Die Operation
hat, dass die Vorlage S. 1103 ohne Probleme verabschiedet würde.«
Kapitel 5
Donnerstag, 21. Februar 2002, 22.05 Uhr
Carol Mannings Chevrolet fuhr die Louisiana Avenue hinunter. Die Rücklichter verschmolzen langsam mit denen der anderen Autos und wurden schließlich von der nächtlichen Dunkelheit verschluckt. Stephanie und Daniel schauten ihnen nach, bis sie nicht mehr länger zu erkennen waren. Dann blickten sie einander an. Ihre Nasenspitzen waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, da sie sich beide unter dem Schirm zusammendrängten. Wieder einmal standen sie regungslos am Bordstein vor der Union Station. Vor einer Stunde hatten sie voller Neugier darauf gewartet, abgeholt zu werden. Jetzt waren sie wie vor den Kopf gestoßen.
»Morgen Früh werde ich wahrscheinlich beschwören, dass das alles nur Einbildung war«, sagte Stephanie kopfschüttelnd.
»Das Ganze kommt mir vor wie ein Traum, völlig unwirklich«, meinte Daniel.
»Bizarr trifft es wohl besser.«
Daniel senkte den Blick und betrachtete die Visitenkarte des Senators in seiner freien Hand. Er drehte sie um. Der Senator hatte in seiner unregelmäßigen Handschrift eine Handynummer auf die Rückseite gekritzelt, die Daniel innerhalb der nächsten zwölf Stunden anrufen sollte. Er starrte auf die Nummer, als wollte er sie sich einprägen.
Eine plötzliche Windbö trieb den Nieselregen nunmehr waagerecht vor sich her. Stephanies Gesicht wurde mit feinen Spritzern bedeckt. Sie schauderte. »Es ist kalt. Lass uns ins Hotel zurückfahren! Es hat doch keinen Sinn, dass wir hier herumstehen und uns durchweichen lassen.«
Daniel entschuldigte sich, als wäre er gerade eben aus einer Trance erwacht, und blickte sich auf dem Bahnhofsvorplatz um. An einem seitlich gelegenen Taxenstand warteten etliche Wagen auf Kundschaft. Mit dem Schirm als Windschutz schob er Stephanie vorwärts. Beim ersten Taxi angekommen, hielt Daniel ihr den Schirm und stieg anschließend ebenfalls ein.
»Zum Hotel Vier Jahreszeiten«, sagte Daniel zum Fahrer, der in den Rückspiegel schaute.
»Was für ein seltsamer Abend, sehr unwirklich und gleichzeitig nicht ohne Ironie«, sagte Stephanie unvermittelt, als das Taxi losfuhr. »Am selben Tag, an dem du mir zum ersten Mal wenigstens eine Kleinigkeit über deine Familie erzählst, liefert mir Senator Butler gleich die ganze Geschichte.«
»Ich finde das eher ärgerlich als ironisch«, entgegnete Daniel. »Verdammt nochmal, dass er das FBI auf mich angesetzt hat, ist doch eine eklatante Verletzung meiner Privatsphäre. Und die Vorstellung, dass das FBI dabei auch noch mitgespielt hat, finde ich absolut entsetzlich. Ich bin schließlich ein ganz normaler Staatsbürger, der nicht unter dem Verdacht steht, ein Verbrechen begangen zu haben. Das riecht doch verdächtig nach den längst vergangenen Tagen eines J. Edgar Hoover.«
»Das heißt also, dass Butler die Wahrheit gesagt hat?«
»Im Großen und Ganzen schon, denke ich«, antwortete Daniel unbestimmt. »Jetzt lass uns doch mal über das Angebot des Senators sprechen.«
»Dazu kann ich sofort etwas sagen. Ich finde, die ganze Sache stinkt zum Himmel!«
»Du siehst darin überhaupt keine positiven Aspekte?«
»Das einzig Positive daran ist, dass sich unser Eindruck bestätigt hat. Wir haben es hier mit einem Demagogen durch und durch zu tun. Außerdem ist er ein widerlicher Heuchler. Er ist aus rein politisch-taktischen Gründen gegen das HTSR-Verfahren und will es mitsamt der dazugehörigen Forschung verbieten lassen, obwohl es Leben retten und Leid lindern könnte. Und gleichzeitig will er es für sich selbst in Anspruch nehmen. Das ist abstoßend und nicht zu entschuldigen, und wir werden uns mit Sicherheit nicht darauf einlassen.« Stephanie lachte kurz und hämisch. »Zu schade, dass ich ihm versprochen habe, seine Krankheit für mich zu behalten. Diese Geschichte wäre ein gefundenes Fressen für die Medien, und ich würde sie liebend gerne damit füttern.«
»Wir können uns auf keinen Fall an die Medien wenden«, stellte Daniel kategorisch fest. »Und außerdem sollten wir nichts überstürzen. Ich finde, wir sollten über Butlers Angebot in aller Ruhe nachdenken.«
Überrascht wandte Stephanie sich Daniel zu. Sie versuchte, in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen. »Das ist doch nicht etwa dein Ernst, oder?«
»Lass uns doch mal überlegen, was wir alles haben. Wir sind mittlerweile in der Lage, aus Stammzellen Neuronen heranzuziehen, die Dopamin
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