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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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noch nie zuvor einen Toten gesehen, ganz zu schweigen von einem solch drastischen Mord direkt vor ihren Augen.
    Stephanie schüttelte die aufkommende Übelkeit angesichts des grauenhaften Bildes ab, das sich für immer in ihr Gedächtnis gebrannt hatte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als einfach verschwinden zu können. Vom ersten Augenblick an, als Daniel ihr dieses Geheimprojekt vorgeschlagen hatte, hatte sie kein gutes Gefühl gehabt. Aber dass es so schlimm werden würde, das hätte sie in ihren wildesten Alpträumen nicht für möglich gehalten. Und doch war sie in der ganzen Angelegenheit gefangen wie in einer Grube voller Treibsand und wurde immer tiefer und tiefer hineingezogen, ohne sich daraus befreien zu können.
    Daniel hingegen war sich zunehmend sicherer, dass seine Entscheidung richtig war. Zunächst hatte er noch Zweifel gehabt, doch das hatte sich geändert, als ihm Professor Wortheims Prophezeiung einer Katastrophe wieder eingefallen war und Besitz von ihm ergriffen hatte. Von Anfang an hatte Daniel sich geschworen, dass er nicht scheitern würde. Um ein Scheitern zu verhindern, musste Butler behandelt werden, und das bedeutete, dass sie auf keinen Fall etwas mit der Polizei zu tun haben durften. Da er und Stephanie die einzige Spur im Zusammenhang mit diesem Mord wären, wenn nicht sogar Tatverdächtige, würde selbst bei einer oberflächlichen Ermittlung unweigerlich auch ihre Tätigkeit in Nassau in den Blickpunkt der Behörden geraten. Dann müsste Butler noch vor seiner Ankunft über die Entwicklungen in Kenntnis gesetzt werden, denn wenn er erst einmal hier war, dann würden die Ermittlungen höchstwahrscheinlich auch seine Rolle bei der ganzen Geschichte ans Tageslicht bringen, und das hätte einen gewaltigen Ansturm der Medien zur Folge. Angesichts solcher Aussichten hatte Daniel große Zweifel, ob Butler überhaupt noch anreisen würde.
    Als sie vor ihrer Suite angelangt waren, schloss Daniel die Tür auf. Stephanie ging zuerst hinein und schaltete das Licht ein. Der Zimmerservice hatte seine Arbeit gemacht, das Zimmer bot ein Bild des Friedens. Die Vorhänge waren zugezogen, klassische Musik drang sanft aus dem Radio neben den gemachten Betten und auf jedem Kissen lag ein Bonbon. Daniel sicherte die Tür mit sämtlichen verfügbaren Schlössern.
    Stephanie hob ihr Kleid hoch und betrachtete ihr Knie. Sie war erleichtert, dass die Verletzung weniger schwer zu sein schien, als sie angesichts des vielen Bluts, das mittlerweile bis in ihren Schuh hinein gelaufen war, vermutet hatte. Daniel sah nach seinem Knie, indem er die Hose zu Boden fallen ließ. Ähnlich wie Stephanie hatte auch er Hautabschürfungen davongetragen. Sie hatten Muschelsplitter in ihren Wunden, und ihnen war klar, dass sie die entfernen mussten, damit sich die Blessuren nicht entzündeten.
    »Ich bin wahnsinnig nervös«, gestand Daniel. Er stieg aus der Hose und streckte die Hand aus. Sie zitterte, als hätte er Schüttelfrost. »Das muss der Adrenalinstoß sein. Lass uns eine Flasche Wein aufmachen, solange das Badewasser einläuft.
    Die Schürfwunden müssen einweichen und die Kombination aus Wein und Baden dürfte uns ein bisschen beruhigen.«
    »Okay«, sagte Stephanie. Vielleicht konnte sie ja nach einem Bad etwas klarer denken. »Ich lasse das Wasser ein. Du holst den Wein!« Nachdem sie ein wenig Badesalz in die Wanne geschüttet hatte, drehte sie das heiße Wasser voll auf. Schnell war das ganze Badezimmer voller Wasserdampf. Schon nach wenigen Minuten hatten die Düfte und das Rauschen des Wassers sie etwas beruhigt. Als sie, in einen Hotelbademantel gehüllt, aus dem Badezimmer trat und Daniel Bescheid gab, dass das Wasser eingelaufen sei, fühlte sie sich entschieden leichter. Daniel saß auf der Couch, das Branchentelefonbuch lag aufgeschlagen auf seinem Schoß. Auf dem Kaffeetisch standen zwei mit Rotwein gefüllte Gläser. Stephanie nahm eines davon in die Hand und trank einen Schluck.
    »Mir ist noch etwas anderes eingefallen«, sagte Daniel. »Die beruhigenden Telefonate, die du mit deiner Mutter geführt hast, haben bei diesen Castiglianos offensichtlich nicht den gewünschten Effekt erzielt.«
    »Wir wissen ja gar nicht, ob mein Bruder den Castiglianos das erzählt hat, was wir gerne wollten.«
    »Egal«, sagte Daniel und winkte ab. »Der entscheidende Punkt ist doch, dass sie diesen Schlägertypen hier herunter geschickt haben, damit er mich fertig macht und dich vielleicht auch. Diese Leute sind

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