Die Operation
Daniel unbestimmt.
»Und wie haben Sie sich diese Unterstützung gesichert?«, fragte Paul, wobei er die Flasche mit der Flüssigkeit weiterhin langsam drehte und nicht aus den Augen ließ.
»Um ehrlich zu sein, das waren nicht wir«, sagte Daniel. »Das war unser Patient.«
»Ach, tatsächlich«, sagte Paul. Er ließ den Glaskolben sinken und blickte Spencer an. »Steht Ihr Patient in Diensten der katholischen Kirche?«
»Nicht, dass wir wüssten«, sagte Daniel.
»Zumindest muss er hervorragende Beziehungen haben«, meinte Spencer.
»Mag sein«, sagte Daniel. »Aber das wissen wir nicht.«
»Wo Sie gerade aus Italien kommen«, warf Spencer ein. »Wie stehen Sie denn zur Frage der Authentizität des Grabtuchs?«
»Ich habe Ihnen ja bereits am Telefon gesagt«, sagte Daniel mit kaum verhüllter Verärgerung, »dass wir mit den Streitfragen über das Grabtuch nichts zu tun haben wollen. Wir verwenden es auf Wunsch unseres Patienten hin lediglich als Quelle für die beim HTSR-Verfahren benötigte DNA.« Eine intellektuelle Diskussion mit diesen Volltrotteln war das Letzte, was Daniel jetzt gebrauchen konnte.
»Nun, ich freue mich darauf, Ihren Patienten kennen zu lernen«, sagte Paul. »Er und ich haben etwas gemeinsam: Wir glauben beide daran, dass das Turiner Grabtuch wirklich echt ist.« Er reichte die Flasche an Megan weiter. »Von jetzt an doppelte Vorsicht! Ich habe das Gefühl, dass dieses winzige Stückchen Stoff noch Geschichte machen wird.«
Megan nahm den Glaskolben und hielt ihn mit beiden Händen fest. Sie wandte sich an Daniel. »Was haben Sie denn mit dieser Suspension vor?«, wollte sie wissen. »Sie gehen doch nicht davon aus, dass das Leinen sich auflöst, oder?«
»Bestimmt nicht«, meinte Daniel. »Ich möchte den Stofffetzen einfach nur in Salzlösung legen, damit die DNA der weißen Blutkörperchen in die Lösung übergehen kann. In ungefähr vierundzwanzig Stunden führe ich mit einem Teil davon eine Polymerase-Kettenreaktion durch. Eine anschließende Elektrophorese mit ein paar Kontrollen müsste uns eigentlich eine Vorstellung davon liefern, womit wir es zu tun haben. Falls wir genügend DNA-Fragmente finden - und dessen bin ich mir ziemlich sicher -, verstärken wir das Signal und warten ab, ob unsere Sonden so viel finden, wie wir für das HTSR-Verfahren benötigen. Es kann natürlich sein, dass wir den ganzen Vorgang einige Male wiederholen oder dass wir Lücken schließen müssen. Der Stoff bleibt auf jeden Fall so lange in der Salzlösung, bis wir haben, was wir brauchen.«
»Dann ist ja alles klar«, sagte Megan. »Ich stelle den Kolben wie vorgeschlagen in meinen Safe. Morgen sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie ihn brauchen.«
»Perfekt«, sagte Daniel.
»Wenn wir dann hier so weit fertig wären, dann könnten wir ja ins Klinikgebäude gehen«, schlug Spencer vor. Er schaute auf die Uhr. »Wir würden Ihnen gerne noch unsere Operationssäle sowie die Krankenstation zeigen. Dort lernen Sie dann auch das restliche Personal kennen, und wir zeigen Ihnen unsere Cafeteria. Wir haben zu Ihren Ehren sogar ein Mittagessen vorbereitet, zu dem wir auch Dr. Rashid Nawaz eingeladen haben, den Neurochirurgen. Wir dachten, Sie würden ihn vielleicht gerne kennen lernen.«
»Das würden wir wirklich gerne«, erwiderte Daniel.
Es kam ihm vor, als hätte er eine Ewigkeit vor dem Mietwagenschalter am Internationalen Flughafen von Nassau angestanden, aber endlich war Gaetano an der Reihe. Wieso hatten die Leute vor ihm so lange gebraucht, nur um ein idiotisches Auto zu mieten? Man brauchte doch nichts weiter tun, als so ein verdammtes Formular auszufüllen. Er schaute auf seine Armbanduhr. Es war zwölf Uhr dreißig. Er war erst vor zwanzig Minuten gelandet, obwohl er schon um sechs Uhr morgens, noch vor dem Einsetzen der Dämmerung, am Logan Airport abgeflogen war. Das Problem war, dass es keine NonStop-oder wenigstens Direktflüge gab. Deshalb hatte er in Orlando umsteigen müssen.
Gaetano trat unruhig von einem Bein auf das andere. Sal und Lou hatten ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er den Auftrag an einem einzigen Tag abwickeln und sofort nach Boston zurückkommen sollte. Besonders eindringlich hatten sie ihn davor gewarnt, ihnen mit irgendwelchen faulen Ausreden zu kommen. Allerdings hatten sie im selben Atemzug zugegeben, dass der Erfolg seiner Mission stark davon abhängig war, wie schnell er Dr. Lowell ausfindig machen konnte, und das war schwer zu kalkulieren. Die
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