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Die Opodeldoks

Die Opodeldoks

Titel: Die Opodeldoks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sepp Strubel - Paul Maar
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Kopf nach allen Seiten und jammerte: »Au! Oh! Aua, ich hab’s geahnt! Hab’sgeahnt...«
Seltsam, jetzt klang der Riesengockel gar nicht mehr sehr wild und Furcht erregend. Ausgesprochen weinerlich krächzte er vor sich hin: »Ich hab’s geahnt: Kopfweh, Kopfweh! - Sobald ich morgens aufsteh ... Nein, nicht gut. Sobald ich das Licht seh - oh, aua. Aua. Sobald ich meinen Kopf dreh, beginnt bei mir das Kopfweh.«
Jetzt grinste der Gockel sogar (Deldok als Hühnerfachmann konnte das erkennen) und krächzte: »Gut, hägä, göttlich! Das ist echte Dichtung - Jaaaaaaaa, wer ist denn da?«
Er musterte Deldok aufmerksam.
»Besuch? Hurra! Schau, schau, schau, aua!«
Deldok wusste nicht genau, wie er die unerwartete Freundlichkeit dieses seltsamen Vogels einschätzen sollte.
»Ich will ja nicht stören, ich muss gleich ...«, begann Deldok.
Der Gockel verdrehte die Augen. »Stören? Was muss ich da hören, hägähähä. Wann hat man schon mal Besuch? Besuch genuch? Noch dazu am Morgen, am frühen, wenn die Berge glühen, hähägägä! - Schön formuliert, ja? Geben Sie’s zu im Nu? Ja, ich gestehe, dass ich was verstehe vom Dichten, vom schlichten. Und wer gibt mir die Ehre, die hehre??«
»Wie bitte?« Deldok war ziemlich verdattert über diesen dichterischen Überfall.
»Ob wir uns kennen? Kennen können, können kennen?« »Nein, das heißt gestern Abend ...«, fing Deldok an. »Gestern Abend? Erquickend und labend, hähähä, aua.« Der Hahn sah plötzlich wieder ziemlich zerzaust und mitgenommen aus. »Ich muss mal ein Schlückchen trinken«, sagte er so, als wäre Deldok seit Jahren sein bester Freund. »Du verstehst, Kumpel?«
Sein Kopf verschwand blitzschnell im Loch, dann hörte man ein glucksendes Geräusch und schon war der Kopf wieder da.
»Der Durst, der Durst!«, rief er und guckte kläglich in die Gegend.
Deldok setzte sich neben dem Loch ins Gras, der komische Vogel interessierte ihn immer mehr. »Sie sind aber ein großes Huhn! Ich habe noch nie so ein schönes, großes, buntes Huhn ...«
Da wurde der Gockel aber ärgerlich! »Huhn?«, schrie er. »HUHN?? Also, das ist eine Frechheit, das hat mir noch nie einer gesagt, noch nie! Nehmen Sie das sofort zurück! Auf solchen Besuch kann ich verzichten. Verzichten! Huhn? Frechheit!! Ich bin ein Hahn, ein Hahn!! Und was für einer!!!« »Entschuldigung, wenn ich was Falsches gesagt habe. Weil Sie doch so ähnlich aussehen wie Helene ...«
Der Hahn zuckte bei dem Namen zusammen: »Helene? Was ist Helene??«
»Eine Henne, die mit mir...«
»Eine HENNE?« Dem Hahn fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Sagten Sie Henne? So ein richtiges Huhn? Sie kennen eine Henne??«
»Sogar viele!«
»Viele Hennen?!« Jetzt überschlug sich die Stimme des Gockels. Er legte seinen Kopf in den Nacken und schwärmte: »Hennen... Wissen Sie, seit wann ich keine Henne mehr gesehen habe?! Seit achtundvierzig Jahren oder zweiundsiebzig ... Mindestens hundertvier!!!« Wie-

der mal verschwand er um zu trinken und tauchte wieder auf. »Kein Huhn von einer Henne!«, sagte er kläglich. »Schrecklich, nicht wahr? Das ist einfach un... un... unhahnenhaft, unhähnlich, jawoll!«
»Können Sie denn nicht da raus?«, fragte Deldok. Langsam bekam er Mitleid mit dem Gockel, den er gestern Abend noch für ziemlich gefährlich gehalten hatte. »Nein«, sagte der nun ganz leise, »kann ich nicht.«
Er redete sich allmählich in ein Schluchzen hinein. »Früher ja, da war ich schlanker. Aber jetzt seh, siehen -äh - sie, seh... sehh... du siehst es ja selbst: Ich passe nicht mehr durch. Entschuldigung, ich muss ein Schlückchen ... Wollst ... Willst du auch mal? Selbst gebraut, aus guten Körnern!«
Deldok schüttelte den Kopf.
»Nein? Dann eben nicht. - Schon achtundsechzig Jahre stecke ich hier drinnen oder zweiundfünfzig. Mindestens huhu-hundertelf.«
»Haben Sie denn genug zu essen da drin?«
Der Hahn wurde wieder lauter: »Mehr als genug, aber viel! Dabei nicht wenig! Aber einseitig!! Immer dasselbe und manchmal das Gleiche, jahähähägg ... Erzählen Sie mir...« Jetzt rutschte der Kopf förmlich auf Deldok zu. »Erzähl mir doch ein bisschen wenig von Irene!« »Von Helene?«
»Ganz recht, aber richtig, von Marlene. Wie sieht sie denn aus, häh? Hat sie schöne Fledern, äh, Federn? Schön, aber hübsch, hä?«
Und auf einmal begann der Hahn auch noch zu singen:
»Oh, Marleee-ne!
Du hast so scheeeene, du hast so wunderscheeeene Federn am Po oh, Marleeeeeeene, darum lieb ich dich so

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