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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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würdest?«, setzte sie nach.
    »Dann wäre ich immer noch ein Schwarzhaariger, der die anderen täuscht. Das ist nicht meine Art. Ich bin, wie ich bin«, sagte er streitlustig.
    »Aber wenn du …«
    »Wenn mir der Sinn danach stünde, mir von Kindern dumme Fragen stellen zu lassen, dann hätte ich der Schlampe dort unten längst selbst ein paar Kinder gemacht. Sie wartet nur darauf. Jetzt mach dich davon! Ich habe genug von dir, Prinzessin. Wenn deine Anwesenheit hier erwünscht ist, dann werde ich nach dir rufen. Vorher lass dich nicht mehr in meiner Kammer blicken.«
    Gishild erhob sich. So ein blöder Kerl! Mitleid würde sie nicht mit ihm haben! »Warum hat man dich hierhergeschickt, Ritter?«
    Die Ohrfeige kam so schnell und überraschend, dass sie ihr nicht ausweichen konnte. Ihre Wucht riss Gishild von den Beinen. Es klingelte in ihren Ohren, als würden tausend kleine Silberglöckchen geläutet.

    »Du bist der Feind!«, schrie Drustan sie an. »Das kannst du auch hinter einem Kinderlächeln nicht verstecken. Du bist der Feind! Du machst mich nicht zum Verräter! Du nicht. Du bist auch nur eine falsche Rothaarige! Aber mich täuschst du nicht! Ich sehe, was du in Wahrheit bist!«
    Tränen rannen ihr über die Wangen. Aber Gishild verkniff es sich zu schluchzen. Rückwärts, ohne den tobenden Irren aus den Augen zu lassen, zog sie sich zur Treppe zurück. Erst als sie den großen Holzwall umrundete, wagte sie es, sich umzudrehen.
    Etwas klatschte über ihr an die Wand. Das Buch, das neben Drustans Bett gelegen hatte, fiel ihr vor die Füße.
    »Lies das! Vielleicht können seine von wahrem Glauben durchdrungenen Verse deine dunkle Heidenseele erleuchten! «
    Gishild spuckte auf das Buch. So etwas hatte sie noch nie getan, aber ihre Heidenseele würde sie sich nicht nehmen lassen. Sie war ein Teil von ihr, vielleicht das wichtigste von allem. So wie Drustan seinen üblen Charakter pflegte, würde sie auf diese Heidenseele achten. Solange sie daran festhielt, würde sie nicht untergehen, ganz gleich, was Lilianne mit ihr noch vorhaben mochte.
    Sie musste diese Zeit überstehen. Irgendwann würde Silwyna kommen und sie holen. Das war so gewiss wie der nächste Sonnenaufgang. Die Elfe würde sie finden. Und sie würde Gishild zurück zu ihrem Vater bringen. Und er würde maßlos stolz auf sie sein, wenn er sah, dass die Ordensritter sie zwar gefangen hatten, sie sich ihnen aber nie ergeben hatte. Wie er sie ansah, wenn er stolz war, das war es wert, alles auszuhalten.
    Hastige Schritte kamen ihr entgegen. Juztina! Sie schien erleichtert, Gishild zu sehen. Die Drusnierin zog sie eilig die
Treppe hinab. Erst im Erdgeschoss vor dem großen Kamin hielt sie inne.
    »Das darfst du nie wieder tun! Dort hinaufgehen … Er ist böse! Geh nicht zu ihm. Nie wieder! Man weiß nie, was er anstellen wird. Eines Tages erschießt er uns noch! Ich hoffe, dass Lilianne bald zurückkehrt. Komm, ich zeige dir etwas. Dann wirst du verstehen, wovon ich rede!«
    Die Drusnierin rückte eine Truhe von der Wand und deutete auf einen Eisendorn, der von einem Rostfleck umgeben war.
    »Das war einmal ein Nagel. Er hat das im Frühjahr gemacht«, sagte sie beklommen.
    In einen der Bruchsteine war ein Wappenschild geritzt. Es war durch ein Y dreigeteilt. Rechts sah man einen stehenden Löwen, links einen kahlen Baum, und oben eine Blume, die Gishild nicht genau zuordnen konnte. Vielleicht eine Rose. Das Y, das die drei Felder des Wappenschildes voneinander trennte, sah aus, als sei es aus Kettengliedern geformt.
    »Zwei Tage und unendlich viele Flüche hat es ihn gekostet, diesen Wappenschild in die Wand zu ritzen. Er hat dafür diesen Nagel benutzt. Und weißt du, was er wollte, als er damit fertig war?«
    Gishild zuckte mit den Schultern.
    Juztina nickte. »Wie sollte man auch erraten, was ein Verrückter sich ausdenkt? Er wollte, dass ich ihn mit seiner verbliebenen Hand auf diesen Schild nagele. Irgendeine selbst auferlegte Buße sollte das sein. Vollkommen irre ist er!«
    Gishild beugte sich vor. Jetzt sah sie den vermeintlichen Rostfleck mit anderen Augen.
    »Hast du es getan?«
    »Natürlich nicht! Er hat geflucht wie ein Kesselflicker. Und dann hat er mich mit seiner Pistole bedroht. Da bin ich hinaus
in den Wald geflüchtet. Ich dachte, damit hätte es sich erledigt. Wie soll sich ein Einarmiger allein an die Wand nageln? «
    Die Prinzessin tastete nach dem Ende des Nagels, das aus der Wand ragte. Ein wenig Rost blieb an ihren

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