Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
spielen begann. Ein Gedanke trocknete die Banner der Menschen. Eine leise Tonfolge rief eine Brise herbei, die den Geruch der nassen Kleidung davontrug und die Fahnen über dem Giebel des Jagdhauses entfaltete. Die grüne Eiche des Fjordlands. Der legendäre Königsbaum, der auf dem Grabhügel im Herzen Firnstayns wuchs. Dort, wo seit einem Jahrtausend die Nachfahren Mandred Torgridsons ihre letzte Ruhe fanden. Der goldene Pfeil und goldene Anker des verlorenen Villusa wehte neben dem silbernen Spieß Latavas und dem weißen Hirschen von Raiga.
    Der Nieselregen verging. Goldenes Herbstlicht brach durch die Wolken. Ganz in ihrem Zauber gefangen, nahm die Elfe all dies kaum wahr. Doch sie spürte, wie die Menschenkinder auf ihre Magie reagierten, auch wenn sie sich der Kraft nicht bewusst waren, die diesem besonderen Augenblick Glanz verlieh.

    Verzweifelte Männer erhoben wieder stolz die Häupter, wischten sich nasses Haar aus dem Gesicht oder blinzelten der Herbstssonne entgegen. Behutsam wob Yulivee den Duft von Moschus, wildem Honig und Waldblüten in den Wind. Gerüche, die den Menschenkindern vertraut waren und die die verletzliche Harmonie nicht stören würden.
    Vom Waldrand erklangen silberne Fanfaren. Ein Trupp der bulligen Kentauren aus Uttika preschte heran. Sie waren in golden schimmernde Bronze gewappnet. Weiße Umhänge wallten von ihren Schultern. Schlamm spritzte unter ihren schweren Hufen.
    Unruhe entstand um das Zelt der Königin. Roxanne trat heraus. Ihr Gesicht war spitz geworden. Das schwarze Haar hatte sie zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt. Sie war mit einem schlichten weißen Kleid angetan und trug den alten Bernsteinschmuck längst zu Staub gewordener Königinnen. An ihrer Seite schritt Sigurd, der auf seinem Schild die Krone des Fjordlands trug: einen Flügelhelm, der aus der Zeit der ersten Siedler stammte, die zu den einsamen Fjorden des Nordens gekommen waren.
    An der Spitze ihrer Leibwache kam Roxanne gemessenen Schrittes zum Portal des Jagdhauses.
    Die Kentauren musterten indessen jeden der Menschensöhne mit derart finsteren Blicken, als könnten sie ihnen direkt in die Herzen blicken und so jeden Verräter ausfindig machen. Yulivee wusste, wie viele Elfen zutiefst gekränkt waren, weil Emerelle den wilden Kentauren mehr vertraute als den hochgeborenen Fürsten.
    Tiranu warf trotzig sein langes Haar in den Nacken und begegnete Emerelles Wachen mit herausforderndem Blick. In seinem schimmernd schwarzen Panzer sah er wie ein großes, bösartiges Insekt aus.

    Endlich hob der Anführer der Kentauren ein silberbeschlagenes Widderhorn an die Lippen und ließ ein langes, klagendes Signal ertönen.
    Eine Schar Vögel flog vom Waldrand auf. Und dann erschienen sie: Emerelle und ihre Vertrauten. Es war nur eine kleine Schar, und doch waren sie wunderbar anzuschauen, wie sie unter dem grünen Banner Albenmarks geritten kamen. Ollowain, der Schwertmeister, der Letzte aus der Fürstensippe Carandamons, war ganz in Weiß gewandet. Er führte die kleine Schar handverlesener Elfenritter, die die Königin schützten. Zur Rechten der Königin ritt Obilee und trug das Banner Albenmarks. Sieben junge Elfenmaiden auf schneeweißen Rössern bildeten den Abschluss des Zuges.
    Yulivee lächelte beim Anblick der Mädchen. Sie selbst hatte einmal zum Gefolge der Königin gehört. Jedes der Mädchen hatte einen bedeutsamen Titel und eine wichtige Aufgabe bei Hof. Doch im Grunde waren sie nur um die Herrscherin versammelt, um gut auszusehen und ihren Auftritten zusätzlichen Glanz zu verleihen.
    Emerelle wirkte, umgeben von Gewappneten, klein und zierlich. Wie ihre Hofdamen ritt sie im Damensitz. Die Königin trug ein Kleid in jenem zarten graublauen Farbton, den Wolken zuweilen in der Morgendämmerung annehmen. Ihr leicht gelocktes Haar fiel auf milchweiße Schultern. Sie benötigte keinen Schmuck und keine kostbaren Stoffe, um erhaben zu wirken.
    Yulivee spürte, wie all die Barbarenkrieger den Atem anhielten, als sie die Herrscherin Albenmarks sahen. Ein Geschöpf fast so alt wie die Welt, deren Königin sie war.
    Ergriffen ließ Yulivee die Flöte sinken. Kein Zauber, den sie zu wirken vermochte, hätte dem Erscheinen der Beherrscherin Albenmarks noch zusätzlichen Glanz verleihen können.

    Emerelle zügelte ihr Pferd vor Roxanne. Ollowain saß ab und hielt der Königin den Steigbügel, als sie sich aus dem Sattel gleiten ließ. Sie hätte keiner Hilfe bedurft. Und doch unterstrich es ihre Würde,

Weitere Kostenlose Bücher