Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Fingern haften.
»Als ich wiederkam, fand ich ihn hier an der Mauer liegen. Er war entkräftet und hatte Fieber. Er hatte es geschafft, dieser Irre.«
Gishild glaubte einen Hauch von Respekt in Juztinas Stimme zu hören. Sie verstand nicht, wie man einen Verrückten bewundern konnte.
»Er hat den Nagel zwischen zwei Steine in eine Fuge der Mauer geklemmt und mit einem Hammer tiefer hineingetrieben. Als der Nagel festsaß, hat er ihn zugefeilt und dann seine Hand durch die Spitze gedrückt. Aber das war ihm nicht genug. Er hatte Angst, dass seine Hand von dem zugespitzten Nagel wieder abrutschen könnte, falls er ohnmächtig würde. Deshalb hat er sich einen Stein zwischen die Zähne geklemmt und damit so oft vor das Nagelende gehämmert, bis es sich nach oben gebogen hatte. Das ganze Gesicht hat er sich dabei zerstochen. Ich sage dir, eines Nachts wird er von dort oben herunterkommen und uns erschießen, weil er glaubt, sein Gott fordere das von ihm. Er ist verrückt wie ein brünstiger Stier. Bitte, Gishild, halte dich von ihm fern. Und bete zu all deinen Göttern, dass Lilianne schnell zurückkehrt, um dich zu holen.«
DAS KRÖNUNGSFEST
Yulivee stand am hinteren Eingang zum Jagdhaus. Für die Verhältnisse der Menschenkinder war es ein richtiger Palast. Mitten in der Einsamkeit der Wälder gelegen, hatte er einst einem der Bojaren als zweite Residenz gedient. Es war ein langer, niedriger Bau mit steilem Dach, das von schlecht gearbeiteten Holzfiguren geschmückt wurde. Um ihre mindere Qualität zu verbergen, hatte man sie auch noch mit unpassenden Farben bemalt. Ein Dutzend anderer Gebäude umgaben das Herrenhaus: Ställe, Gesindehäuser, eine Remise. Allen Häusern sah man an, dass dem Bojaren schon vor langem die Mittel ausgegangen waren, sie in Stand zu halten. Es war ein elender Ort für eine Krönung, der die Königin Albenmarks beiwohnen sollte.
Yulivees Blick schweifte über die Weiden, die das Gut umgaben. Sie waren zu einem Heerlager geworden. Leichter Nieselregen fiel nieder. Seit einer Woche regnete es ohne Unterlass, und Tausende Füße hatten die Wiesen, die um das Jagdhaus herumlagen, in riesige Schlammlachen verwandelt.
Und so übel wie die Wiesen sahen auch die Fjordländer und die Männer Drusnas aus.
Yulivee mochte die Menschen wirklich. Viel mehr als die meisten Elfen. Aber die Unfähigkeit der Menschenkinder, sich vernünftig sauber zu halten, war schon schwer zu ertragen. Obwohl sie nach Kräften versuchten, den Schlamm von ihren Kleidern zu waschen, und offensichtlich lieber mit nassen als mit schlammbespritzten Beinkleidern bei der Krönung erscheinen wollten, war es ein aussichtsloser Kampf.
Die Elfen hingegen waren makellos. Der Schmutz schien
sie zu meiden und sich dafür umso wütender auf die Übrigen zu werfen. Trolle, Kobolde und ein kleiner Trupp Kentauren waren wie die Menschen bis zu den Hüften mit schwarzem Schlamm bedeckt.
Ärgerlicherweise waren es ausgerechnet die gefangenen Ritter, die von den Menschen am besten aussahen. Ihre Rüstungen hatte man ihnen abgenommen, und selbstverständlich waren sie entwaffnet worden. Aber einige von ihnen mussten es geschafft haben, zumindest ein Rasiermesser zu behalten, wo auch immer sie die versteckt haben mochten. Auf ihren Gesichtern zeigten sich kaum Bartstoppeln. Und auch auf ihre Kleidung achteten sie sehr. Wenn andere Männer sich am Ende eines Tages erschöpft niedersinken ließen, säuberten die Ritter ihre Gewänder und putzten ihre Stiefel.
Oft standen sie auch ordentlich aufgereiht und sangen ihre feierlich düsteren Lieder von den Heiligen und Tjured, ihrem Gott.
Die Ordensritter waren Yulivee unheimlich. Obwohl Tiranu ihnen keine Schikane erspart hatte, hatte er sie nicht brechen können. Sie sahen nicht einmal aus wie Gefangene, so stolz, wie sie im Regen beieinanderstanden.
Sie spornten die übrigen Gefangenen an, ihnen nachzueifern und sich nicht gehen zu lassen. Die Ruderer, Seeleute und Soldaten waren zwar nicht rasiert, doch der lange Marsch durch den Wald hatte zumindest ihre Disziplin nicht brechen können. Bei allem Hass, den Yulivee hegte, empfand sie doch auch ein wenig Respekt. Sie fragte sich, wie diese Ritter so geworden sein mochten. Welches Feuer brannte in ihnen und gab ihnen solche Kraft?
Die Elfenmagierin wandte sich ab und schritt die Längsseite des Jagdhauses ab. Sie spürte die Blicke der Männer. Gierige, zuweilen auch lüsterne Blicke. Die Ritter wussten,
dass sie es gewesen war, die die
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