Die Operation
der Snackbar gehuscht.«
Daniel packte Stephanie an beiden Schultern und drehte sie, gegen ihren anfänglichen Widerstand, zu sich um, damit sie ihm in die Augen sah. »He! Na komm schon! Wir sind hier raus gegangen, um uns zu entspannen. Wir haben beide einen verdammt anstrengenden Tag hinter uns, vor allem du.«
»Vielleicht gehen wir lieber zurück und machen einen Strandspaziergang. Dort sind in der Regel mehr Leute. Dieser Park hier ist mir irgendwie zu groß, zu dunkel und zu einsam.«
»Wir gehen hoch zu diesem Kloster«, sagte Daniel bestimmt und deutete den Hügel hinauf. »Es hat uns beide neugierig gemacht und außerdem, wie gesagt, ist es von der Symbolik her genau das Richtige. Wir brauchen einen Schutzschild vor dem augenblicklich herrschenden Chaos. Außerdem. Ruinen besucht man sowieso am besten nachts. Also, reiß dich zusammen und nichts wie los!«
»Und wenn sich wirklich jemand hinter das Geländer geduckt hat?« Stephanie reckte schon wieder den Hals, um über die Bougainvilleen hinwegzusehen.
»Soll ich zurücklaufen und nachsehen? Wenn ich dich damit beruhigen kann, dann mache ich das wirklich gerne. Deine Paranoia ist absolut verständlich, aber es ist und bleibt eine Paranoia. Um Gottes willen, wir sind schließlich immer noch auf dem Hotelgelände. Hier gibt es doch überall Wachleute, weißt du noch?«
»Naja, schon«, lenkte Stephanie zögernd ein. Flüchtig ging ihr das Bild von Kurt Hermann und seinem anzüglichen Grinsen durch den Kopf. Es gab viele gute Gründe, um überreizt zu sein.
»Und, was meinst du, soll ich schnell zurücklaufen?«
»Nein, ich möchte, dass du hier bleibst.«
»Also gut, dann komm! Gehen wir zum Kloster hoch.« Daniel nahm sie an der Hand und ging mit ihr auf den Hauptweg zurück, der an einer ganzen Anzahl von Terrassen vorbei und über breite Treppenstufen zur Hügelkuppe mit dem Kloster hinaufführte. Im Gegensatz zu der dunklen Parkanlage war das Kloster beleuchtet. Es wurde von Bodenscheinwerfern sparsam angestrahlt, was die gotischen Spitzbögen besonders gut zur Geltung brachte, sodass das Gebäude aus der Ferne fast wie ein Edelstein wirkte.
Sie stiegen stetig höher hinauf. Auf jeder Terrassenstufe befand sich in der Mitte ein Springbrunnen oder eine Skulptur, die umrundet werden konnte, aber dann entdeckten sie zu beiden Seiten in schattigen Lauben noch weitere Statuen. Einige waren aus Marmor, andere aus Stein oder in Bronze gegossen. Allerdings widerstanden sie der Versuchung, sie näher zu betrachten, weil sie keine Umwege mehr machen wollten.
»Ich hatte keine Ahnung, dass es hier draußen so viele Kunstwerke zu sehen gibt«, sagte Stephanie.
»Das ganze Gelände war ein privates Anwesen, bevor sie ein Hotel daraus gemacht haben«, sagte Daniel. »Zumindest steht das in der Broschüre.«
»Was steht denn da über das Kloster?«
»Ich weiß nur noch, dass es aus Frankreich stammt und im zwölften Jahrhundert erbaut worden ist.«
Stephanie stieß einen verwunderten Pfiff aus. »Nur sehr wenige Klöster sind aus Frankreich weggeschafft worden. Ehrlich gesagt kenne ich nur noch ein anderes, und das ist nicht so alt.«
Sie erklommen die letzten Stufen. Als sie dann auf der Anhöhe standen, stellten sie fest, dass eine geteerte, öffentliche Straße ihren Weg kreuzte und damit das Kloster von dem dazugehörigen Park trennte. Von unten konnte man die Straße nur sehen, wenn ein Auto vorbeifuhr, und das war bisher nicht der Fall gewesen.
»Das finde ich aber merkwürdig«, sagte Daniel und blickte links und rechts die Straße entlang. Sie verlief von Ost nach West entlang der Mittelachse von Paradise Island.
»Ich nehme an, das ist der Preis des Fortschritts«, sagte Stephanie. »Ich wette, sie führt raus zum Golfplatz.«
Sie überquerten die Straße, deren schwarze Oberfläche immer noch die Hitze des Tages abstrahlte, und stiegen die paar wenigen Stufen bis zur Kuppe des Hügels mit dem Kloster hinauf. Der jahrhundertealte Bau bestand aus nichts weiter als einer quadratischen Fläche, umgeben von einer Doppelreihe von Bogengängen mit gotischen Säulen und ohne Dach. Die Spitzbögen der inneren Säulenreihe waren jeweils mit einem Ornament verziert.
Daniel und Stephanie näherten sich dem Bauwerk. Dabei mussten sie vorsichtig sein, da der Boden rund um das Kloster im Gegensatz zu dem unter ihnen liegenden Park uneben war und überall Steine und zerbrochene Muscheln herumlagen.
»Ich glaube, das Ding sieht von weitem fast besser aus
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