Die Operation
doch genau das, was er auch für uns erledigen soll. Die Implantierung unserer geklonten Dopamin produzierenden Nervenzellen ist für ihn reine Routine. Nur, dass es diesmal funktionieren wird. Mir ist aufgefallen, dass er über die bescheidenen Ergebnisse dieser Fötal-Zellen-Studie, an der er beteiligt war, sehr enttäuscht ist.«
»Er macht wirklich einen enthusiastischen Eindruck«, stimmte Stephanie zu. »Das muss man ihm zugute halten, aber ich bin nicht hundertprozentig überzeugt, ob es nicht einfach damit zusammenhängt, dass er Arbeit sucht. Überrascht hat mich auch, dass er als Operationszeit nur ungefähr eine Stunde rechnet.«
»Mich nicht«, erwiderte Daniel. »Das Einzige, was Zeit kostet, ist die Justierung des stereotaktischen Rahmens am Kopf. Das Loch und die Injektion sind dann schnell gemacht.«
»Vermutlich sollten wir froh sein, dass wir so einfach auf ihn gestoßen sind.«
Daniel nickte.
Nach einer kurzen Gesprächspause sagte er unvermittelt: »Ich weiß, dass es noch einen Grund gibt, wieso du dich heute Morgen so aufgeregt hast.«
»Ach ja?« Stephanie merkte, wie sie sich sofort wieder verkrampfte, nachdem sie sich gerade ein wenig entspannt hatte. Das Letzte, was sie jetzt zu hören bekommen wollte, war das nächste unangenehme Detail.
»Dein Vertrauen in die Ärzteschaft muss einen neuen Tiefpunkt erreicht haben.«
»Was redest du da?«
»Spencer Wingate ist doch alles andere als das kleine, dicke und mit Warzen übersäte Individuum, auf das du gehofft hattest, obwohl er, wie gesagt, immer noch Kette rauchen und Mundgeruch haben könnte.«
Stephanie gab Daniel ein paar spielerische Klapse auf die Schulter. »Das sieht dir ähnlich, dass dir das jetzt einfällt, nach allem, was ich gerade gesagt habe.«
Daniel spielte mit, tat so, als hätte er schreckliche Angst, und quetschte sich an seine Tür, um außerhalb ihrer Reichweite zu gelangen. In diesem Augenblick mussten sie an einer roten Ampel kurz vor der Brücke nach Paradise Island stehen bleiben.
»Bei Paul Saunders sieht es dagegen ganz anders aus«, sagte Daniel und richtete sich wieder auf. »Vielleicht ist dein Vertrauen also doch nicht unwiederbringlich dahin, schließlich müsste dich seine Erscheinung für Spencers vorbildlich gutes Aussehen reichlich entschädigen.«
»Paul sieht gar nicht so schlecht aus«, sagte Stephanie. »Durch diese auffallende weiße Stirnlocke hat er jedenfalls eine interessante Frisur.«
»Ich weiß ja, dass es dir schwer fällt, irgendetwas Negatives über das Äußere eines Menschen zu sagen«, sagte Daniel. »Aber verstehen kann ich es nicht, schon gar nicht in diesem Fall, wenn man bedenkt, was du von diesen Leuten hältst. Könnten wir uns nicht wenigstens darauf verständigen, dass der Kerl aussieht wie eine skurrile Ente?«
»Jeder Mensch wird mit einem bestimmten Gesicht und einem Körper geboren, niemand kann es sich aussuchen. Ich würde sagen, Paul Saunders ist einzigartig. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der zwei verschiedenfarbige Augen hat.«
»Er leidet an einem bestimmten genetischen Syndrom«, erläuterte Daniel. »Es ist nach dem Entdecker des Krankheitsbildes benannt, aber ich kann mich nicht mehr an die genaue Bezeichnung erinnern. Wenn ich mich richtig erinnere, dann tritt es ziemlich selten auf. Irgendeine von diesen obskuren Erkrankungen, über die in Medizinerkreisen gelegentlich gefachsimpelt wird.«
»Eine Erbkrankheit!«, bemerkte Stephanie. »Siehst du, genau deshalb mäkele ich so ungern am äußeren Erscheinungsbild eines Menschen herum. Hat dieses Syndrom irgendwelche ernsthaften Auswirkungen auf die Gesundheit?«
»Das weiß ich nicht mehr«, gab Daniel zu.
Die Ampel wurde grün und sie fuhren über die Brücke. Von dort bot sich ein sehr schöner Blick auf den Hafen von Nassau und sie sprachen nicht weiter, bis sie auf der anderen Seite angelangt waren.
»Weißt du was?«, platzte Daniel plötzlich heraus. Er wechselte auf die Rechtsabbiegerspur und hielt an. »Wollen wir uns in diesem Einkaufszentrum noch was zum Anziehen besorgen? Wir brauchen zumindest Badesachen, damit wir an den Strand gehen können. Wenn die Kuriersendung da ist, werden wir nicht mehr viel Gelegenheit haben, uns den angenehmen Seiten der Stadt zu widmen.«
»Lass uns erst mal ins Hotel zurückfahren. Es wird langsam Zeit, dass wir uns bei Father Maloney melden. Er müsste mittlerweile wieder in New York sein, und vielleicht weiß er ja, ob wir unser Gepäck
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