Die Operation
brillante Idee. Ich will damit nicht sagen, dass wir tatsächlich DNA vom Grabtuch verwenden müssen. Wir könnten es einfach behaupten, das Ergebnis wäre dasselbe. Aber die Möglichkeit wäre durchaus gegeben. Falls tatsächlich Blut auf dem Grabtuch ist und wir etwas davon bekommen können, dann würde es funktionieren.«
»Auch, wenn der Blutfleck aus dem dreizehnten Jahrhundert stammt?«
»Das Alter dürfte eigentlich keine Rolle spielen. Die DNA ist dann zwar nur fragmentarisch vorhanden, aber das wäre kein Problem. Wir könnten die gleiche Sonde benutzen wie bei einer frischen DNA, würden das benötigte Segment herstellen und es dann mit einer Polymerase-Kettenreaktion vervielfältigen. Dadurch würde die Herausforderung und die Spannung in vielerlei Hinsicht sogar noch größer werden. Das Schwierigste dürfte vermutlich sein, der Versuchung zu widerstehen, den Vorgang in einer Fachzeitschrift wie Nature oder Science zu veröffentlichen. Stell dir mal die Schlagzeile vor: ›HTSR und Turiner Grabtuch ermöglichen erstmalig die Heilung der Parkinson-Krankheit beim Menschenc.«
»Aber wir werden das nicht veröffentlichen können«, sagte Stephanie.
»Ich weiß! Aber es macht doch Spaß, sich so etwas auszudenken, als Vorbote für das, was danach noch kommen soll. Als nächsten Schritt führen wir dann ein kontrolliertes Experiment durch, und das können wir auf jeden Fall veröffentlichen. Dann steht CURE bestimmt schon im Brennpunkt des öffentlichen Interesses und das Jammertal der Geldnot liegt längst hinter uns.«
»Ich wünschte, ich könnte deine Begeisterung teilen.«
»Ich glaube, das kommt noch, sobald es einmal losgeht. Wir haben heute Abend zwar nicht über einen Zeitplan gesprochen, aber ich gehe davon aus, dass der Senator das möglichst schnell erledigen möchte. Das heißt, wir fangen morgen mit den Vorbereitungen an, sobald wir wieder in Boston sind. Ich werde mich um die Wingate Clinic kümmern und versuchen, einen geeigneten Neurochirurgen aufzutreiben. Wie wär’s, wenn du dich mit dem Turiner Grabtuch beschäftigst?«
»Das dürfte zumindest ganz interessant werden«, sagte Stephanie. Sie versuchte, bei der Vorstellung, Butler zu behandeln, wenigstens ein bisschen Tatendrang zu entwickeln, auch wenn ihr Gefühl ihr etwas anderes sagte. »Ich bin mal gespannt, wieso es für die Kirche immer noch als Reliquie gilt, obwohl es sich als Fälschung herausgestellt hat.«
»Der Senator glaubt jedenfalls immer noch an seine Echtheit.«
»Wenn ich mich recht entsinne, dann wurde die C-14-Datierung von drei unabhängigen Labors bestätigt. Es wäre nicht einfach, das zu widerlegen.« »Wir werden ja sehen, was du herausbekommst«, sagte Daniel. »In der Zwischenzeit sollten wir uns schon mal auf ausgedehnte Reisen einstellen.«
»Du meinst Nassau, Bahamas?«
»Nassau und wahrscheinlich auch Turin, Italien, je nachdem, was du herausfindest.«
»Woher sollen wir das Geld für all diese Flüge bekommen?«
»Von Ashley Butler.«
Stephanie hob die Augenbrauen. »Wer weiß, vielleicht hat diese Eskapade auch ihre guten Seiten.«
»Also, bist du mit im Boot?«, wollte Daniel wissen.
»Ja, ich denke schon.«
»Das klingt aber nicht sehr überzeugt.«
»Mehr ist im Augenblick noch nicht drin. Aber ich könnte mir vorstellen, wie du gesagt hast, dass es besser wird, sobald die Dinge anfangen, sich zu entwickeln.«
»Ich nehme das, was ich kriegen kann«, äußerte Daniel. Er stand auf und legte dabei seine Hand auf Stephanies Schulter, um sie zu drücken. »Ich hole mir noch einen Scotch. Möchtest du noch ein bisschen Wein?«
Daniel füllte beide Gläser nach und setzte sich wieder hin. Nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte, legte er Butlers Visitenkarte vor sich auf den Couchtisch und stellte das Telefon daneben. »Sagen wir dem Senator Bescheid. Ich bin mir zwar sicher, dass er mit nervtötender Selbstgefälligkeit darauf reagieren wird, aber, um es mit seinen Worten zu sagen: So ist das Leben.« Daniel drückte auf die Lautsprechertaste und erhielt eine Amtsleitung. Er hatte kaum gewählt, da wurde am anderen Ende bereits abgenommen. Ashley Butlers Südstaatenbariton füllte den Raum.
»Herr Senator«, rief Daniel und unterbrach damit Ashleys wortreiche Begrüßungsrede. »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber es ist schon spät und ich wollte Sie lediglich wissen lassen, dass ich beschlossen habe, Ihr Angebot anzunehmen.«
»Na, das ist aber eine Freude!«, jubilierte
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