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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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groß genug für einen erwachsenen Menschen war. Es sah so aus, als habe man sie irgendwann nach der Fertigstellung des Hauses nachträglich in den Boden eingelassen. Handwerklich war es das Werk eines Amateurs, wenn man sie mit den anderen im Haus ausgeführten Arbeiten verglich. Die Nägel und Scharniere waren bereits verrostet.
    Mir fiel auf, dass die Riegel, die die Klapptür geschlossen hielten, nicht zurückgezogen waren und sich auf dieser Seite befanden, anstatt auf der anderen, mir abgewandten Seite. Das konnte nur bedeuten, dass verhindert werden sollte, dass jemand heraufkommen konnte.
    Jemand. Oder etwas.
    Ich kniete nieder und presste mein Ohr gegen die Klapptür. Aus einem der unter mir liegenden Räume konnte ich das Mädchen schreien hören.
    »Sind Sie bereit dafür?«, fragte ich den Reverend. Mein Herz raste wie wahnsinnig. »Es könnte sein, dass wir uns in etwas einmischen, obwohl wir das gar nicht sollten. Das ist Ihnen doch bewusst, oder?«
    Dennis Pickering schluckte schwer. »Wenn die Unschuldigen um Hilfe rufen, müssen wir etwas unternehmen«, sagte er dann. »Da bedeutet es keinen Unterschied, ob es 1886 oder 1992 ist.«
    »Amen«, sagte ich und öffnete die Klapptür.
    Während ich in das winterliche Tageslicht spähte, wurde mir plötzlich klar, dass diese Klapptür in mein Schlafzimmer führte ... das jetzt ein Zimmer war, bei dem die Decke nicht abgetrennt worden war. Das war mein Schlafzimmer, bevor man nahezu ein Drittel des Raums abgeteilt hatte. Das
    Zimmer war dementsprechend größer und luftiger, und es verfügte über ein zweites Fenster mit Blick auf die Erdbeerbeete. Direkt unter der Klapptür stand ein Stuhl, zu dem ich mich hinunterhangelte, um dann auf den nackten Fußboden hinabzusteigen. Ich rief leise nach Dennis Pickering, damit er mir folgte.
    Es war faszinierend, wie mein Schlafzimmer ohne die schräg nach unten verlaufende Decke wirkte. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie groß der Teil war, den man abgetrennt hatte. Am zweiten Fenster stand ein einfaches Metallbett, das olivgrün gestrichen war, sich aber in einem heruntergekommenen Zustand befand. Auf dem Metallgestell lagen eine unbequeme Rosshaarmatratze und ein gelbliches Bettlaken, weiter nichts. Ein Tablett aus verfärbtem Kupfer lag unter dem Bett, außerdem eine zusammengelegte Schürze, die mit rostigen Flecken übersät und mit ihren eigenen Schnüren fest zusammengebunden war.
    »Sehen Sie doch«, sagte Pickering plötzlich und lenkte meine Aufmerksamkeit auf ein Kruzifix, das an der Wand vor dem Bett hing. Es war ein großes Kruzifix, mit großem Geschick aus dunkel lackiertem Holz geschnitzt, mit einer Christus-Figur aus Elfenbein und mattiertem Silber. Christus sah mit Augen voller Selbstaufopferung und Schmerz ins Nichts. Was aber so unangenehm an dem Kreuz war, das war die Tatsache, dass es auf dem Kopf hing und an einer verdrehten Kordel aus zerfasertem Hanf und vertrockneten Kastanienblüten befestigt war.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht, vielleicht Satansjünger. Oder Anhänger des Antichristen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Es könnte sich um irgendeinen Kult handeln, von dem wir noch nie etwas gehört haben. Ende des neunzehnten Jahrhunderts gab es viele Randgruppen, die sich mit Schwarzer Magie und Teufelsanbetung beschäftigten-.«
    »Hören Sie!«
    Wieder waren die Schreie des kleinen Mädchens zu hören.
    Es klang danach, als habe man das Kind in den Raum gebracht, der heute das Wohnzimmer war. Die Schreie hörten sich nicht mehr so hysterisch an, dafür elender, als hätte sich das Mädchen in sein Schicksal ergeben, sei aber dennoch todunglücklich.
    »Möge Gott uns die Kraft geben, die wir brauchen«, hauchte Dennis Pickering und ging vor mir zur Treppe.
    Das Haus hatte sich zwischen 1886 und 1992 kaum verändert. Entlang der Treppe und im Flur war allerdings alles mit dunklem Holz vertäfelt, außerdem waren die Wände oberhalb der Vertäfelung tapeziert. Ein durchdringender Geruch von feuchtem Verputz, gekochtem Fisch und Lavendelbohnerwachs hing im Haus.
    Im Flur hingen viel mehr Fotos und Zeichnungen an den Wänden, aber natürlich fehlte »Fortyfoot House, 1888<. Während Pickering und ich uns vorsichtig auf die geöffnete Tür zum Wohnzimmer zubewegten, fiel mein Blick auf seltsame Stahlstiche von mysteriösen Gärten, die von Tieren bevölkert wurden, die die Größe von Wild mit Insektenbeinen und Panzern hatten.
    Es gab minutiös gezeichnete

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