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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gestürmt waren, in der Hoffnung, den Fünfzehn-Uhr-dreißig-Flug noch zu bekommen. Sie hatten es in allerletzter Sekunde geschafft.
    Heute Morgen hatte Carol auf Ashleys Drängen hin einen der persönlichen Sekretäre des Kardinals angerufen und um ein spontanes Treffen für diesen Nachmittag gebeten. Sie sollte sagen, es handele sich um eine dringende Angelegenheit, würde aber höchstens fünfzehn Minuten in Anspruch nehmen. Father Maloney hatte geantwortet, er wolle sehen, was er tun könne, da der Kardinal eigentlich ausgebucht sei. Aber nach einer knappen Stunde hatte er zurückgerufen und ausgerichtet, der Kardinal habe zwischen halb sechs und halb sieben, zwischen der offiziellen Begrüßung eines zu Besuch in den Staaten weilenden italienischen Kardinals und einem Abendessen mit dem Bürgermeister, Zeit für den Senator. Carol hatte zugesagt.
    Angesichts der Umstände - die Hetzerei zum Flugzeug und die Befürchtungen bezüglich des Verkehrs in New York - war Carol unweigerlich beeindruckt von Ashleys offensichtlicher Gelassenheit. Natürlich war es ihre Aufgabe, ihm möglichst alle Schwierigkeiten vom Leib zu halten, aber wenn ihre Rollen vertauscht wären, wenn ihr bevorstände, was ihm möglicherweise bevorstand, sie hätte gewaltige Angst, wahrscheinlich könnte sie sich nicht einmal mehr konzentrieren. Das war bei Ashley ganz anders! Zwar zitterten die Blätter seiner Aufzeichnungen etwas, aber dennoch wurden sie in gleichmäßigem Tempo durchgesehen und nach hinten gesteckt. Seine legendäre Lesefähigkeit hatte offensichtlich weder unter seiner Krankheit noch unter den Ereignissen der vergangenen vierundzwanzig Stunden gelitten.
    Carol räusperte sich. »Herr Senator, je mehr ich über diese Geschichte nachdenke, desto mehr überrascht es mich, dass Sie mich nicht nach meiner Meinung gefragt haben. Sonst fragen Sie mich doch fast immer.«
    Ashley drehte den Kopf und schaute sie über den Rand seiner dicken, bis auf die äußerste Nasenspitze gerutschten Brille hinweg an. Seine breite Stirn hatte sich in herablassende Falten gelegt. »Carol, meine Liebe«, fing er an. »Sie brauchen mir Ihre Meinung nicht zu verraten. Wie gestern Abend bereits angedeutet, ist sie mir sehr wohl bewusst.«
    »Ich hoffe, es ist Ihnen klar, dass ich das Risiko, das mit einer solchen Behandlungsmethode verbunden ist, für zu hoch halte.«
    »Ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen, egal, welche Motivation dahinter steckt, aber mein Entschluss steht fest.«
    »Aber damit machen Sie sich zu einem Versuchskaninchen. Sie wissen doch gar nicht, wie das Ganze ausgehen wird.«
    »Das mag sein, aber wenn ich im Bewusstsein meiner fortschreitenden und unheilbaren, neurologisch degenerativen Krankheit nichts unternehme, dann weiß ich sehr genau, wie das Ganze ausgehen wird. Mein Daddy hat immer gepredigt, dass der Herr im Himmel denjenigen hilft, die sich selbst helfen. Ich war mein ganzes Leben lang ein Kämpfer, und das wird sich jetzt mit Sicherheit nicht ändern. Ich trete nicht mit einem Winseln ab. Ich werde um mich schlagen und kreischen wie eine Katze, die man in einen Sack gesteckt hat.«
    »Und was, wenn der Kardinal Ihr Vorhaben ablehnt?«
    »Eine solche Reaktion ist kaum zu erwarten, da ich nicht im Entferntesten beabsichtige, den Kardinal über meine Intentionen zu unterrichten.«
    »Aber warum fliegen Sie dann hierher?«, sagte Carol in fast schon verärgertem Ton. »Ich hatte gehofft, dass Seine Eminenz Sie im Verlauf des Gesprächs vielleicht zur Vernunft bringen könnte.«
    »Wir unternehmen diese Pilgerreise zum Machtzentrum des nordamerikanischen Katholizismus nicht etwa, um Rat zu suchen, sondern lediglich, um uns ein Stück des Turiner Grabtuchs zu sichern, als Schutz und Hoffnung gegen die Unwägbarkeiten der bevorstehenden Behandlung.«
    »Aber wie wollen Sie das ohne Begründung schaffen?«
    Ashley hob die Hand wie ein Redner, der eine unruhige Menge zum Schweigen bringen möchte. »Genug, meine liebe Carol, sonst werden Sie mir lästig, anstatt mir eine Stütze zu sein.« Das Flugzeug befand sich kurz vor der Landung und er wandte sich wieder seinen Papieren zu.
    Nach dieser schroffen Abfuhr schoss Carol die Hitze ins Gesicht. Immer öfter wurde sie auf solch degradierende Weise behandelt, und immer öfter wurde sie wütend darüber. Aus Furcht, dass ihre Gefühle sich auf ihrem Gesicht widerspiegelten, schaute sie wieder zum Fenster hinaus.
    Auch während das Flugzeug auf den Terminal zurollte, schaute Carol

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