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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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mehr länger im Zaum halten, was bei allem, was im letzten Monat geschehen war, sowieso jedes Mal schwieriger geworden war. Sie verfluchte sich, weil sie nicht schon zu Beginn dieser absurden und nun möglicherweise auch tragischen Affäre auf ihre innere Stimme gehört hatte.
    »Okay, da wären wir!«, sagte Jeffrey und deutete wieder auf den Monitor. »Das da ist das Mittelhirn, und das ist der Bereich der Substantia nigra, aber ich fürchte, ich kann keine Strahlung feststellen, wie man sie eigentlich von einem monoklonalen Antikörper mit Schwermetallmarkierung erwarten müsste.«
    »Vielleicht dauert es noch ein Weilchen, bis die Antikörper sich im Gehirn verteilt haben«, meinte Dr. Nawaz. »Oder vielleicht ist das OberflächenAntigen auf den Aktivzellen doch nicht so eindeutig unterscheidbar. Sind Sie sicher, dass Ihr Mitarbeiter Ihnen die richtige Substanz zugeschickt hat?«
    »Absolut sicher«, sagte Daniel. »Dr. D’Agostino hat das überprüft.«
    »Vielleicht sollten wir die Untersuchung in ein paar Stunden noch einmal wiederholen«, sagte Dr. Nawaz.
    »Bei unseren Mäusen haben wir sie nach dreißig, spätestens nach fünfundvierzig Minuten gesehen«, sagte Daniel. Er schaute auf seine Armbanduhr. »Das menschliche Gehirn ist größer, aber wir haben auch mehr Antikörper verwendet, und das vor einer Stunde. Wir müssten sie sehen. Sie müssen einfach da sein.«
    »Moment mal!«, sagte Jeffrey. »Da an der Seite sehe ich eine leichte, diffuse Radioaktivität.« Er ließ die Spitze des Radiergummis etwa einen Zentimeter nach rechts gleiten. Die leuchtenden Pünktchen waren nur schwer zu erkennen, wie winzige Schneeflocken vor mattem Glas.
    »Oh, mein Gott!«, platzte Dr. Nawaz hervor. »Das ist ja im Inneren des Schläfenlappens. Kein Wunder, dass er einen Anfall hatte.«
    »Sehen wir uns einmal die nächste Schicht an«, sagte Jeffrey, als das nächste Bild sich von oben nach unten über das vorherige schob.
    »Jetzt wird es noch deutlicher«, sagte Jeffrey. Er tippte mit dem Radiergummi auf den Bildschirm. »Ich würde sagen, sie befinden sich im Bereich des Hippocampus, aber um sie genau lokalisieren zu können, müssten wir ein bisschen Luft in das Ammonshorn des lateralen Ventrikels pusten. Willst du das machen?«
    »Nein!«, sagte Dr. Nawaz erregt. Er richtete sich auf und schlug die Hände vor den Kopf. »Wie kann die Spritze bloß so weit daneben liegen, verflucht nochmal? Ich kann es einfach nicht glauben. Ich bin sogar nochmal zurückgegangen und habe mir die Röntgenbilder angeschaut, neu gemessen und mit den Einstellungen an der Führungsschiene verglichen. Die Werte waren absolut korrekt.« Er nahm die Hände vom Kopf und breitete sie aus, als erbäte er flehentlich eine Erklärung für das, was geschehen war.
    »Vielleicht ist der Rahmen ein bisschen verrutscht, als wir mit dem OP-Tisch gegen den Türpfosten geprallt sind?«, sagte Dr. Newhouse.
    »Was sagen Sie da?« Dr. Nawaz klang fordernd. »Sie haben gesagt, der Tisch habe den Türpfosten gestreift. Was genau meinen Sie mit ›geprallt‹?«
    »Wann ist der OP-Tisch gegen den Türpfosten gestoßen?«, fragte Daniel. Davon hörte er jetzt gerade zum ersten Mal. »Und um welchen Türpfosten geht es überhaupt?«
    »Dr. Saunders hat ›gestreift‹ gesagt«, sagte Dr. Newhouse, ohne Daniel zu beachten. »Ich nicht.«
    Dr. Nawaz blickte Paul fragend an. Paul nickte zögernd. »Vielleicht war es doch eher ein Aufprall als ein Streifen, aber das ist auch nicht so wichtig. Constance hat am Rahmen gezogen und hat festgestellt, dass er ganz fest sitzt.«
    »Gezogen?«, schrie Dr. Nawaz. »Wie kommt sie denn dazu, am Rahmen zu ziehen?«
    In der nun folgenden unangenehmen Stille wechselten Paul und Dr. Newhouse einen Blick.
    »Was soll das denn sein, eine Verschwörung?«, sagte Dr. Nawaz. »Los, ich will eine Antwort!«
    »Der Kopf des Patienten ist nach vorne geschleudert worden«, erklärte Dr. Newhouse. »Ich wollte den Patienten so schnell wie möglich wieder an die Herzüberwachung anschließen, also haben wir den Tisch ziemlich schnell geschoben. Leider sind wir dann in einem schrägen Winkel auf die OP-Tür zugefahren. Nach dem Aufprall ist Constance herübergekommen und hat den Rahmen abgestützt. Sie hatte OP-Schürze und Handschuhe an. Wir wollten auf keinen Fall eine mögliche Infektion riskieren, da der Patient aufgewacht war und wir seine Hände noch nicht wieder festgebunden hatten. Aber die Sterilität war zu keinem Zeitpunkt
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