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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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ich gelächelt, aber ich war nicht in der Stimmung dazu. Dennis Pickering war ermordet worden, und ich hatte Charity nur um Haaresbreite retten können. Und mir selbst hatte eine Kreatur im Nacken gesessen, die abscheulicher war als jeder Albtraum.
    Ich saß mit verkrampften Muskeln am Küchentisch und wusste einfach nicht, was ich machen sollte.
     

13. Die Erscheinung
     
    Ich klebte gerade das größte Pflaster, das ich hatte finden können, auf meinen Fuß, als Liz ins Badezimmer kam. Sie trug ein Nachthemd von Marks & Spencer mit Minnie Mouse auf der Vorderseite.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte sie.
    Ich zog das Pflaster noch einmal ab, um ihr die Verletzung zu zeigen. Zwei von Brown Jenkins klauenartigen Fingernägeln hatten sich wie Kreissägen durch meinen Stiefel gebohrt und mir zwei Schnittwunden zugefügt, die knapp einen Zentimeter lang waren. Die Wunden brannten, und ich hatte last eine Stunde benötigt, um die Blutung zu stoppen.
    »Du solltest dir eine Tetanusspritze geben lassen«, sagte Liz. »Wenn Brown Jenkin so dreckig ist, wie du gesagt hast, dann könnte sich das entzünden.«
    »Ich sehe es mir morgen früh an«, versprach ich.
    Sie zog ihr Nachthemd aus und beugte sich über die Badewanne.
    »Das kocht ja fast«, sagte sie. »Du musst eine Haut aus Leder haben.«
    »Die Japaner baden immer in kochend heißem Wasser.«
    »Ja, und sie essen auch rohen Tintenfisch. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich das auch machen muss.«
    Sie ließ kaltes Wasser nachlaufen, dann stieg sie in die Wanne.
    »Schlafen die Kinder?«, fragte ich sie.
    »Wie tot. Die arme Charity ist sofort eingeschlafen, als ihr Kopf das Kissen berührte.«
    »Ich wünschte, ich wüsste, was ich mit ihr machen soll.«
    Liz seifte sich Schultern und Nacken ein. »Ich weiß nicht, warum du sie überhaupt erst mitgebracht hast. Sie gehört doch gar nicht hierher.«
    »Brown Jenkin wollte sie mit zum Picknick nehmen, darum habe ich sie mitgebracht.«
    »David, du kannst doch nicht in Raum und Zeit eingreifen. Du kannst nicht Gott spielen. Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast und ob du es überhaupt gemacht hast, aber du hast ein Mädchen aus der viktorianischen Zeit ins Jahr 1992 gebracht. Wie soll Charity damit zurechtkommen? Im Moment geht es ihr gut, aber sie hat noch keinen Fernseher gesehen. Und was glaubst du, was sie denken wird, wenn ein Jumbojet übers Haus fliegt?«
    Ich stand auf und humpelte zum Waschbecken. Im beschlagenen Spiegel sah ich nicht ganz so müde aus, wie ich mich fühlte. Mit dem Finger malte ich meinem Spiegelbild eine Brille auf das Glas.
    »Wie lange wird Reverend Pickering dort bleiben?«
    Zuerst antwortete ich nicht, sondern starrte weiter mein Spiegelbild an, während ich dem Plätschern des Badewassers lauschte.
    »Ich habe gelogen«, räumte ich schließlich ein. »Dennis Pickering ist tot.«
    »Was? David! David, sieh mich an! Was soll das heißen? Er ist tot?«
    »Es heißt genau das. Er ist tot. Brown Jenkin hat ihn umgebracht. Er hat ihn regelrecht aufgeschlitzt, es war entsetzlich.«
    »Oh mein Gott, David! Das sind ja schon drei Tote!«
    »Ich habe immer wieder versucht, mir einzureden, dass Harry Martin und Doris Kemble durch einen Unfall ums Leben gekommen sind. Aber ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie Brown Jenkin Dennis Pickering getötet hat. Und ich glaube, dass er auch Harry Martin und Doris Kemble ermordet hat. Harrys Gesicht, das ihm vom Kopf gerissen wurde ... Das waren keine Haken. Doris Kemble, die aufgeschlitzt war wie eine Weihnachtsgans. Sie ist nicht einfach von einem Felsen gestürzt. Und jetzt Reverend Pickering ... Gott stehe ihm bei.«
    »Rufst du die Polizei an?«
    Ich drehte mich um zu ihr. »Warum? Was soll ich denn erzählen? Der Vikar ist vor über hundert Jahren ermordet worden!«
    »Dann werde ich es ihnen erzählen.«
    »Ach ja? Und dann fragen sie dich, wo er denn ermordet wurde.«
    »Und wo wurde er ermordet?«
    »Im Wohnzimmer. Danach fragen sie dich, wer ihn ermordet hat. Und du sagst, dass es ein Rattending war. Und dann fragen sie, wann er ermordet wurde. Und dann erklärst du ihnen, dass es 1886 geschehen ist. Ach, übrigens: Wir haben auch ein Waisenkind aus dem Jahr 1886 mitgebracht, das noch nie ein Flugzeug gesehen hat und das nicht weiß, wer die Teenage Mutant Ninja Turtles sind.«
    Liz seifte langsam ihre Brüste ein. Sie hielt inne und sah mich wortlos an.
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Aber wenn ich schon nicht glauben kann,

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