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Die Operation

Titel: Die Operation
Autoren: Robin Cook
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unter dem Begriff Schläfenlappen-Anfall.«
    »Was könnte denn die Ursache sein, wenn nicht die Medikamente?«, wollte Paul wissen. »Die Nadel, die in seinem Gehirn gesteckt hat?«
    »Wenn die Nadel der Auslöser gewesen wäre, dann wäre es, glaube ich, schon früher passiert«, meinte Dr. Nawaz. »Da der Anfall aber erst gegen Ende der Implantation aufgetreten ist, denke ich, müssen wir davon ausgehen, dass es da einen direkten Zusammenhang gibt.« Er blickte Dr. Newhouse an. »Könnten Sie mal nachsehen, ob er schon schläft?«
    Dr. Newhouse griff unter das Tuch und rüttelte sanft an Ashleys Schulter. »Irgendeine Reaktion?«, fragte er Dr. Nawaz.
    Dieser schüttelte den Kopf und ließ das Tuch über Ashleys Gesicht sinken. Dann stieß er hinter seiner Gesichtsmaske einen Seufzer aus und wandte sich Daniel zu. Er verschränkte die Arme mit den immer noch in sterile Handschuhe verpackten Händen vor der Brust.
    Als Daniel in die dunklen, starren Augen des Neurochirurgen blickte, spürte er seine Knie zu Gummi werden. Er wusste, dass Dr. Nawaz sich ernsthafte Sorgen machte, und diese Tatsache brachte seine bis jetzt mühsam aufrechterhaltene Beherrschung ins Wanken. Die Angst vor einer Komplikation, die sich, seitdem Ashley sich über den Gestank beschwert hatte, in seinem Hinterkopf festgesetzt hatte, brach nun mit der Macht eines Dammbruchs über ihn herein.
    »Ich glaube, Sie können die Knöchel des Patienten jetzt loslassen«, sagte Dr. Nawaz.
    Daniel löste seinen Griff, den er, auch nachdem Marjorie die Fußfesseln angebracht hatte, gedankenverloren beibehalten hatte.
    »Dieser Anfall bereitet mir Sorge«, sagte Dr. Nawaz. »Erstens glaube ich nicht, dass er von den Medikamenten ausgelöst worden ist. Und darüber hinaus deutet die Tatsache, dass es trotz der Medikamente dazu gekommen ist, darauf hin, dass es sich um eine besonders heftige, brennpunktartige Störung im Gehirn gehandelt hat.«
    »Was spricht gegen einen Zusammenhang mit den Medikamenten?«, fragte Daniel, eher aus Gründen der Hoffnung als der Vernunft. »Könnte es sich nicht um eine Art Traum im Drogenrausch gehandelt haben? Ich meine, Diazepam und Fentanyl, das ist ein starkes Gemisch. Ein solches Gebräu intravenös verabreicht muss doch eigentlich in Zusammenhang mit der enormen suggestiven Wirkung des Turiner Grabtuchs die wildesten Phantasien hervorrufen.«
    »Was hat denn das Turiner Grabtuch damit zu tun?«, wollte Dr. Nawaz wissen.
    »Das bezieht sich auf die Aktivzellen«, sagte Daniel. »Es ist eine lange Geschichte, aber vor dem Prozess des Klonens wurden einige Gene des Patienten durch Gene ersetzt, die aus dem Blut des Turiner Grabtuchs stammen. Das ist auf besonderen Wunsch des Patienten hin geschehen, der von der Authentizität des Grabtuchs überzeugt ist. Er hat sogar gesagt, dass er auf eine göttliche Intervention hofft.«
    »Ich denke schon, dass eine solche Vorstellung zur Verwirrung des Patienten beigetragen haben kann«, sagte Dr. Nawaz. »Aber wir können uns der Tatsache nicht verschließen, dass dieser Anfall während der Implantation aufgetreten ist.«
    »Aber wie können Sie sich da so sicher sein?«, fragte Daniel.
    »Wegen des Zeitpunktes und wegen der olfaktorischen Halluzination«, erwiderte Dr. Nawaz. »Der Gestank, den er wahrgenommen hat, war eine Aura, und ein Charakteristikum eines Schläfenlappen-Anfalls besteht darin, dass er mit einer Aura beginnt. Als weitere Charakteristika wären zu nennen: Hyperreligiosität, heftige Stimmungsschwankungen, eine intensive Libido und aggressives Verhalten. All diese Symptome hat der Patient in der kurzen Zeit seines Wachens gezeigt und damit ein klassisches Beispiel gegeben.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Daniel, obwohl er Angst vor der Antwort hatte.
    »Beten, dass es sich um ein einmaliges Phänomen handelt«, sagte Dr. Nawaz. »Wobei, angesichts der Intensität, die der Kern dieses Anfalls zweifellos hatte, würde es mich überraschen, wenn er nicht eine voll ausgebildete Schläfenlappen-Epilepsie entwickeln würde.«
    »Können wir denn prophylaktisch gar nichts dagegen unternehmen?«, wollte Stephanie wissen.
    »Schade, dass wir nicht sehen können, wo genau die Aktivzellen hingewandert sind«, sagte Dr. Nawaz. »Vielleicht könnten wir dann etwas unternehmen.«
    »Was soll das denn heißen, wo sie hingewandert sind?«, meldete sich Daniel zu Wort. »Sie haben mir doch gesagt, dass Sie bis jetzt immer, wenn Sie mit dem stereotaktischen Rahmen
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