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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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bezeichnen würden.«
    »Ich schätze, dass ich Ihnen das ohne weiteres glauben kann. Ich habe gesehen, wie sie die Wohnzimmertür geschlossen hat, ohne sie anzufassen. Und ich habe gesehen, wie sie Reverend Pickering das Augenlicht geraubt hat.«
    »Das war nur ein Bruchteil dessen, wozu sie fähig ist«, erklärte Billings. »Sie ist kein lebendes Wesen so wie wir. Sie ist nicht mal ein Mensch. So wie alle Hexen ist sie ein Wesen aus einer Zeit lange vor der Existenz der Menschheit. Aus den lagen, als die Erde von einer anderen Zivilisation bevölkert wurde. Sie ist ein uralter Geist, wenn das verständlicher ist.«
    »Ein Geist? Ein Gespenst?«
    »Nein, nein, kein Gespenst. Nicht in dem Sinn, wie Sie es meinen. Mehr wie eine ... eine Seele.«
    »Aber ich habe sie gesehen und gespürt. Sie war aus Fleisch und Blut.«
    »Das ist richtig. Aber es ist nicht ihr Fleisch und Blut. Nicht mal der Name Kezia Mason gehört ihr. Sie lebt im Körper von Kezia Mason, aber sie ist so etwas wie ein Kuckuck, sie sitzt in einem angenehm warmen Nest aus menschlichem Fleisch. Alles, was einmal Kezia Mason war - ihre Erinnerungen, ihre Gedanken, ihre Persönlichkeit -, wurde aus dem Nest geschmissen wie ein junger Vogel. Wenn Kezia Mason stirbt oder zu alt wird, wird sie sie töten und einen anderen Körper übernehmen. Sie ist ein Parasit, wenn man so will.«
    »Wissen Sie was?«, sagte ich kopfschüttelnd. »Ich glaube, einer von uns beiden ist verrückt.«
    Billings war nicht verärgert, sondern sprach weiter: »Wieso glauben Sie das? Sie sind nicht verrückt, und ich kann nicht verrückt sein, weil ich die Wahrheit sage. Ich muss die Wahrheit sagen, sonst wüsste ich nicht, wer Sie sind. Und ich wüsste nichts über Ihren kleinen Jungen. Dies ist das Jahr 1886, und keiner von Ihnen beiden ist geboren. Es wird noch lange dauern, ehe das geschieht.«
    »Na gut«, sagte ich schließlich. »Sie sagen die Wahrheit. Aber können Sie mir bitte erklären, was hier los ist?«
    »Nun denn«, stimmte der junge Mr. Billings zu. »Um es so kurz zu machen, wie es mir nur möglich ist: Es war zunächst einmal der Fehler meines Vaters. Er verbrachte viele Jahre im Londoner East End, in den Slums, um verlassenen Kindern zu helfen. Er hat viele wunderbare Dinge geleistet, glauben Sie mir. Aber es erfüllt mich mit Schande, sagen zu müssen, dass er nicht aus reiner Menschenliebe handelte.«
    »War er ein Skinner?«, fragte ich.
    Billings warf mir einen bohrenden Blick zu: »Mit wem haben Sie sich unterhalten? Charity?«
    »Ist nicht so wichtig. Erzählen Sie weiter.«
    »Sie haben nicht ganz Unrecht. Er hatte eine Vorliebe für sehr junge Mädchen. Als er Kezia Mason zum ersten Mal im Haus von Dr. Barnardo sah, war er völlig hingerissen von ihr. Er wollte Kezia sofort mit in sein Waisenhaus nehmen, aber der Doktor war sehr vorsichtig im Umgang mit Männern seiner Art. Außerdem war Dr. Barnardo offenbar der Ansicht, dass Kezia nicht das war, was sie zu sein schien. Soweit er das beurteilen konnte, hatte sie Körper und Seele einem Geschöpf namens Mazurewicz versprochen, das in einem riesigen Rattennest unter einer der heruntergekommensten Londoner Kaianlagen lebte. Unter größter Gefahr für sein eigenes Leben hatte Dr. Barnardo Kezia Mason wieder und wieder von Mazurewicz weggeholt, aber sie war immer wieder geflohen und zu diesem ... diesem Ding zurückgekehrt. Dr. Barnardo sagte, das sei die unheiligste Beziehung, die er jemals erlebt habe. Ein Geschöpf, das wie der König der Ratten lebte und aussah, und das hübscheste Cockney-Mädchen, das ihm je begegnet sei.«
    Obwohl ich alles dafür gegeben hätte, so schnell wie möglich ins Fortyfoot House und damit ins Jahr 1992 zurückzukehren, wo Danny und Charity immer noch im Garten spielten und auf ihr Frühstück warteten, konnte ich nicht anders, als noch eine Weile zu bleiben. Billings war erwacht, hatte sein Bett verlassen und war mir zum Strand gefolgt, um mir alles zu erzählen. Wie hätte ich da aufbrechen können?
    Er hustete einmal, nahm sein Taschentuch und wischte sich den Mund. »Was aber weder Dr. Barnardo noch mein armer Vater zu irgendeiner Zeit erkannt hatten, war die Tatsache, dass Kezia Mason nichts weiter war als das sterbliche Abbild eines hübschen Cockney-Mädchens. Äußerlich war sie dieses Mädchen, doch in ihrem Inneren war sie ein Wesen, das zehntausendmal seltsamer und gefährlicher war als Mazurewicz. Viel später - als es schon zu spät war - kam ich dahinter,

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