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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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notwendig ist.« Emerelle sah sich um. Dann deutete sie auf Brandax. »Du wirst es tun. Nimm dir fünfzig Armbrustschützen. Bring die Ritter in kleinen Gruppen in den Wald. Und dort töte sie. Schnell und ohne unnötige Grausamkeit.«
    »Sind sie denn wirklich alle schuldig?«, fragte Yulivee, erschrocken.
    »Wahrscheinlich ist es nur ein Einzelner«, entgegnete Ollowain bitter. Er bedachte die Königin mit einem kühlen, distanzierten Blick. »Möglicherweise weiß er nicht einmal um seine Kraft. Es sind besonders begabte Heiler, die dieses Unglück anrichten. Sie können …«
    »Der Augenblick war zu gut gewählt«, unterbrach ihn
Emerelle. »Sei nicht rührselig, Ollowain. Dies hier war kein Zufall. Sie kämpfen mit allen Waffen, die ihnen zur Verfügung stehen. Wenn wir es nicht schaffen, die Brut des Devanthar auszumerzen, dann wird sie Albenmark vernichten. Wir führen diesen Krieg nicht allein aus alter Verbundenheit mit dem Fjordland. Wir führen ihn, damit auch unsere Welt weiter bestehen kann. Wenn das Fjordland fällt, dann werden die Tjuredpriester einen Weg nach Albenmark finden. Die Ordensritter werden den Fluch des Devanthar erfüllen, und sie werden nicht einmal wissen, für wen sie in Wahrheit kämpfen. Wenn wir Schwäche zeigen, wenn wir nur einen einzigen Fehler begehen, dann wird sein Werk bald vollendet sein. Die Zeit ist nahe, in der sich das Schicksal der Menschenwelt und Albenmarks entscheiden wird. Wir müssen das Fjordland stärken, wo wir können. Und deshalb müssen wir Gishild wiederfinden. Sie ist die Letzte in der Blutlinie des Ahnherrn Mandred. Wenn es niemanden von seinem Blute mehr gibt, der leichtfüßig über die Kiesstrände Firnstayns schreitet, dann wird das Fjordland untergehen, so hat das Orakel von Telmareen geweissagt. Dies zu verhindern, kämpfe ich jeden Kampf! Ich befehle den Tod von Unschuldigen nicht leichten Herzens …« Schweigend sah sie auf die toten Elfenmaiden, dann wandte sie sich an Yulivee.
    »Du weißt, dass Fenryl nicht mehr zu helfen ist?«
    »Nein!«, begehrte die Magierin auf. »Er lebt. Er …«
    »Aber das Band zu Winterauge ist durchtrennt, so sagte man mir.«
    »Ja, aber …«
    »Nein, Yulivee. Da gibt es kein Aber. Für Fenryl besteht keine Hoffnung mehr. Er wusste, was mit ihm geschehen würde, wenn sein Adlerbussard stirbt, während er mit ihm fliegt. Ich werde nur deshalb mit dir kommen, weil ich deinen
Bitten für ihn mein Leben verdanke. Doch erhoffe dir nichts. Selbst die Macht meines Albensteins kann ihn nicht mehr zurückholen, wenn Winterauge tot ist.«

EINE VERLORENE SEELE

    Silwyna presste sich an das Mauerwerk. Der Wachposten ging so dicht an ihr vorüber, dass sie ihn mit ausgestrecktem Arm hätte berühren können. Doch der Mann hielt den Kopf gesenkt, um dem eisigen Regen zu entgehen.
    Der Wintersturm war ihr bester Verbündeter. Und ihr einziger! Die Elfe schlich von Mauernische zu Mauernische, jede Deckung nutzend. Schon wieder kam eine Wache auf den Wehrgang. Silwyna kauerte sich in den Schatten einer Statue. Sie hatte gehofft, die Mistkerle würden länger an ihren Wachfeuern in den kleinen Türmchen auf den Ecken der Festungsmauern bleiben. Aber sie taten ihre Pflicht.
    Dass es so viele Wachen gab, erfüllte die Maurawani mit stiller Genugtuung. Sicher waren sie lästig, aber es zeigte auch, wie groß die Furcht der Kirchenfürsten war.
    Hier mitten im Herzen von Aniscans, Hunderte Meilen von Drusna und dem Fjordland entfernt, hatten sie sich mit unzähligen Wachen umgeben. Und sie fürchteten nicht etwa einen Verrat aus ihrem Volk. Es waren die Kinder Albenmarks, vor denen sie Angst hatten. Die Jahrhunderte hatten die Heptarchen gelehrt, wie gefährlich selbst ein einzelner Elfenkrieger werden konnte.

    Silwyna schlich bis zu nächsten Deckung und verharrte erneut. Mehr als vier Monde war sie gereist, und seit drei Wochen hielt sie sich nun in dieser Stadt auf. Sie hatte das Safrangelb des verrufenen Standes angelegt, um sich als Frau frei auf den Straßen der Stadt bewegen zu können. Und gelegentlich hatte sie ihre Behauptungen mit Taten untermauern müssen, um nicht aufzufallen. Sie war den Menschen nahe gewesen wie keine Elfe vor ihr. Die ersten Male war es fürchterlich gewesen. Einen Mann, der glaubte, grob werden zu können, hatte sie fast getötet. Aber sie durfte ja nicht auffallen. So wie sie in den Wäldern mit den Schatten verschmolz, musste sie mit den Menschen verschmelzen, um unter ihnen unentdeckt zu bleiben.

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