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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Vornübergebeugt stützte er die Hände auf die Knie und keuchte. Einen Augenblick lang konnte er nicht einmal sprechen.
    Auch Stephanies Brustkorb hob und senkte sich heftig, und sie blickte unsicher noch einmal dorthin zurück, wo sie gerade hergekommen waren. Der Schock angesichts der Ereignisse hatte in ihrer Einbildung alle möglichen Dämonen entstehen lassen, von denen sie sich verfolgt fühlte, doch der mondbeschienene Park bot denselben friedvollen und idyllischen Anblick wie zuvor. Irgendwie erleichtert wandte sie sich wieder Daniel zu.
    »Geht es dir gut?«, presste sie zwischen zwei keuchenden Atemzügen hervor.
    Daniel nickte. Er konnte immer noch nicht sprechen.
    »Lass uns ins Hotel gehen.«
    Wieder nickte er. Dann richtete er sich auf und ergriff, nachdem er ebenfalls einen schnellen Blick zurück geworfen hatte, Stephanies ausgestreckte Hand.
    Sie entschieden sich für ein normales Tempo, gingen am Rand des Pools entlang und dann die Treppe hinauf, die zu der barocken Balustrade führte.
    »War das der, der dich auch in dem Bekleidungsgeschäft überfallen hat?«, fragte Stephanie. Sie musste immer noch heftig atmen.
    »Ja!«, brachte Daniel hervor.
    Sie gingen an den Häuschen vorbei und betraten den nur von einer Kerze erleuchteten Empfangsbereich des Wellnessbades, der gleichzeitig als Übergang vom Poolbereich in das Hotel diente. Nach dem grässlichen Schauspiel, das sich oben in den Klosterruinen abgespielt hatte, und ihrem Entsetzen darüber, empfanden sie die karge asiatische Atmosphäre des Badebereiches, seine Sauberkeit und seine vollkommene Ruhe als unwirklich, ja fast schon schizophren. Als sie dann das Restaurant im Innenhof mit seinen schick gekleideten Gästen, der Livemusik und den Kellnern im Smoking betraten, gerieten ihre Gefühle noch mehr durcheinander. Ohne miteinander oder mit jemand anderem zu sprechen, gingen sie weiter ins Hotel.
    Als sie im Empfangsbereich mit seiner hohen, gewölbten Decke angelangt waren, griff Stephanie nach Daniels Arm und brachte ihn zum Stehen. Zu ihrer Rechten befand sich der Aufenthaltsraum, wo sich gelegentliches Lachen unter die leisen Unterhaltungen der Gäste mischte, links der weit geöffnete Hoteleingang, der hinaus in die Säulenhalle führte. Dort standen livrierte Portiers in Bereitschaft. Direkt vor ihnen lagen die Empfangstresen, von denen aber im Augenblick nur einer besetzt war. Unter der Decke drehten sich gemächlich einige Ventilatoren.
    »Mit wem sollen wir reden?«, fragte Stephanie.
    »Ich weiß nicht. Lass mich nachdenken!«
    »Wie wäre es mit dem Dienst habenden Geschäftsführer?«
    Noch bevor Daniel antworten konnte, trat einer der Portiers zu ihnen. »Verzeihen Sie«, sagte er zu Stephanie. »Geht es Ihnen gut?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte Stephanie.
    Der Türsteher zeigte nach unten. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie da am linken Bein bluten?«
    Stephanie blickte an sich herab und registrierte zum ersten Mal, wie verwahrlost sie aussah. Durch den Sturz war ihr Kleid mit Dreck beschmiert worden, der Saum war eingerissen. Die bis zu den Oberschenkeln reichenden Strümpfe sahen noch schlimmer aus und waren unterhalb ihres linken Knies zerrissen. Bis zum Knöchel hinunter war alles voller Laufmaschen und Blut, das als dünnes Rinnsal vom Knie nach unten lief. Dann bemerkte sie, dass auch ihre rechte Handfläche aufgeschürft war. In der Wunde klebten immer noch winzig kleine Muschelsplitter.
    Daniel sah nicht viel besser aus. Unterhalb seines rechten Knies war die blutbefleckte Hose aufgerissen und sein Jackett, dessen rechte Seitentasche fast vollständig abgerissen war, war mit Muschelsplittern übersät.
    »Das ist nicht weiter schlimm«, versicherte Stephanie dem Türsteher. »Das habe ich nicht einmal gespürt. Wir sind beim Swimmingpool ausgerutscht.«
    »Gleich hier vor der Tür steht ein Golf-Kart«, sagte der Türsteher. »Kann ich Sie vielleicht zu Ihrem Zimmer bringen?«
    »Ich denke, es wird schon gehen«, sagte Daniel. »Aber trotzdem vielen Dank für Ihre Mühe.« Er nahm Stephanie am Arm und schob sie auf die Tür zu, die zu ihrem Zimmer führte.
    Zunächst ließ Stephanie sich auch bereitwillig wegführen, aber kurz vor der Tür riss sie sich los. »Moment mal! Sollten wir nicht erst mit jemandem darüber reden?«
    »Nicht so laut! Komm jetzt! Gehen wir auf unser Zimmer und waschen wir uns erst mal. Dort können wir dann reden.«
    Daniels Verhalten versetzte Stephanie in Erstaunen, sie ließ sich nach

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