nett. Woher wusstet ihr denn, dass meine Pudel weg sind?«
»Das hat uns Vicky erzählt«, erklärte Olchi-Mama. »Sie ist eine Freundin von unseren Kindern.«
»Ach wirklich?« Die Gräfin runzelte die Stirn.
»Vielleicht finden wir deine Pudel ja auch noch irgendwann«, sagte
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