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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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wenigstens würde uns der Lärm vorwarnen.
    Ich kniete neben dem Mädchen nieder. Sein Gesicht war sehr bedrückt und seine Augen hatten die blasse Farbe von Achat. Dennis Pickering hatte sich geirrt. Die Reise vom Jahr 1886 ins Jahr 1992 hatte ihr nicht geschadet, jedenfalls konnte ich davon nichts feststellen. Aber es war schon ein außergewöhnliches Gefühl, mir vorzustellen, dass dieser Mensch eigentlich über achtzig Jahre älter war als ich. War das ein Werk Gottes oder des Teufels? Oder war es etwas völlig anderes?
    »Wie heißt du?«, fragte ich, bekam aber keine Antwort.
    »Du kannst mir doch bestimmt sagen, wie du heißt.«
    Noch immer keine Reaktion. Danny kam näher und betrachtete den Besucher. »Woher kommt sie?«, fragte er. »Sie sieht eigenartig aus, so wie Sweet Emmeline.«
    »Ich glaube, sie ist eine Freundin von Sweet Emmeline«, antwortete ich, dann fragte ich das Mädchen: »Kennst du Sweet Emmeline?«
    Das Mädchen nickte. Na, wenigstens ein kleiner Fortschritt hatte sich eingestellt.
    »Was ist mit Sweet Emmeline passiert?«, fragte ich.
    »Brown Jenkin«, kam eine geflüsterte Antwort, gefolgt von etwas, das ich nicht verstehen konnte.
    »Brown Jenkin? Brown Jenkin hat etwas gemacht? Was denn?«
    »Brown Jenkin hat sie mitgenommen.«
    »Oh mein Gott«, sagte Liz. »Ich glaube, wir sollten die Polizei anrufen.«
    »Augenblick«, hielt ich sie zurück. »Wohin hat er sie denn mitgenommen?«
    Das Mädchen bedeckte mit der linken Hand seine Augen, während es mit den Fingern der rechten Hand eine sonderbare Bewegung andeutete, so als würden die sich auf einer Treppe nach oben bewegen.
    »Brown Jenkin hat sie mit nach oben genommen?« Das Mädchen nickte wieder, hielt sich aber immer noch die Augen zu.
    »Also gut. Und was hat Brown Jenkin dann gemacht?«
    »Sein Gebet gesprochen.«
    »Ich verstehe.«
    »Er hat sein Gebet gesprochen, dann ist er mit Sweet Emmeline nach oben gegangen, dann dort entlang, da durch und da runter.« Das Mädchen beschrieb etwas, das es vor seinem geistigen Auge sehen, das ich aber nicht nachvoll-ziehen konnte.
    »Mit »nach oben<, meinst du da den Dachboden?«
    Wieder nickte das Kind.
    »Und wohin dann?«
    Es atmete rasch durch. »Dort entlang, da durch und da runter.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, obwohl ich es nicht tat. >Dort entlang, da durch und da runter« konnte so ziemlich alles bedeuten, vor allem, da Brown Jenkin offenbar die Fähigkeit besaß, ohne Mühe von einem Jahr in ein anderes zu wechseln.
    »Weißt du, warum er sie mitgenommen hat?«, wollte ich wissen.
    »Er hat sie zum Picknick mitgenommen.«
    »Er wollte dich auch zum Picknick mitnehmen, richtig?«
    Das Mädchen nickte.
    »Hast du ihm das nicht geglaubt?«
    »Ich weiß nicht. Edmond hat gesagt, dass Brown Jenkin einen mitnimmt und da versteckt, wo einen die Zeit nicht linden kann.«
    Emmeline ... hat seit über einer Woche niemand gesehen ...
    »Und wo ist das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Liebe Güte, David, wir sollten Sergeant Miller anrufen«, sagte Liz. »Ich weiß nicht, was diese Leute machen, aber wir können das nicht allein in die Hand nehmen.«
    »Leute?«, fragte ich und drehte mich zu ihr um.
    »Geister, Ratten, was immer sie sind.«
    Mit einem Mal sah ich wieder vor mir, wie Brown Jenkin Pickerings Bauch aufschlitzte. Ich glaubte nicht, dass das Mädchen davon etwas mitbekommen hatte. Und wenn doch, dann hatte es vielleicht nicht wirklich verstanden, was geschehen war. Es war zu plötzlich geschehen; in einem Moment sah man Pickerings plumpen weißen Bauch, im nächsten war daraus eine herausquellende Masse seiner Eingeweide geworden.
    Ich sagte mir, dass er tot war. Er musste tot sein. Aber wann? Wenn er noch im Jahr 1886 war, dann war er lange vor seiner Geburt gestorben, während dieses kleine Mädchen lebte, obwohl es schon längst hätte tot sein müssen. Als ich noch zur Schule ging, hatte ich in Science-Fiction-Geschichten davon gelesen, dass die Zeitreise voller Paradoxa steckte, wenn Menschen in die Vergangenheit reisten und ihr jüngeres Ich trafen. Oder wenn sie ihre eigenen Eltern umbrachten oder an ihrem eigenen Grab standen. Doch bis zu diesem Augenblick hatte ich nie begriffen, wie verwirrend diese Dinge in Wirklichkeit waren.
    Vom Dachboden hörte ich ein leises Kratzen, gefolgt von einem leisen Schleifen, dann wieder ein Kratzen. »Wir sollten besser nach unten gehen«, sagte ich, da mich der Gedanke an einen über den Speicherboden schleichenden Brown Jenkin

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