Die Opferstaette
Sie sie gefunden?« Sie ließ das Ei in die Pfanne gleiten.
»Ich glaube ja. Aber ich werde weitere Nachforschungen anstellen müssen.«
»Keine einfache Sache da draußen, denke ich mir.« Sie goss kochendes Wasser in eine Teekanne, um sie anzuwärmen.
»Nein. Das ist das Problem dabei.«
Das Ei spuckte und zischte, als wollte es an der Unterhaltung teilhaben.
»Senans Onkel Derry behauptet, es würde hier in der Gegend eine Menge verborgene Geschichte geben.«
»Ich habe ihn letzten Freitag getroffen. Er hat mir von dem Gottesstein oben auf George’s Head erzählt.«
»Ah, ja. Aber der wurde ja wohl absichtlich versteckt, nicht wahr?« Sie leerte die Teekanne, löffelte Teeblätter in ein Sieb und hängte es in die Kanne. Dann füllte sie heißes Wasser auf, deckte die Kanne mit einem Warmhalter ab und stellte sie auf den Tisch. »Aus Scham darüber, was sie getan hatten.«
Draußen fing Buster zu bellen an.
Marion sah aus dem Fenster. »Da kommt ein Mann etwas holen, das Senan für ihn hergerichtet hat.« Sie legte den Schaber beiseite, wischte sich die Hände an einem Tuch ab und sagte: »Holen Sie das Ei heraus, wenn es fertig ist. Der Teller steht im Ofen warm, der Tee ist gemacht, und auf dem Tisch finden Sie Brot und Butter. Bedienen Sie sich.«
Erst jetzt bemerkte ich, dass der Tisch nur für eine Person gedeckt war.
»Ich habe schon mit Senan gefrühstückt«, sagte sie. Aus irgendeinem Grund verrutschte ihre fröhliche Maske in diesem Moment, und eine unauslöschliche Traurigkeit trat in ihre Augen.
Kaum war Marion aus der Tür gegangen, fiel mir ein, dass ich nichts davon gesagt hatte, dass Senan mich gerettet hatte. Ich führte es auf eine gewisse Orientierungslosigkeit zurück. Ich ging zum Herd und holte den Teller aus dem Backrohr, auf dem sich Bacon, Würstchen und Black Pudding türmten.
Nachdem ich das Ei hinzugefügt hatte, setzte ich mich an den Tisch.
Sofort schwand mir der Appetit. Es lag nicht an dem Essen, es war, weil ich mich urplötzlich sehr schwach und einem Zusammenbruch nahe fühlte. Ich stützte mich am Tisch ab und schenkte mir eine Tasse Tee ein, weil ich hoffte, sie würde mir guttun. Dann lehnte ich mich zurück, mir wurde schwarz vor den Augen. Die Tasse erschien mir so schwer, dass ich sie kaum an den Mund setzen konnte, aber ich gab nicht auf.
Die heiße Flüssigkeit verhinderte, dass ich umkippte, und nach einigen weiteren Schlucken fühlte ich mich kräftiger. Zweifellos litt ich unter einer Art verzögerter Reaktion auf die Ereignisse des vorangegangenen Tages und Abends, und mein Zustand war sicherlich mehr psychisch als körperlich bedingt.
Ich butterte gerade eine Scheibe Toast, als Marion zurückkam und ein paar lose Haarsträhnen zurechtstrich. »Es ist ziemlich windig geworden«, sagte sie. »Nur gut, dass sie nicht tauchen.«
Sie holte eine Tasse aus dem Schrank und setzte sich zu mir an den Tisch. »Ich trinke einen Tee mit Ihnen.« Als sie sich einschenkte, sah sie mich besorgt an. »Alles in Ordnung?«
»Ich fühl mich nur ein bisschen schwach. Aber das wird schon wieder.« Ich biss in eine Speckscheibe. »Das hilft bestimmt.«
»Machen Sie sich keine Gedanken, wenn Sie nicht aufessen können. Nach allem, was Sie hinter sich haben, ist Ihr Kreislauf wahrscheinlich noch durcheinander.«
»Ich versuche, mich zu erinnern, was genau passiert ist. Ich weiß kaum noch, wie ich gerettet wurde, nur dass es Senan war, der mich herausgezogen hat.«
»Er sagte, Sie müssen in Schwierigkeiten geraten sein, als Sie an die Oberfläche kamen. Er konnte Sie zuerst nicht finden,
aber schließlich hat er Sie um Hilfe rufen hören. Sie hatten Glück.«
»Ich bin ihm sehr dankbar. Sie sagen, er ist nach Spanish Point gefahren?« Ich stocherte noch ein wenig in meinem Essen.
»Er beendet den Einsatz mit Mr. Mahon heute dort, gibt den Landrover zurück und so weiter.«
»Er arbeitet nicht mehr weiter an der Erkundung der Schiffswracks?«
»Nein. Sie haben jetzt einen Experten für Wracks der Armada an Bord. Er macht später in St. Joseph eine Präsentation für das Tauchteam.«
»St. Joseph?«
»Das ist eine höhere Schule. Die Jungs haben heute frei. Senan sagte, er würde bis zu der Präsentation bleiben und sich dann nach Hause fahren lassen. Ich setze Sie am Hotel ab.« Sie sah etwas in meinen Augen, das sie lächeln ließ. »Keine Angst. Ich habe einen alten Trainingsanzug von Breda, den Sie anziehen können. Der ist eher Ihre Größe.«
»Breda? Ihre
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