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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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glaube, das geht den meisten so«, sagte Liz. Sie lächelte, dann sprach sie weiter. »Ich war so etwa neun Jahre alt, als ich einen Goldfisch hatte. Ich habe ihn wirklich geliebt. Er hieß Billiam. Ich sagte meiner Mutter, dass ich mich umbringen würde, wenn Billiam eines Tages stürbe. Als er dann wirklich starb, hat meine Mutter mir nichts davon gesagt. Stattdessen hat sie mir erzählt, er sei abgehauen. Ich war so dumm und habe ihr geglaubt. Ich habe allen meinen Klassenkameraden erzählt, dass derjenige zehn Pence Finderlohn bekommt, der ihn mir wiederbringt. Und die waren sogar so dumm, dass sie nach ihm gesucht haben.«
    »Und was willst du mir damit sagen?«, wollte ich wissen. »Dass man sich in nichts und niemanden verlieben soll? Nicht mal in einen Goldfisch?«
    Sie zuckte mit den Schultern, sagte »Keine Ahnung« und begann zu lachen.
    In dem Moment kam Danny zurück in die Küche. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass er hinausgegangen war. Er trug sein Malbuch unter dem Arm und machte einen irritierten Eindruck.
    »Wo ist der Mann hin?«, fragte er verwundert.
    »Du meinst den Mann von der Werkstatt?«
    »Nein, den Mann auf dem Bild.«
    »Auf welchem Bild?«
    »Draußen. Ich male ein Bild von Sweet Emmeline und von dem Mann mit dem Schornsteinhut. Ich wollte auf dem Bild nachsehen, wie er aussieht, damit ich ihn richtig male. Aber
    er ist weg.«
    Ich erschrak. Es geht wieder los ... das Haus bewegt sich ... Schatten zucken umher ... leise Stimmen murmeln etwas in den Zimmern im Obergeschoss. Aus irgendeinem Grund kam mir ein längst vergessener Reim in den Sinn. »Die: Wände samt bespannt, so schwarz wie Sünde und so fein ... Und kleine Zwerge kriechen raus und kriechen rein.«
    Als kleiner Junge glaubte ich immer, der Reim würde das beschreiben, was mit meinem Schrank passiert, sobald es dunkel ist. Ich hatte mich immer entsetzlich gefürchtet. Kleine böse Leute trieben ihr Unwesen zwischen meiner Kleidung. Jeden Abend überprüfte ich zweimal, ob die Tür zu meinem Kleiderschrank auch wirklich zu war und dass der Stuhl sie zusätzlich blockierte. Und selbst dann konnte ich hören, wie sich die kleinen Zwerge in meinem Schrank bewegten und wie sie die Kleiderbügel ganz sanft schaukeln ließen.
    Ich war der Ansicht gewesen, dass ich dieses Gefühl der Hilflosigkeit lange hinter mir gelassen hatte, das jene Worte damals in mir ausgelöst hatten. Aber als Danny »Er ist weg« sagte, da brach die Erinnerung über mich herein, und einen Moment lang konnte ich nichts sagen.
    »Er kann nicht weg sein«, brachte ich schließlich mühsam hervor. Meine Zunge schien angeschwollen, mein Hals war trocken.
    »Er ist nicht mehr auf dem Bild.«
    Ich folgte ihm in den Flur und schaltete das Licht an. Am anderen Ende des Flurs hing das Foto. >Fortyfoot House, 1888<. Ich ging darauf zu, Liz dicht hinter mir, und beugte mich vor.
    Danny hatte Recht. Der junge Mr. Billings war nicht mehr zu sehen. Sein Schatten war allerdings noch da und lag wie ein achtlos weggeworfener Umhang auf dem Rosenbeet, aber von dem Mann war nichts mehr zu sehen.
    »Das ist doch irgendein Trick«, sagte ich. »Leute verschwinden nicht einfach aus einem Foto, das ist schlicht unmöglich.«
    »Komm, wir sollten uns das bei mehr Licht ansehen«, schlug Liz vor, nahm das Bild von der Wand und brachte es in die Küche. Dort angekommen blieb sie unter der hellen Deckenlampe stehen. Wir starrten eindringlich auf die Stelle, an der bis vor kurzem noch der junge Mr. Billings gestanden hatte. Das Glas über dem Foto war verstaubt und praktisch frei von Fingerabdrücken, abgesehen von Liz' und von meinen. Als ich das Bild umdrehte, gab es keinen Hinweis darauf, dass das braune Papierklebeband, mit dem das Bild im Rahmen gehalten wurde, aufgeschnitten worden war. Das gravierte Schild des Rahmenbauers war auch immer noch dort: Rickwood & Sons, Picture Framers & Restorers, Ventnor, Isle of Wight.
    Ich drehte das Bild wieder um, und wir betrachteten das Foto eine Weile, bis Danny plötzlich sagte: »Guck mal! Was ist das?«
    Kinderaugen sehen immer mehr und besser. Sie können Formen, Zeichen und Omen viel besser erkennen als ein Erwachsener. Ich sah auf die Stelle, auf die Danny zeigte, und erkannte etwas. Dort, wo der Rasen in Richtung Gartentor und See abfiel, war gerade eben das leicht gekippte schwarze Rechteck eines Zylinders zu sehen. Der junge Mr. Billings war noch immer auf dem Foto, aber er hatte einen Spaziergang unternommen.
    Liz schüttelte ihren

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