Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
geben, ihn jetzt hier zu sehen!
    Gishilds Blick schweifte über die weitläufigen Festungsanlagen: sternförmige Erdwerke mit Ziegelsteinmauern auf der Rückseite. Bastionen für Kanonen. Kleine vorgelagerte Forts. Ein breiter, mit Wasser gefluteter Außengraben. Die Verteidigungsanlagen waren das reinste Labyrinth. Ganz nah bei ihrem Turm waren weit über hundert Arbeiter damit beschäftigt, eine aus Ziegelsteinen gemauerte Kasematte hinter einer Erdrampe verschwinden zu lassen.
    Gishild erinnerte sich, wie Brandax ihr erklärt hatte, dass Erdwälle Kanonenkugeln einfach verschluckten, während Mauern aus Stein oder Ziegeln von den Geschossen zerschmettert wurden. Deshalb versteckte man die Ziegelmauern hinter Erde.

    Sie wünschte, sie hätte Brandax besser zugehört. Dann würde sie die Eigenarten der Festungswerke durchschauen und ihrem Vater und seinem Kriegsrat davon berichten können, sobald sie wieder frei war.
    Ihr Blick wanderte zu den Hafenanlagen. Eine Flottille war gerade eingelaufen. Fünf Galeeren und zwei Galeassen legten an den Kaimauern an. Segel wurden eingezogen. Sie trugen den schwarzen Aschenbaum als Wappen. Auch die Decks und die Ruder der Schiffe waren schwarz. Sie wirkten unheimlich. Blut und Asche … Die beiden großen Ritterorden der Tjuredkirche. Silwyna und auch ihr alter Lehrer Ragnar hatten ihr von den Ritterorden erzählt. Obwohl sie demselben Gott dienten, waren die Ritter vom Aschenbaum und die Neue Ritterschaft Rivalen. Den Orden vom Aschenbaum gab es schon viele Jahrhunderte. Sie waren reich und mächtig. Und sie geboten über Tausende Ritter. Die Neue Ritterschaft hingegen existierte noch nicht so lange. Sie galten als fanatischer. Und nach Silwynas Meinung waren sie die besseren Taktiker. Sie führten die Heere der Kirche geschickter. Lilianne hatte nach ihren Erfolgen auf den Schlachtfeldern Drusnas den Befehl über alle Truppen in der Provinz übernommen. Eine Würde, die zuvor dem Komtur vom Aschenbaum zugestanden hatte. Gishild wunderte sich, Schiffe von beiden Ritterorden im Hafen zu sehen. Üblicherweise wehte entweder das Aschen- oder das Blutbanner über einer Stadt. Man traf nie beide Orden gemeinsam an.
    Krieger in altmodischen weißen Waffenröcken eilten über die Landebrücken und nahmen entlang der Pier Aufstellung. Gishild entdeckte zwischen den winzigen weißen Gestalten einen einzelnen Mann ganz in Blau. War das der Verwesende? Er besprach sich kurz mit einigen Gestalten und eilte dann an der Spitze einer Truppe der Neuankömmlinge dem
Hafentor entgegen. Charles würde also sein Wort halten. Er würde sie holen kommen.
    Ein Geräusch an der Zimmertür ließ Gishild herumfahren. Der Riegel wurde zurückgeschoben.
    Eine junge Frau in einem fadenscheinigen, abgetragenen Kleid trat ein. Ein schmales Fischmesser steckte in ihrem Gürtel. Das aschblonde Haar war strähnig und ungewaschen. Das Weib stank nach Fisch! Sie sah Gishild herausfordernd an. Die stolzen, lindgrünen Augen kamen der Prinzessin vertraut vor.
    Die Fremde grinste. Sie hatte makellose Zähne.
    »Was ein paar Kleider so ausmachen, nicht wahr? Es ist nicht auszuschließen, dass ich nun Läuse habe. Erkennst du mich immer noch nicht?«
    Einen Herzschlag lang hatte Gishild gehofft, es sei Silwyna. Doch die Maurawani war größer und auch schlanker. Diese Augen … Es war Lilianne!
    Die Komturin winkte jemandem vor der Tür.
    Ein junges Mädchen trat an ihre Seite. Sie trug ein blütenweißes Nachthemd und hatte nackte Füße. Ihr Kopf war kahl geschoren. Eine verschorfte Wunde war deutlich durch die Haarstoppeln zu sehen – ein Schnitt, der genauso verlief wie der auf Gishilds Kopf.
    Gishild hatte das Gefühl, als blicke sie in einen Spiegel. Nur wenn man genauer hinsah, bemerkte man, dass einige Kleinigkeiten nicht stimmten. Das Mädchen hatte derbere Hände; offensichtlich hatten sie viel harte Arbeit verrichtet. Auch war sie etwas hagerer. Aber die Augen waren wie die ihren von einem hellen Himmelblau. Ihr Vater hatte immer gesagt, wie wunderschön und einmalig ihre Augen seien. Bei Hof hatte sie niemand anderen mit solchen Augen gekannt.

    »Du darfst dich ins Bett legen, Dunja«, sagte die Komturin freundlich.
    »Was soll das Mädchen hier?«, wollte Gishild wissen.
    »Kannst du das nicht erraten?«, entgegnete Lilianne spöttisch.
    Sie trat zu ihr ans Fenster und blickte zum Hafen hinab. Charles und die weiß gewandeten Krieger passierten das große Festungstor.
    »Hat er dir schöne

Weitere Kostenlose Bücher