Die Operation
Rechnung wies etliche Unbekannte auf, was sie ebenfalls großzügigerweise zugestanden hatten. Gaetano hatte versprochen, sein Bestes zu tun, aber wenn er jetzt nicht endlich so schnell wie möglich in dieses Ocean Club Hotel kam, dann hatte er überhaupt keine Chance mehr, rechtzeitig fertig zu werden.
Der Plan war einfach. Gaetano sollte zum Hotel gehen, die Zielperson ausfindig machen, die, da waren sich Lou und Sal absolut sicher, angesichts des Wetters nur am Strand herumlungern konnte, ihn mit irgendeinem cleveren Trick vom Hotel weglocken und dann das tun, was er zu tun hatte, das heißt, die Nachricht seiner Chefs überbringen und ihn so zusammenschlagen, dass er die Sache auch wirklich ernst nahm. Anschließend sollte Gaetano zum Flughafen zurückhetzen und einen der kleinen Hüpfer zurück nach Miami nehmen, damit er noch die letzte Maschine nach Boston erreichte. Falls dieser Plan aus irgendeinem Grund schief gehen sollte, dann müsste Gaetano seinen Auftrag heute Abend erfüllen, vorausgesetzt, dass der Professor das Hotel verließ. Anschließend würde er die Nacht in irgendeiner mottenzerfressenen Absteige verbringen und am nächsten Tag nach Hause fliegen. Das einzige Problem an diesem zweiten Plan war, dass es keine Garantie gab, dass die Zielperson wirklich das Hotel verließ. Das würde bedeuten, es müsste alles auf den folgenden Tag verschoben werden. In diesem Fall würden Lou und Sal auf jeden Fall ausflippen, völlig egal, was Gaetano sagte, und so fühlte er sich irgendwie zwischen zwei unbeweglichen Felsbrocken eingeklemmt. Das Problem bestand letztendlich darin, dass Gaetano in Boston gebraucht wurde. Wie seine Chefs gesagt hatten, es war eine Menge los in diesen Tagen, wo die Wirtschaft sich im Abwärtstaumel befand und die Leute jammerten, dass sie ihre Kredit und Spielschulden nicht mehr begleichen konnten.
Gaetano wischte die Schweißtropfen beiseite, die sich wie eine Perlenkette am Ansatz seines dunklen, kurz geschorenen Haares auf seiner mächtigen Stirn aufgereiht hatten. Er trug ursprünglich sorgfältig gebügelte, braune Leinenhosen, ein kurzärmeliges Hemd mit Blütenmuster und einen blauen Blazer. Er hatte sich schick gemacht, um im Ocean Club nicht aufzufallen. Im Augenblick hatte er den Blazer über die Schulter gelegt, und in den Kniekehlen zeigte seine Hose etliche auffallend feuchte Falten. Seine kompakte Statur machte ihn anfällig für die feuchte, tropische Hitze.
Eine Viertelstunde später stand Gaetano auf einem Parkplatz. Es war heiß wie die Hölle und er suchte nach einem weißen Jeep Cherokee. Wenn ihm vorher schon heiß gewesen war, dann kochte er jetzt. Unter seinen Achseln hatten sich schweißgetränkte Dreiecke gebildet. In der rechten Hand hielt er seine kleine Tasche, die er im Handgepäck transportiert hatte, in der linken die Papiere des Mietwagens und die Landkarte, die er sich von dem Autovermieter hatte geben lassen. Die Vorstellung, dass er links fahren sollte, wie man ihm bei der Autovermietung gesagt hatte, hatte ihn zunächst nachdenklich werden lassen. Aber jetzt traute er sich zu, dass er das schaffte, vorausgesetzt, er rief es sich immer wieder ins Gedächtnis zurück. Es kam ihm wie der Gipfel der Lächerlichkeit vor, dass die Bahamaer auf der falschen Seite fuhren.
Dann hatte er den Wagen entdeckt. Ohne weiteres Zögern stieg er ein und ließ den Motor an. Als erste Amtshandlung drehte er die Klimaanlage voll auf und richtete sämtliche Luftströme auf seinen Körper. Nachdem er die Karte studiert und auf dem Beifahrersitz ausgebreitet hatte, lenkte er den Wagen vom Parkplatz.
Es hatte Überlegungen gegeben, noch eine Kanone zu besorgen, aber die Idee war wieder verworfen worden. Erstens würde das Zeit kosten und zweitens brauchte er keine Waffe, um mit einem aufmüpfigen Professor fertig zu werden. Er warf noch einmal einen Blick auf die Landkarte. Die Strecke war einfach zu finden, da die meisten Straßen in die Innenstadt von Nassau führten. Von dort wollte er über die Brücke nach Paradise Island fahren. Er ging davon aus, dass der Ocean Club leicht zu finden sein würde.
Gaetano musste lächeln. Das Schicksal meinte es gut mit ihm. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass er jemals auf den Bahamas umherkurven würde, in schicken Klamotten, gut gelaunt und voller Vorfreude auf ein kleines bisschen Action. Die Aufregung jagte ihm einen Schauer den Rücken hinunter, sodass sich seine Nackenhaare aufstellten. Gaetano liebte Gewalt
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