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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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offene Meer kam, würde ein wenig Sicht nicht schaden.
    Als die Welle hereinkam, traf sie mich an der Brust und warf mich beinahe um. Ich hörte, wie der Schaum vom Kiesstrand hinter mir zurückgesaugt wurde, fand gerade noch rechtzeitig
mein Gleichgewicht und warf mich in die hinauslaufende Welle. Ich zählte bis drei, holte noch einmal Luft und tauchte unter. Dann spürte ich, wie der Schnorchel am Höhlendach kratzte. Ich schlug so stark ich konnte mit den Beinen und ging gegen den Auftrieb in meinem Anzug tiefer. Ich bemühte mich, nicht an die Tausende Tonnen Gestein über mir zu denken. Ich spürte, wie der Schwung der zurücklaufenden Welle nachließ, und gleichzeitig berührten meine Arme den Tangvorhang am Eingang. Dann glitten die unsichtbaren Wedel über mein Gesicht und wickelten sich um meinen Hals. Dass ich sie nicht sehen konnte, machte die Sache nicht besser. Noch schlimmer aber war, dass mein Körper nach Sauerstoff lechzte. Mit einigen letzten verzweifelten Beinschlägen erreichte ich den Höhleneingang und stieg rasch zur Oberfläche, wobei der Anzug nun von Vorteil war. Ich atmete langsam aus und widerstand dem überwältigenden Drang, alle verbrauchte Luft gleichzeitig auszustoßen und Wasser einzuatmen.
    Dann sah ich Blasen rings um mich. Ich war knapp unter der Oberfläche. Ich ließ meine Lungen leer werden, und das löste den Atemreflex aus. Derart gewaltsam holte ich Luft, dass ich fast das Mundstück verschluckt hätte. Ich durchbrach die Wasseroberfläche und rang keuchend nach mehr Luft, aber schon wurde ich von einer Welle gegen die Klippen geschleudert. Es riss mir den Schnorchel aus dem Mund, und der letzte Rest Luft blieb mir weg. Ich sank unter Wasser und wäre fast ohnmächtig geworden vor Sauerstoffmangel. Aber dann erfasste mich die zurücklaufende Strömung und wälzte mich wieder an die Oberfläche, wo ich hastig Luft holte und mit hektischen Beinschlägen versuchte, den brechenden Wellen zu entkommen, die mit jedem Augenblick stärker zu werden schienen.
    Wo in Gottes Namen war Costello?
    Hinter dem Wogen der Dünung sah ich in der Ferne das
Mondlicht auf dem Meer glänzen. Aber keine Spur von einem Schlauchboot.
    »Senan!«
    Meine Stimme war schwach, und der Lärm der Wellen, die sich an den Klippen brachen, verschluckte seinen Namen, sobald ich ihn gerufen hatte.
    Vielleicht war er ebenfalls angegriffen worden. Oder er war derjenige, der mich bewusstlos geschlagen hatte.
    Ich rief seinen Namen noch einmal, aber mit wenig Hoffnung auf Antwort.
    Ich schwamm weiter gegen Wellengang und Flut an, war aber bereits erschöpft, als ich kaum zehn Meter Abstand zum Fuß der Klippen geschafft hatte. Wenn mich eine große Welle erfasste, würde ich umgehend zurückgespült werden, und ich wusste, wenn mich niemand rettete, würde ich zuletzt an die Felswand geschmettert werden.
    Und das war der Moment, in dem ich schließlich den Mut zu verlieren begann. Meine Lage war hoffnungslos – allein im offenen Meer, müde und frierend, Wellen und Flut gegen mich. Ich dachte sogar: So war es mir bestimmt. Und dass ich es immer schon gewusst hätte, aber die Signale lieber ignorierte, wie den Zwischenfall am Riff, als ich fünfzehn war, oder Brian Penders Verschwinden und seine Rückkehr aus der Tiefe, um mich zu warnen.
    Und die Person, die es so aussehen lassen wollte, als sei ich bei einem Unfall ertrunken, würde nun Erfolg haben. Sie würde nicht nur bestimmt haben, wie mein Leben endete, sondern auch, wie man meinen Tod interpretieren würde. Das durfte ich nicht zulassen.
    Ich trat Wasser. Vielleicht würde ich in ruhigere See gelangen, wenn ich es noch einmal versuchte. Ich begann wieder zu schwimmen, und als ich eben einen Wellenkamm überquert
hatte, sah ich ein Blinklicht und dann in dem vom Mond beschienenen Bereich außerhalb des Klippenschattens ein weißes Schlauchboot.
    »Hier drüben!«
    Ich sank in ein Wellental und verlor das Boot aus den Augen. Bei der nächsten Welle sah ich es wieder, an derselben Stelle, wie es schien. Mit letzter Kraft schrie ich noch einmal. Ich konnte nicht mehr weiterschwimmen.
    Dann hörte ich den Außenbordmotor. Kam er, um mich zu erledigen? Es kümmerte mich nicht mehr.
    Plötzlich war der Himmel voller Licht. Das Wasser um mich begann zu leuchten, ehe es langsam verblasste, die Wellen blinkten auf und ab wie synchronisierte rote Neonstreifen.
    Alles, was danach kam, sind in meiner Erinnerung nur undeutliche und zusammenhanglose Bilder. Costello,

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