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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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vergittert. Wahrscheinlich lag es so hoch, dass an eine Flucht nicht zu
denken war. Sie konnte ja nicht einmal aufstehen, dachte Gishild verzweifelt. Da musste man nicht fürchten, dass sie fliehen würde.
    Sie wischte sich mit dem Handrücken den Rotz von der Nase. Sie hatte es geschafft! Ihr Atem ging wieder ruhig und regelmäßig. Sie durfte nicht weinen, ganz gleich, was auch geschah! Den Schmerz wollte sie nicht noch einmal ertragen.
    Sie lauschte auf die Geräusche draußen vor dem Fenster. Ein Fuhrmann trieb fluchend einen Gaul an. War da das Knarren von Rudern?
    Schritte erklangen. Die größere der beiden Türen öffnete sich. Eine Frau mit kurz geschnittenem, blondem Haar trat ein. Gishild erinnerte sich, sie schon einmal gesehen zu haben. Im Wald … Lilianne! Sie trug jetzt keine Rüstung, sondern Stiefel und Reithosen, dazu ein weißes Hemd und ein elegantes, geschlitztes Wams. Ein kleiner Wappenschild mit einer Bluteiche, einem stehenden roten Löwen und darüber einem Paar gekreuzter, schwarzer Schwerter, war über ihrem Herzen auf das Leder genäht.
    Die Ritterin lächelte sie an. Ein alter Mann in einer blauen Kutte und ein dritter Besucher in schlichten Gewändern folgten ihr.
    Gishild erinnerte sich nun auch an den Alten. Er war der Fürst der Priester, der Drusna beherrschte. Einen seltsamen Titel hatte er. Verwesender oder so ähnlich … Sie hatte das einmal besser gewusst. Warum konnte sie sich an so vieles nicht erinnern?
    »Geht es dir gut, Mädchen?« Der Priester lächelte sie freundlich an. War er auch auf der Waldlichtung schon so freundlich gewesen? Sie nickte, aber sie sagte nichts.
    »Läuse hat unser Barbarenmädchen«, sagte die Ritterin abfällig.

    »Das ist nicht wahr!«, entgegnete Gishild aufgebracht. Sie hatte noch nie Läuse gehabt. Ihr kleiner Bruder hatte einmal …
    »Widersprich nicht, wenn deine Lügen so offensichtlich sind!«, fuhr die Komturin sie grob an. »Carlos, scher ihr die Haare ab. Und sorge dafür, dass ihr Bett neu bezogen wird.«
    Der fremde Mann kam, beugte sich über sie, hob sie aus dem Bett und setzte sie vorsichtig auf dem Stuhl ab.
    »Ich habe keine Läuse!«, schrie sie, und der Schmerz traf sie wie ein Schlag.
    »Wehr dich nicht, Mädchen«, sagte der Priester freundlich. »Du bist verletzt. Du darfst dich nicht anstrengen. Bitte, gib auf dich Acht.«
    »Ich habe keine Läuse«, sagte sie jetzt leiser und schluchzend. Warum half ihr der Alte denn nicht?
    »Bitte, Herr. Seht doch selbst. Ich schwöre es, bei Maewe. Ich …«
    »Nenn hier nicht die Namen von Götzen, Kind!«, schalt sie die Ritterin.
    Der Schmerz machte Gishild ganz benommen. Der rote Baum auf der Wand vor ihr schien auf und nieder zu tanzen. Jemand packte sie bei den Schultern und drückte sie gegen die Lehne des Stuhls.
    »Würde es nicht reichen, ihr die Haare zu waschen?«, fragte der Priester.
    »Es ist immer besser, das Übel gleich bei der Wurzel zu packen«, entgegnete die Ritterin.
    Etwas schabte über ihren Kopf. Noch immer ganz benommen, sah Gishild lange Haarsträhnen zu Boden fallen. »Nein!« Sie bäumte sich auf.
    Der Barbier fluchte. Plötzlich war ihr Gesicht nass. Carlos zog ein Tuch aus der Hosentasche und presste es ihr auf den
Kopf. »Sie hat nicht stillgehalten«, murmelte er unterwürfig. »Wenn sie nicht so zappeln würde!«
    »Muss das Haareschneiden denn sein?« Der alte Priester kniete neben ihr und ergriff ihre Hand.
    »Es ist nur ein flacher Schnitt«, erklärte Lilianne ungerührt. »Aus einer Kopfwunde blutet man immer wie ein abgestochenes Schwein.«
    Charles blickte missbilligend zu der Ritterin auf. Er war freundlich, dachte Gishild. Vielleicht konnte sie ihm vertrauen?
    Sanft streichelte er ihre Hand. »Es tut mir leid, Prinzessin. Bitte, halte still. Es sind nur Haare. Sie werden schnell wieder nachwachsen.«
    Wieder schabte das Messer über ihre Kopfhaut. Gishild sah die langen, goldenen Strähnen fallen. Sie weinte stumm. Blut mischte sich in ihre Tränen und tropfte auf ihr weißes Nachthemd. Wie nur war sie hierhergekommen? Was würde mit ihr geschehen?
    Der Barbier brauchte nicht lange, um sie zu einem Glatzkopf zu machen. Lilianne tupfte ihr mit dem Tuch das Blut vom Kopf.
    Carlos hielt ihr einen kleinen Handspiegel vor. »Jetzt werden euch die Läuse in Frieden lassen, Prinzessin.«
    Gishild sah ihr Spiegelbild durch einen Tränenschleier. Ihre Kopfhaut war bleich wie ein Fischbauch. Ein langer, blutiger Schnitt zerteilte das Weiß.
    Sie

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