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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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zurück an seinen angestammten Platz. Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte das Gefühl, dass es das Sicherste sei, was ich machen konnte. Nein, um ganz genau zu sein, hatte ich das Gefühl, dass es das war, was der junge Mr. Billings bevorzugt hätte. Und ich hatte kein Verlangen danach, den jungen Mr. Billings zu verärgern, erst recht nicht wegen einer so albernen Sache wie der, ihn mit dem Gesicht nach unten auf dem Küchentisch zurückzulassen.
    Gütiger Gott, schoss es mir durch den Kopf. Ich verliere den Verstand. Ich hänge ein Bild an die Wand, nur weil ich glaube, dass es den Leuten auf dem Bild so lieber wäre!
    Liz beugte sich über das Geländer, ihre Brüste drückten gegen den Handlauf. »Nun komm schon. Baden können wir auch morgen früh.«
    Ich schaltete das Licht im Flur aus, im gleichen Moment lag die Treppe in völliger Dunkelheit da. Und kleine Zwerge kriechen raus und kriechen rein. Ich tastete mich die Treppe hinauf, während ich vor mir Liz hören konnte, wie sie an den Geländerslangen entlangstrich, um zu merken, wohin sie gehen musste.
    »Ich will nur hoffen, dass wir heute Nacht nicht schon wieder dieses Stöhnen hören werden«, sagte sie. »Sonst ziehe ich wirklich aus, das sage ich dir.«
    Als ich die Kehre der Treppe erreicht hatte, sah ich den fahlen silbrigen Schein des Spiegels. Ich zögerte und verlor in der Dunkelheit fast das Gleichgewicht. Während ich stolperte, hörte ich hinter der Fußleiste ein Kratzen und dann ein hastiges Schlurfen, das sich über die gesamte Länge des Hauses zog.
    »Hast du das gehört?«, fragte ich Liz.
    Sie hatte die oberste Stufe erreicht und blieb stehen. Ich wusste, dass sie sich auf dem Treppenabsatz befand, weil sie den Lichtschein des Spiegels blockierte.
    »Nein ... ich hab nichts gehört.«
    »Dann hab ich's mir wohl nur eingebildet.«
    »Solange es weiter nichts ist.«
    Wir tasteten uns durch den Korridor voran. Ich hatte schon wieder vergessen, eine verdammte Taschenlampe zu kaufen. Im Küchenschrank gab es ein paar Kerzen, aber ich war nicht auf die einfache Idee gekommen, eine von ihnen anzuzünden und mit nach oben zu nehmen. Das allmähliche Nahen des jungen Mr. Billings und seines haarigen Gefährten hatte mich zu sehr beschäftigt. Und die kleinen Zwerge aus meiner Kindheit hatten auch noch ihren Teil dazu beigetragen. Ich fragte mich, ob meine Mutter etwas davon gewusst hatte, welche Panik ich vor den elenden kleinen Kreaturen empfand, die nachts meine Kleidung heimsuchten. Ich verfluchte es, dass die Erinnerung mich eingeholt hatte, und ich wünschte, diese Gedanken endlich wieder verdrängen zu können.
    Schließlich aber hatten wir es bis zu meinem Schlafzimmer geschafft. Durch die Vorhänge schien ein schwaches Licht, das vom Meer reflektiert wurde und das Zimmer gerade genug erhellte, um das Bett und die Garderobe zu erkennen.
    »Ich sehe nur noch mal schnell nach Danny«, sagte ich zu Liz, die gerade ihr T-Shirt über den Kopf zog und dabei für einen kurzen Moment ihre Brüste anhob, die auf eine erregende Weise zurückfielen.
    »Mach nicht zu lange«, erwiderte sie. »Und wenn du irgendwelche Geräusche hörst, ignorier sie einfach.«
    Ich überquerte den Korridor und sah in die alles verschluckende Finsternis von Dannys Zimmer. Ich konnte ihn riechen, und ich konnte ihn atmen hören. Ich konnte hören, dass eines seiner Nasenlöcher leicht verstopft war. Ich fragte mich, wovon er wohl träumte. Von Krebsen, vom Zirkus oder vielleicht von seiner Mutter? Manchmal tat er mir so unendlich Leid, aber ich konnte nicht mehr tun, als das, was ich für ihn tat.
    Ich schloss die Tür und ertastete meinen Weg zurück. Ich hätte ins Badezimmer gehen und mir die Zähne putzen sollen, aber ich hatte keine Lust, noch länger durch die Dunkelheit zu stolpern. Liz lag bereits im Bett. Sie war nackt und sie wartete auf mich. Wenn sie sich keine Gedanken darüber gemacht hatte, ob sie sich die Zähne putzen sollte, warum sollte ich das dann machen? Trotzdem hasste ich den Geschmack von abgestandenem Soave.
    Ich zog mich aus und glitt unter die Bettdecke. Liz kuschelte sich an mich, und ich konnte ihre Brustwarzen fühlen, ihre Hüften und ihr feuchtes Schamhaar. Sie küsste mich auf die Stirn, dann auf die Augen und schließlich auf die Nase. »Ich kann dich nicht sehen«, sagte sie glucksend. »Es ist hier so verdammt dunkel.«
    Ich erwiderte ihre Küsse, und unsere Zähne schlugen aneinander. Die Geschehnisse in Fortyfoot House hatten uns

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