Die Operation
das Internet überprüft, und du hast gesagt, ich zitiere: ›Diese Leute sind alles andere als angenehm. Wir sollten unseren Kontakt mit ihnen auf das Notwendigste reduzieren. ‹ Kannst du dich an diese Worte erinnern?«
»Natürlich«, giftete Stephanie. »Das war im Rialto in Cambridge, vor noch nicht einmal einer Woche.« Sie seufzte. »Meine Güte! In den letzten sechs Tagen ist so viel passiert, dass es mir vorkommt, als wäre ein Jahr vergangen.«
»Aber du verstehst, was ich damit sagen will.« Daniel ließ nicht locker.
»Ich denke schon, aber ich habe auch gesagt, dass ich sichergehen will, dass wir durch unsere Arbeit in der Klinik nicht irgendwelche Scheußlichkeiten unterstützen.«
»Und wenn ich mich noch so oft wiederholen sollte: Wir sind hier, um Butler zu behandeln, aus keinem anderen Grund. Wir haben uns darauf eingelassen, und jetzt werden wir das auch durchziehen. Wir führen keinen Kreuzzug zur Entlarvung der Wingate Clinic, nicht jetzt und auch nicht später, nachdem unsere Arbeit getan ist. Denn wenn die FDA herausfindet, was wir gemacht haben, dann könnte es Schwierigkeiten geben.«
Stephanie drehte sich zu Daniel um. »Als ich der Behandlung Butlers zugestimmt habe, bin ich davon ausgegangen, dass wir lediglich in Fragen der experimentellen Ethik Kompromisse eingehen würden. Leider habe ich im Moment den Eindruck, als hätten wir uns in jeder Beziehung auf Glatteis begeben. Ich frage mich, wo das alles noch hinführen soll.«
»Du kannst jederzeit nach Hause fahren«, sagte Daniel. »Du bist bei der konkreten Arbeit mit den Zellen zwar besser als ich, aber ich denke, das würde ich schon irgendwie hinkriegen.«
»Ist das dein Ernst?«
»Ja, sicher. Deine Technik bei der Zellkernübertragung ist doch viel besser als meine.«
»Nicht das, ich will wissen, ob du etwas dagegen hättest, wenn ich nach Hause fahre.«
»Wenn die moralischen Kompromisse, die wir eingehen müssen, dich unglücklich und schlecht gelaunt machen und man sich in deiner Nähe nicht mehr wohl fühlt, dann hätte ich nichts dagegen, nein.«
»Würde ich dir fehlen?«
»Ist das eine Fangfrage? Ich habe doch schon angedeutet, dass es mir viel lieber wäre, wenn du bleiben würdest. Im Vergleich zu dir habe ich bei der Arbeit mit Eizellen und Blastozysten unter einem Präparationsmikroskop zwei linke Hände.«
»Ich meine, ob ich dir emotional fehlen würde.«
»Natürlich! Das ist doch selbstverständlich!«
»Ist es nicht, zumal du es noch nie so deutlich gesagt hast. Aber versteh mich nicht falsch. Ich weiß es zu schätzen, dass du es jetzt gesagt hast, ebenso wie deine Bereitschaft, mich gehen zu lassen. Das ist viel wert.« Stephanie seufzte. »Aber so groß meine Konflikte angesichts der bevorstehenden Zusammenarbeit mit diesen Idioten auch sind, ich glaube nicht, dass ich dich hier alleine weitermachen lassen könnte. Trotzdem werde ich darüber nachdenken. Ich fühle mich besser, wenn ich diese Option habe. Meine Intuition und mein Verstand haben sich schließlich von Anfang an gegen dieses Projekt gesträubt, und die Erfahrungen des heutigen Vormittags haben meine Einstellung nicht ins Positive verkehrt.«
»Ich bin mir über deine Bedenken absolut im Klaren«, sagte Daniel. »Und umso dankbarer bin ich dir für deine Unterstützung. Aber lass uns dieses Thema damit beenden! Wir wissen, dass die beiden ein schlechter Umgang sind, und die Ereignisse des heutigen Vormittags haben dieses Urteil bestätigt. Wenden wir uns einer anderen Frage zu! Was hältst du von dem pakistanischen Neurochirurgen?«
»Was soll ich dazu sagen? Mir gefällt sein englischer Akzent, aber er ist ein bisschen klein geraten. Andererseits sieht er süß aus.«
»Ich versuche ein ernsthaftes Gespräch mit dir zu führen«, sagte Daniel und die Schärfe kehrte in seine Stimme zurück.
»Na ja, und ich versuche ein bisschen Humor zu zeigen. Wie soll ich nach einem Mittagessen die beruflichen Qualitäten eines Menschen beurteilen können? Zumindest hat er eine gute Ausbildung an anerkannten Londoner Universitäten gehabt, aber wer kann schon sagen, ob er ein guter Chirurg ist? Wenigstens hat er ein angenehmes Äußeres.« Stephanie zuckte mit den Schultern. »Was denkst du denn?«
»Ich finde ihn großartig und ich glaube, wir können uns glücklich schätzen, dass er mit dabei ist. Es ist doch ein Riesenvorteil, dass er schon als Assistent mit fötalen ZellImplantaten bei Parkinson-Behandlungen zu tun gehabt hat. Das ist
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