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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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den Pool herumgegangen und steuerten den ausgedehnten, dunklen, verlassenen Park an. Viel konnte Gaetano in der Dunkelheit nicht erkennen, einmal abgesehen von einigen schemenhaft wahrnehmbaren Statuen und Hecken. Was er aber deutlich sehen konnte, war das mittelalterliche Kloster. Es leuchtete im Schein des Mondes und wirkte wie eine Krone über einer Reihe ansteigender, schattiger Gartenterrassen.
    Gaetanos Hand glitt in die linke Hosentasche und legte sich um den Griff der schallgedämpften Automatik. Die Erregung durch den kalten Stahl ließ ihn erschaudern, und vor seinem geistigen Auge konnte er bereits den roten Laserpunkt auf der Stirn des Professors erkennen, kurz bevor er den Abzug drückte.

Kapitel 21
    Montag, 11. März 2002, 21.37 Uhr
    »Diese Statue da kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte Daniel. »Ist die vielleicht berühmt?«
    Daniel und Stephanie standen auf einem gepflegten Rasenstück und betrachteten eine liegende Nackte aus weißem Marmor, die in dem feuchten, nebligen Halbdunkel des von Versailles inspirierten Gartenparks des Ocean Club zu glühen schien. Ein silbrig blaues Leuchten lag über der streng gestalteten Landschaft und bildete einen scharfen Kontrast zu den tiefvioletten Schatten.
    »Ich nehme an, es handelt sich um die Nachbildung einer Canova-Skulptur«, antwortete Stephanie. »Das heißt also, ja, sie ist ziemlich berühmt. Falls es die ist, die ich meine, dann steht das Original in der Villa Borghese in Rom.«
    Daniel schickte einen bewundernden Blick in ihre Richtung, den sie aber nicht mitbekam. Sie war vollkommen damit beschäftigt, ihre Hand vorsichtig auf den Oberschenkel der Frau zu legen. »Unglaublich, wie sehr der Marmor im Mondschein der Haut ähnelt.«
    »Woher, um alles in der Welt, weißt du, dass das eine Canova-Skulptur ist, was immer das sein mag?«
    »Antonio Canova war ein bekannter italienischer Bildhauer des achtzehnten Jahrhunderts, ein Vertreter des Klassizismus.«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Daniel mit lang anhaltendem, ungläubigem Staunen. »Wie kommt es, dass du auf Knopfdruck solche obskuren Fakten ausspucken kannst? Oder willst du dich über mich lustig machen und hast die Broschüre gelesen, die in unserem Zimmer liegt?«
    »Ich habe die Broschüre nicht gelesen, aber ich habe gesehen, wie du sie gelesen hast. Vielleicht solltest du die Führung übernehmen.«
    »Keine Chance! Das Einzige, was ich mir gründlich durchgelesen habe, war der Abschnitt über das Kloster auf dem Hügel. Also mal im Ernst, woher kennst du diesen Canova?«
    »Ich habe am College Geschichte belegt«, sagte Stephanie. »Und bei der dazugehörigen Einführung in die Kunstgeschichte ist mehr hängen geblieben als bei den meisten anderen Kursen, die ich besucht habe.«
    »Manchmal versetzt du mich wirklich in Erstaunen«, meinte Daniel. Dann machte er es Stephanie nach und legte die Hand auf das Marmorkissen, auf das die Frau sich stützte. »Es ist unglaublich, wie diese Kerle es geschafft haben, den Marmor so weich aussehen zu lassen. Sieh mal, wie ihr Körpergewicht den Stoff eindrückt.«
    »Daniel!«, sagte Stephanie unvermittelt. Es klang eindringlich.
    Daniel richtete sich auf und versuchte, in der Dunkelheit aus Stephanies Gesichtsausdruck schlau zu werden. Sie starrte zurück in Richtung Pool. Er folgte ihrem Blick, konnte aber in der schemenhaft vom Mond beleuchteten Landschaft nichts Außergewöhnliches entdecken. »Was ist los? Hast du etwas gesehen?«
    »Ja, genau«, sagte Stephanie. »Ich habe eine Bewegung gesehen, aus dem Augenwinkel. Ich glaube, da ist jemand hinter der Balustrade.«
    »Na und? So schön, wie es hier ist, müssen da ja Leute sein. Wir können schließlich nicht erwarten, dass wir den ganzen riesigen Park für uns alleine haben.«
    »Das stimmt«, pflichtete ihm Stephanie bei. »Aber ich glaube, derjenige hat sich schnell weggeduckt, als ich mich umgedreht habe. Als wollte er nicht gesehen werden.«
    »Was soll das denn heißen?«, wollte Daniel mit seinem typischen verächtlichen Lachen wissen. »Dass uns jemand nachspioniert?«
    »Na ja, irgend so was in der Art.«
    »Ach, komm schon, Stephanie! Das habe ich doch nicht ernst gemeint.«
    »Tja, aber ich schon. Ich glaube wirklich, dass ich jemanden gesehen habe.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und blickte angestrengt in die Dunkelheit. »Und da ist noch jemand«, sagte sie aufgeregt.
    »Wo? Ich sehe niemanden.«
    »Hinten beim Pool. Da ist gerade jemand aus dem Licht in den Schatten

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