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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Versprechungen gemacht?«
    Gishild antwortete darauf nicht.
    »Und du hast ihm geglaubt? Ich hätte dich für klüger gehalten, Prinzessin. Ich weiß, du verachtest mich. Aber in einem kannst du dir sicher sein: Ich werde dich niemals belügen. Vielleicht werde ich Lügen über dich verbreiten, wenn es notwendig sein sollte. Aber dich werde ich nicht anlügen. Doch nun genug der Worte. Kannst du laufen? Komm!«
    Lilianne streckte ihr die Hand entgegen.
    Gishild glaubte ihr nicht. Die Frau war eine Schlange. Charles war auf dem Weg zu diesem Zimmer. Bei ihm wäre sie besser aufgehoben! Er hatte sich um sie gesorgt. Und er hätte ihr niemals die Haare abschneiden lassen. Man musste Lilianne nur ansehen, die harten, kalten Augen. Von ihr war nichts Gutes zu erwarten.
    »Komm!« Die Ritterin sprach jetzt fordernder. Das Mädchen, das sie mitgebracht hatte, war ins Bett gestiegen. Es war unheimlich, zu ihr hinüberzublicken. Gishild hatte das Gefühl, sich selbst dort liegen zu sehen.
    Wenn sie es nur schaffen würde, Lilianne noch ein klein wenig hinzuhalten … Sie machte einen unsicheren Schritt in Richtung der Komturin. Eigentlich war sie gar nicht mehr so schwach, wie sie ihr vorspielte.
    »Soll ich dich tragen?«

    Lilianne hatte die zweite, kleinere Tür in der Kammer geöffnet. Dahinter lag eine enge Wendeltreppe.
    Gishild breitete die Arme aus.
    »Ja.«
    Die Ritterin kam ihr entgegen. Sie ahnte nichts. Sie konnte ja nicht wissen, was es hieß, von einer Maurawani erzogen worden zu sein. Als Lilianne sie in die Arme schloss, griff Gishild nach dem Dolch im Gürtel der Komturin. Sie wollte ihn Lilianne in die Seite rammen. Es würde ihr noch leidtun, was sie ihr angetan hatte!
    Blitzschnell stieß die Ritterin sie zurück. Immer noch hielt Gishild den Dolch.
    Lilianne lachte. Sie schien überhaupt keine Angst vor ihr zu haben. Das ärgerte Gishild. Sie durfte sich jetzt nicht zu irgendeiner Torheit hinreißen lassen. Silwyna hatte sie immer wieder gewarnt, dass eine Kriegerin, die sich ihrem Zorn hingab, bereits mit einem Fuß im Grab stand.
    »Eine heimtückische kleine Viper bist du. Das Gift der Anderen scheint dir in den Verstand gekrochen zu sein. Glaubst du wirklich, du kannst gegen mich bestehen?«
    Lilianne breitete die Arme aus und lachte herausfordernd.
    »Komm, stoß zu!«
    Sie würde sich nicht zu etwas Unbedachtem verleiten lassen, ermahnte sich Gishild.
    Das Mädchen im Bett sah sie mit schreckensweiten Augen an. Sie wagte kaum zu atmen, so verängstigt war sie.
    »Eine Waffe ist nur eine Gefahr in Händen von jemandem, der auch entschlossen ist, sie zu benutzen. Hast du schon einmal einen Menschen getötet, Gishild? Glaubst du, du kannst das? Ich versichere dir, es ist nicht leicht.«
    Sie musste niemanden töten, dachte Gishild. Das würde Charles übernehmen. Wenn er sah, was die Komturin vorhatte,
dann würde er sie gewiss in Eisen legen lassen. Ein klein wenig Zeit musste sie noch …
    Liliannes Angriff kam so schnell und überraschend, dass Gishild völlig überrumpelt war. Die Komturin schlug ihr den Dolch aus der Hand. Dabei holte sie sich eine üble Schramme auf dem Handrücken. Gleichzeitig führte sie mit der Rechten einen Fausthieb gegen Gishilds Brust, mitten auf die Wunde. Der Schmerz traf die Prinzessin wie ein Blitzschlag. Ihr Mund klaffte auf, sie konnte nicht mehr atmen. So vollständig füllte der Schmerz sie aus, dass sie keinen Gedanken mehr fassen konnte, keinen Muskel mehr regen.
    Lilianne hob den Dolch auf.
    Gishild sah, wie sich die Lippen der Ritterin bewegten, doch sie konnte nichts mehr hören. Die Kehle wurde ihr eng. Sie musste atmen!
    Die Komturin packte sie und trug sie durch die Tür. Als Lilianne die Tür verschloss, versank die Welt in Dunkelheit.

ELCHKÖPFE UND EIN SACK VOLLER KANONENKUGELN

    Charles blickte zurück zur Hafenfestung. Sie waren jetzt etwa zwei Meilen von Paulsburg entfernt. Er würde nicht mehr zurückkehren. Jetzt nicht mehr. Lilianne würde er dort ohnehin nicht mehr finden. Sie hatte sich gewiss schon vor Stunden davongemacht. Am Morgen hatte sie ihr Amt als Komturin an Dominique de Blies übertragen, den Bannerträger
des Ordens. Er war einer der fünf Ritter, die mit ihnen an Bord der Sankt Raffael gegangen waren. Ein ehrenhafter Mann, der Charles schon darauf hingewiesen hatte, dass er doch bitte etwaige Verfehlungen der ehemaligen Komturin nicht mit Verfehlungen des Ordens verwechseln solle.
    Der Erzverweser lächelte säuerlich. Dieses

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