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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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gearbeitet haben, an der richtigen Stelle angekommen sind.«
    »Das stimmt, aber ich habe es auch noch nie erlebt, dass ein Patient bei einem solchen Eingriff einen Anfall bekommen hat«, sagte Dr. Nawaz. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass die Zellen gar nicht in der Substantia nigra sind?«, protestierte Daniel. »Falls ja, dann will ich nichts davon hören.«
    »Hören Sie zu!«, gab Dr. Nawaz empört zurück. »Sie haben mich doch schließlich ermutigt, den Eingriff ohne die notwendige Röntgenkontrolle fortzusetzen.«
    »Wir sollten uns jetzt nicht streiten«, schaltete sich Stephanie ein. »Wir können die Aktivzellen ja sichtbar machen.«
    Alle Blicke waren auf sie gerichtet.
    »Wir haben den Aktivzellen ein Gen für den Oberflächenrezeptor einer Insektenzelle eingepflanzt«, erläuterte Stephanie. »Das haben wir auch bei unseren Tierversuchen gemacht, eben um die Zellen sichtbar machen zu können. Das geschieht mit Hilfe von monoklonalen Antikörpern, die ein röntgendichtes Schwermetall enthalten. Ein radiologisches Labor hat diese Antikörper speziell in unserem Auftrag entwickelt, und wir haben sie mitgebracht. Sie sind steril und einsatzbereit. Sie müssen lediglich unterhalb der Gehirnhäute in die Gehirnflüssigkeit injiziert werden. Bei den Mäusen hat es einwandfrei funktioniert.«
    »Wo sind diese Antikörper?«, fragte Dr. Nawaz.
    »Im Labor drüben, im Gebäude eins«, sagte Stephanie. »Sie stehen auf dem Schreibtisch in dem kleinen Büro, das man uns gegeben hat.«
    »Marjorie«, sagte Paul. »Rufen Sie Megan Finnigan im Labor an! Sie soll sich die Antikörper schnappen und im Laufschritt hierher bringen.«

Kapitel 26
    Sonntag, 24. März 2002, 14.15 Uhr
    Dr. Jeffrey Marcus war ein ortsansässiger Radiologe und gehörte zur Belegschaft des Doctors Hospital in der Shirley Street im Zentrum von Nassau. Spencer hatte mit ihm vereinbart, dass er der Wingate Clinic bei Bedarf jederzeit zur Verfügung stand, bis ein fest angestellter Radiologe sinnvoll wurde. Sobald es klar war, dass man eine Computertomografie von Ashley benötigte, hatte Spencer eine Schwester gebeten, Jeffrey anzurufen. Es war Sonntagnachmittag und er hatte sofort Zeit - sehr zur Freude von Dr. Nawaz. Er kannte Jeffrey von Oxford her und wusste, dass er über einige neuro-radiologische Erfahrung verfügte.
    »Das hier sind die transversalen Sektoren des Gehirns, die am hinteren Ende der Brücke ansetzen«, sagte Jeffrey und deutete mit dem Radiergummiende eines altmodischen, gelben Dixon-Bleistifts in Stärke zwei auf den Computermonitor. Jeffrey Marcus war ein Engländer, der vor dem heimatlichen Wetter auf die Bahamas geflüchtet war, genau wie Dr. Newhouse. »Wir schieben uns in Ein-Zentimeter-Abständen schädelwärts weiter und müssten eigentlich nach einer, maximal zwei Schichten auf Höhe der Substantia nigra sein.«
    Jeffrey saß vor dem Computer. Von rechts beugte sich Dr. Nawaz zu ihm, um eine bessere Sicht auf den Bildschirm zu haben. Daniel stand unmittelbar links neben Jeffrey. Vor dem Fenster mit Blick in das Zimmer mit dem Computertomografen standen Paul, Spencer und Dr. Newhouse. Dieser hielt eine weitere mit Betäubungsmitteln gefüllte Spritze in der Hand, die aber nicht notwendig gewesen war. Ashley war seit der zweiten Dosis nicht wieder aufgewacht, weder beim Zunähen der mit einer Metallplatte versiegelten Schädelöffnung noch beim Abmontieren des stereotaktischen Rahmens oder bei seinem Transport auf den Tisch des Computertomografen. Im Augenblick lag Ashley auf dem Rücken, den Kopf in der Öffnung des riesigen, brötchenförmigen Apparates. Seine Hände ruhten gekreuzt auf der Brust, die Handfesseln waren zwar angelegt, aber nicht festgezurrt. Er hing immer noch am Tropf. Allem Anschein nach schlief er ruhig und friedlich.
    Stephanie hatte sich etwas zurückgezogen und lehnte im Hintergrund mit verschränkten Armen an einer Arbeitsplatte. Niemand bemerkte, dass sie mit den aufsteigenden Tränen kämpfte. Sie hoffte inständig, dass sie nicht angesprochen wurde, denn falls doch, würde sie die Beherrschung verlieren. Sie überlegte, ob sie den Raum verlassen sollte, hatte aber Angst, dass das zu viel Aufmerksamkeit erregen könnte. Also blieb sie stehen und litt stumm weiter. Auch ohne die bevorstehende Computertomografie sagte ihr ihre Intuition, dass bei der Implantation der Aktivzellen etwas Entscheidendes schief gelaufen war. Damit ließen sich ihre Gefühle nicht
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