Die Opferung
Metzger, der einen Ochsenschwanz zerlegt. Er schien sehr wütend zu sein, doch die kleine in braun gekleidete Gestalt schien nicht willens zu sein, ihm zuzuhören. Sie kreiste um ihn herum, eilte und rannte, sprang und duckte sich, womit sie es dem jungen Mr. Billings unmöglich machte, zu ihr aufzuschließen, außer er vollzog einen ähnlich wirren Tanz.
Zwischen dem Pfeifen des Windes und dem monotonen Kreischen der Möwen konnte ich nur Bruchstücke hören: »... egal, was sie will ... vereinbart ... du kannst nur so viele nehmen, wie du ...«
»Bitte«, sagte Pickering, doch ich blieb, wo ich war, um zu hören, was der junge Mr. Billings und die in braun gehüllte Gestalt sprachen. Der junge Mr. Billings klang, als belle er einen Hund an, während die kleine Gestalt weiter umhertänzelte, als würde es sie nicht interessieren. Ab und zu ließ sie ein schrilles, abgehacktes Lachen erschallen. Es war wie ein Traum oder ein Albtraum, diesen großen Mann zu beobachten, wie er etwas anschrie, das weniger wie ein Mensch wirkte, sondern eher wie ein buckliges und viel zu großes Nagetier.
»Wir haben eine Vereinbarung, schlicht und einfach!«, rief der Mann heiser.
In dem Moment tauchte direkt unter mir eine Frau auf. Sie musste aus der Küche oder um das Haus herumgekommen sein. Ihr Gesicht konnte ich nicht erkennen, weil sie mit dem Rücken zu mir stand, doch ich erkannte das wallende rote Haar wieder. Es war die Frau, deren Bild man an die Wand in der Kapelle gemalt hatte. Sie trug ein dünnes weißes Kleid, das im Wind flatterte. Obwohl es kalt war, stand sie barfuß im Garten.
An der Hand hielt sie ein Mädchen von vielleicht zehn oder elf Jahren, das ebenfalls ein dünnes weißes Kleid trug. Das Mädchen trug einen Kranz aus Palmen-und Lorbeerblättern im Haar.
Es wurde geschrien, während das Rattending hin und her sprang. Wieder und wieder sagte der Mann: »Wir haben eine Vereinbarung, schlicht und einfach!« Die in Weiß gekleidete Frau nahm ihn aber einfach nicht wahr.
Der Mann mit dem schwarzen Zylinder unternahm einen tolpatschigen Versuch, die Hand des Mädchens zu fassen zu bekommen, als versuche er, es der Frau zu entreißen. Das Rattending sprang ihn an, bleckte gleich mehrere Reihen geschwungener gelber Zähne und ließ seine lilafarbene Zunge hervorschießen.
Der Mann trat sofort einen Schritt zurück und hob seinen linken Arm, als wäre es ihm lieber, dass ihm seine Hand, nicht aber sein halbes Gesicht fortgerissen würde.
Sofort drehte sich die Frau um und ging zurück zum Haus. Der Mann zögerte, versuchte dann aber, ihr zu folgen. Der Wind trug die gellenden Schreie des Kindes zu mir herauf.
»Was ist los?«, wollte ein äußerst aufgeregter Reverend neben mir wissen.
»Sieht so aus, als hätte der junge Mr. Billings Streit mit Brown Jenkin«, antwortete ich und stieg von der Kiste herunter. Hastig nahm Pickering meinen Platz ein und sah hinaus in den Garten.
»Ja, Sie haben Recht! Mein Gott, das ist der junge Mr. Billings! Und das ist zweifellos Brown Jenkin! Und die Frau muss Kezia Mason sein!«
»Aber was machen sie?«, wollte ich von ihm wissen. Er streckte seine Hand aus und ich half ihm von der Kiste. »Kezia Mason nimmt das Mädchen mit. Gott weiß, warum sie das macht. Aber wenn dies das Jahr 1886 ist, in dem alle Kinder im Fortyfoot House starben oder verschwanden, dann können Sie sicher sein, dass diesem Mädchen etwas äußerst Unerfreuliches widerfahren wird.«
»Können wir es nicht retten?«, überlegte ich.
Pickering sah wieder zum Dachfenster und wirkte unentschlossen. »Ich nehme an, dass wir es versuchen könnten. Aber an Ihrer Stelle würde ich mich von Brown Jenkin fernhalten.«
Ich ging rasch zur Treppe und sah nach unten, wo Liz noch immer auf uns wartete. Sie stand in der Dunkelheit da, womit klar war, dass wir auf diesem Weg nicht den Garten des Jahres 1886 erreichen konnten.
»Wir könnten aus dem Dachfenster klettern«, schlug Pickering vor, ohne allzu begeistert zu klingen.
»Das nützt nichts«, sagte ich ihm. »Von diesem Teil des Dachs aus geht es nirgendwohin. Da geht es nur steil runter bis zur Veranda.«
»Warten Sie«, sagte er und berührte meinen Arm. »Ist das da im Boden nicht eine Klapptür?«
Ich drehte mich um und musste ihm Recht geben. Sie war fast völlig von einem staubigen Laken verdeckt, aber ich konnte ein Scharnier und eine Ecke des nicht richtig sitzenden Rahmens erkennen. Ich trat das Laken zur Seite und sah eine Klapptür, die
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