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Die Orangen des Präsidenten

Die Orangen des Präsidenten

Titel: Die Orangen des Präsidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbas Khider
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Amerikanern gegangen, um sie davon zu überzeugen, den Aufstand zu unterstützen. Bevor er weitererzählte, tauchte ein Junge mit zwei Gläsern Tee auf und stellte sie auf den Tisch. »Der Parteigenosse ist in die Stadt gegangen. Er hat mich gebeten, dir das zu bringen.«
    »Danke!«, sagte Abu-Walid, schlürfte langsam seinen Tee und schaute mich interessiert an.
    »Wie fühlst du dich jetzt?!«
    »Es geht.«
    »Mit wem arbeitest du?«
    »Arbeit?«
    »Ich meine, mit welcher Partei?«
    »Mit keiner.«
    »Dann brauchst du einen Ausweis!«
    »Ich habe einen.«
    »Von wem?«
    »Freunde aus meinem Viertel.«
    »Darf ich ihn sehen?«
    Als Abu-Walid ihn anschaute, fing er an zu lachen. »Adnan hat mir erzählt, dass du nicht religiös bist.«
    »Stimmt!«
    »Aber dein Ausweis ist von einer islamischen Partei ausgestellt worden.«
    »Woran siehst du das?«
    »Der Stempel. Schau genau hin! Es ist kaum zu lesen: die Islamische Dawa Partei.«
    Ich musterte den Stempel gründlich, konnte aber die Schrift nicht richtig entziffern.
    »Mir scheißegal. Hauptsache, der Aufstand wird unterstützt. Später kann man sich ja immer noch entscheiden, ob mit dieser Partei oder mit einer anderen. Oder auch mit gar keiner.«
    »Wenn du meinst! Was sagen denn deine Freunde zur momentanen Lage? Ich meine diejenigen, die dir den Ausweis gegeben haben.«
    »Es gibt nichts als Gerüchte. Täglich hört man Hunderte davon. Ich glaube, es gibt kein anderes Volk, das Gerüchte so leidenschaftlich verbreitet wie die Iraker. Eine schier märchenhafte Kommunikation.«
    Abu-Walid lächelte verschmitzt: »Da hast du völlig recht. Trotzdem, was sagen sie?«
    »Seit ich da bin, höre ich jeden Tag etwas anderes. Die Amerikaner und die anderen westlichen Staaten sagen dieses, die Araber und Iraner jenes. Das letzte Gerücht besagt, ein großer Saudi-Minister habe im Radio verkündet, sie würden niemals Schiiten im Irak regieren lassen. Ein Feind, den sie kennen, sei immer noch besser als ein Freund, den sie nicht kennen.«
    Abu-Walid lachte, als er diesen Satz hörte: »Das ist eine interessante politische Weisheit! Aber kein Gerücht. Ich habe es selbst im Radio gehört. Die Saudis sind bereit, Saddam zu unterstützen, gegen das ganze irakische Volk.«
    »Wieso?«
    »Schwer zu erklären, ich versteh das auch nicht. Dieser Hass zwischen Iranern und Arabern verhindert jede vernünftige Lösung. Das ist immer schon so gewesen. Das Problem ist nur: Wir Iraker stehen genau dazwischen. Auf der einen Seite die sunnitischen Araber, auf der anderen die schiitischen Iraner. Im Verlauf der Geschichte mussten wir ständig in diesem Zwist leben. Früher, im Osmanischen Reich, haben wir ein ähnliches Dilemma erlebt: sunnitische Türken und Araber gegen schiitische Perser. Ich weiß wirklich keine Lösung für dieses Problem.«
    »Aber…«
    »Man denkt, weil viele Iraker Schiiten sind wie die Iraner, regieren die Iraner nun im Irak. Es ist ein irakischer Aufstand! Und was heißt da schon Schiiten oder Sunniten? Ich bin Schiit, Adnan Sunnit. Und beide sind wir Kommunisten.«
    »Ich würde sagen …«
    »Glaub mir! Solche Behauptungen von Politikern der Nachbarländer oder des Westens können alles zerstören. Und wenn die Amerikaner so neutral reagieren, wie sie sagen, dann heißt das, dass sie kein Problem damit haben, wenn Saddam an der Macht bliebe.«
    »Und was wäre, wenn die Saudis und die Amerikaner Saddam nicht unterstützten? Wenn Saddam keine Erlaubnis der Amerikaner hätte, würde er seine Armee niemals zu uns schicken können. Oder?«
    »Das ist Politik! Alles ist möglich! Wir werden sehen.«
    Wir tranken unseren Tee und redeten sehr viel, nur über Politik. Mittags wollte ich nach Hause und verabschiedete mich von Abu-Walid. Als ich das Büro verließ, rief er mir nach: »Wenn du Lust hast, kannst du bei uns mitarbeiten.«
    »Danke! Ich werde es mir überlegen. Bis bald!«
    Auf dem Heimweg spürte ich die lähmende Angst in mir, alle Hoffnungen könnten untergehen.

    Mehr als eine Woche war vergangen. Ich tat kaum etwas, außer tagsüber meiner Aufgabe im Viertel nachzugehen. Innerhalb einer Woche schaute ich nur kurz bei Laila und einmal bei Abu-Walid vorbei. Mit meinen Wachkameraden zu plaudern, hatte ich nicht viel Lust, weil sie nur über die zukünftige islamische Regierung redeten. Was aber unerträglich war in dieser Zeit, waren die Gerüchte, die sich tagtäglich vermehrten. Die Armee sei da und die Alliierten hätten dies und das gesagt.

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