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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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an und blieb ruckartig stehen. Sein Griff um Stephanies Hand wurde fester. Stephanie hatte gerade zu Boden geschaut, um über einen großen Felsbrocken zu steigen. Aufgeschreckt von Daniels Reaktion, blickte sie auf und hielt ebenfalls den Atem an.
    Eine hünenhafte Gestalt war vor ihnen auf den Weg gesprungen. In der Hand hielt sie eine riesige Waffe, die auf sie gerichtet war. Daniel registrierte auch einen roten Punkt direkt unterhalb des Pistolenlaufs.
    Daniel und Stephanie waren unfähig, sich zu rühren, während der Mann langsam näher kam. Auf seinem breiten, flachen Gesicht war ein höhnischer Zug zu erkennen, was Daniel schaudernd bemerkte. Gaetano näherte sich dem fassungslosen und wie gelähmt dastehenden Paar bis auf zwei Meter. Jetzt war es eindeutig, dass die Waffe direkt auf Daniels Stirn gerichtet war.
    »Wegen dir musste ich noch einmal zurückkommen, du Arschloch«, grollte Gaetano. »Das war eine falsche Entscheidung! Die Castigliano-Brüder sind sehr enttäuscht darüber, dass du nicht nach Boston zurückgefahren bist, um dich um das Geld zu kümmern, das sie dir geliehen haben. Ich dachte eigentlich, du hättest meine Nachricht verstanden, aber offensichtlich nicht. Dadurch hast du mich zum Deppen gemacht. Also leb wohl.«
    Ein lauter Schuss ertönte in der feuchten Stille der Nacht. Gaetanos Hand sackte zusammen mit der Waffe nach unten. Gleichzeitig stolperte Daniel nach hinten und zog dabei Stephanie mit sich. Stephanie kreischte laut, als der Körper schwer und mit ausgestreckten Armen nach vorne aufs Gesicht schlug. Nach wenigen Muskelzuckungen war alles ruhig. Aus der großen Austrittswunde an seinem Hinterkopf drangen Blut und eine graue Masse.

Kapitel 22
    Montag, 11. März 2002, 21.48 Uhr
    Es dauerte einige Zeit, bevor Daniel und Stephanie sich wieder rühren konnten. Und auch dann reichte es nur zu einer Begegnung ihrer Blicke, nachdem sie zuvor wie hypnotisiert die auf dem Bauch liegende Leiche zu ihren Füßen angestarrt hatten. Verstört wie sie waren, hielten sie beide den Atem in der vagen Hoffnung an, dass der beziehungsweise die andere vielleicht eine Erklärung dafür hatte, was da soeben geschehen war. In ihren Gesichtern mit den weit aufgerissenen Mündern spiegelten sich Angst, Entsetzen und Verwirrung, aber bald schon hatte Angst die Oberhand gewonnen. Ohne ein Wort zu sagen und ohne genau zu wissen, wer nun wen führte, ergriffen sie die Flucht, kletterten über die niedrige Mauer zu ihrer Linken und rannten Hals über Kopf den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Zunächst verlief ihre Flucht dank der Beleuchtung des Klosters noch relativ problemlos. Aber sobald sie in die Dunkelheit kamen, wurde es schwierig. Ihre Augen waren an die Helligkeit gewöhnt und so hetzten sie wie Blinde durch ein unebenes Gelände voller Hindernisse. Daniel stolperte als Erstes über einen niedrigen Busch und stürzte. Stephanie half ihm auf, stürzte dann aber selbst. Die harmlosen Schürfwunden, die sie dabei erlitten, spürten sie nicht einmal.
    Unter Aufbietung ihrer gesamten Willenskraft zwangen sie sich, langsamer zu gehen, um weitere Stürze zu vermeiden, auch wenn das Entsetzen, das sich in ihren Köpfen festgesetzt hatte, sie zum Laufen trieb. Minuten später gelangten sie an eine Treppe, die zur Straße hinunter führte. Mittlerweile hatten ihre Augen sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie im Schein des Mondes einige Einzelheiten erkennen und wieder schneller gehen konnten.
    »Wohin?«, flüsterte Stephanie atemlos, als sie auf dem Asphalt der Straße standen.
    »Bleiben wir auf dem Weg, den wir kennen«, wisperte Daniel gehetzt zurück.
    Hand in Hand flüchteten sie quer über die Straße und rannten die erste der vielen Treppen des Parks hinunter, so schnell es ihnen mit ihren Slippern möglich war. Die Unebenheit der Stufen machte es schwierig, aber auf den dazwischen liegenden Grasflächen rannten sie, so schnell sie nur konnten. Je weiter sie sich vom Kloster entfernten, desto dunkler wurde es, aber ihre Augen gewöhnten sich immer besser an die Lichtverhältnisse, sodass das Mondlicht bequem ausreichte, um einen Zusammenstoß mit einer der Skulpturen zu verhindern.
    Nach der dritten Treppe waren sie so erschöpft, dass sie in Trab verfallen mussten. Daniel war noch stärker außer Atem als Stephanie; als sie schließlich in der Nähe des Swimmingpools angelangt waren, wo sie sich wegen der Beleuchtung relativ sicher fühlen konnten, musste er stehen bleiben.

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