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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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wenig wie mein Messer.
    Mein Nacken tat höllisch weh. Ich drückte vorsichtig auf den Hinterkopf und fand die wunde Stelle unter der Kapuze. Ich spürte auch Nässe und betete, dass es nur Wasser war. Maske und Schnorchel hingen mir noch um den Hals, aber mein Rumpf fühlte sich unbelastet an, und ich wusste, noch ehe ich es überprüfte, dass man mir die Auftriebsweste und die Sauerstoffflasche abgenommen hatte. Ich schauderte bei dem Gedanken, dass jemand Hand an mich gelegt hatte. Noch beunruhigender war allerdings die Erkenntnis, dass dieselbe Person mich offenbar umzubringen versuchte, und ich begann unwillkürlich zu überlegen, was sie sich zu diesem Zweck womöglich ausgedacht hatte. Ich musste die Lampe finden.
    Doch ein weiterer Schwall kaltes Wasser zwang mich, meine Gedanken auf das unmittelbar Notwendige zu konzentrieren. Und er verriet mir, wo der Ausgang war – oder zumindest, in welcher Richtung er lag. Ansonsten tappte ich buchstäblich im Dunkeln – es war das, was Höhlenforscher als klinische Dunkelheit bezeichnen. Dann kam mir der Gedanke, ich könnte
zur Spitze der Höhle kriechen und bis Tagesanbruch dort bleiben. Aber das hieße, Unterkühlung zu riskieren oder zu ertrinken, falls die hereinkommende Flut von starken Winden begleitet war. Es würde mich außerdem weiter meinem Angreifer ausliefern, der mit Sicherheit wiederkam. Es blieb mir nichts übrig – ich musste ins Freie schwimmen.
    Ich bewegte mich ein Stück weiter nach oben, um zu überlegen, wie ich genau vorgehen musste. Als ich mich rückwärts stieß, landete ich mit der rechten Hand auf einer meiner Flossen. Nach einigem Suchen fand ich auch die zweite und zog beide an. Das wurde ja immer besser, scherzte ich für mich. Der Fund half mir auch einzuschätzen, wie weit ich von der Öffnung der Höhle entfernt war. Und da die Flut diesen Punkt beinahe erreicht hatte, schätzte ich, dass ich mich seit einer halben Stunde oder länger in der Höhle befand.
    Etwas, das ich in der Taucherausbildung gelernt hatte, fiel mir nun ein, und es stimmte mich nicht gerade zuversichtlich: Springfluten führen zu höheren und tieferen Gezeitenständen als normal, zu kürzeren Stillwasserzeiten als im Durchschnitt und zu stärkeren Gezeitenströmungen. Und die Strömung würde am stärksten sein, wenn die Flut halb hereingekommen war. Ich musste schleunigst hier raus.
    Dann wurde mir bewusst, dass ich keinen Gewichtsgürtel hatte – die Gewichte befanden sich in den Taschen der fehlenden Jacke. Nichts würde also dem Auftrieb des Neoprenanzugs entgegenwirken, und ich würde mich diesem zusätzlich entgegenstemmen müssen, während ich durch den Tunnel schwamm. Ich überlegte kurz, den Nassanzug auszuziehen, entschied aber, dass es mich in noch größere Gefahr bringen würde.
    Wenn das Wasser bis oben in dem Bogen stand, wo ich die Anemonen gesehen hatte – was wahrscheinlich der Fall war -,
dann würde ich von dort bis zum Ausgang unter Wasser schwimmen müssen, ohne auftauchen zu können. Ich würde nur eine Chance haben. Und wenn ich draußen ankam, würde ich wahrscheinlich so dringend Luft brauchen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als direkt am Fuß der Klippen aufzutauchen. Aber diesem Problem würde ich mich stellen, wenn ich dort war – falls ich so weit kam.
    Ich stand auf und watete vorsichtig ins Wasser. Als es mir bis zu den Knien reichte, traf mich eine neue Welle von der Seite – ich schaute mit dem Gesicht zu einer Seitenwand der Höhle, korrigierte meine Richtung, kauerte mich nieder und warf mich vorwärts. Nur mit den Flossen paddelnd und die Arme vorgestreckt, glitt ich unter die Oberfläche, bis meine Hände auf festen Fels trafen. Eine heftige Flut spülte mich jedoch zurück, und eine gleichermaßen starke Strömung zog mich Sekunden später unter den Fels hinaus, aber es gelang mir, mich an die Decke zu drücken, bis der Sog nachließ. Das brachte mich auf eine Idee.
    Während eine Reihe kleinerer Wellen in die Höhle und wieder hinausschwappten, schwamm ich zurück, bis ich aufrecht im Wasser stehen konnte, und wartete auf die nächste große Welle. Ich steckte das Mundstück zwischen die Lippen – den Schnorchel würde ich brauchen, um gefahrlos einatmen zu können, wenn ich auftauchte – und begann tief und langsam zu atmen, um möglichst viel Sauerstoff in mein Blut zu pumpen. Die Taucherbrille hatte ich ebenfalls aufgesetzt, auch wenn ich in der Höhle mit ihr so wenig sah wie ohne sie, aber wenn ich ins

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