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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Anstrengungen. Doch leichtfertige Hast konnte sie sich auch nicht erlauben. Ein falscher Griff mochte ihren Tod bedeuten. Einen Stück über ihr stülpte sich
ein breiter Schmucksims aus dem Gemäuer. Erleichtert, eine kurze Pause einlegen zu können, zog sie sich hinauf und blickte in die steinernen Gesichter der Soldaten, die in einem breiten Figurenfries den Turm schmückten.
    Die Elfe betrachtete ihre schmerzenden Hände. Dunkles Blut quoll unter ihren zersplitterten Nägeln hervor und mischte sich mit dem Regenwasser. Etwas mehr als die Hälfte hatte sie geschafft. Die Kälte konnte sie durch ihre Magie vertreiben, den Schmerz nicht. Gefrierendes Regenwasser begann die Fugen zwischen den Steinen zu versiegeln. Es war ein Glücksspiel, das letzte Stück Weg zu wagen. Und sie durfte nicht länger warten. Mit jedem Atemzug, der verging, wurde der Aufstieg gefährlicher. Sie massierte ihre schmerzenden Finger. Kurz nur. Dann streifte sie dünne, fingerlose Lederhandschuhe über, in deren Innenseite eine Reihe stählerner Dornen eingebettet waren. Damit würde sie in den vereisten Fugen Halt finden. Sie streckte sich und lockerte ihre Muskeln, die vom Kauern auf dem Sims verspannt waren.
    Silwyna blickte nach oben. Das regennasse Eis verlieh dem Mauerwerk einen majestätischen Glanz. Im Erdgeschoss des wuchtigen Baus gab es eine ständige Wache. Sie waren verrückt, die Menschen, dachte sie erneut. Sie ließen sogar ihre Gräber bewachen. Wen interessierten schon die Toten? Selbst wenn es Kirchenfürsten und angebliche Heilige waren. Und warum hatte man eine Heidenprinzessin hierhergebracht? Lag ihre Leiche zwischen den Heiligen versteckt, um sie spurlos verschwinden zu lassen? War sie wirklich dort oben? Oder war alles nur Lug und Trug?
    Zielstrebig und ohne noch einmal über die Schulter zu blicken, machte sie sich an den Aufstieg. Das Eis knirschte und splitterte, wenn sie die Stahldornen in die Wand rammte. Aus dem Eisregen war nun Schnee geworden. Er sammelte
sich auf Silwynas Schultern. Ihre Haarspitzen waren gefroren und schrammten ihr über die Wangen. Ein paar Schritt noch! Ihre Muskeln brannten, die Finger waren wund. Sie spürte es, doch sie verbannte den Schmerz aus ihren Gedanken.
    Auf der Mauerbrüstung über ihr standen lebensgroße Statuen von Heiligen. Mit ernsten Gesichtern blickten sie auf die Stadt herab. Dahinter ragten die Schatten von kannelierten Säulen auf, die die vergoldete Kuppel trugen, unter der das Mausoleum lag.
    Silwyna griff über die Brüstung. Vorsichtig, ohne die Decke frischen Schnees zu verletzen, zog sie sich hoch. Misstrauisch sah die Elfe sich um. Hier oben gab es keine Wachen. Die Toten und die Statuen waren unter sich. Sie war erschöpft, doch hier durfte sie noch nicht rasten.
    Silwyna war eine Jägerin, aufgewachsen in den eisigen Wäldern am Fuß des Albenhaupts. Sie vermochte über Neuschnee zu schreiten, ohne eine Spur zu hinterlassen. Kaum mehr als ein Schatten war sie, der zwischen den Säulen verschwand.
    Sie hatte den Kuppelbau halb umrundet, als sie eine Pforte aus grün angelaufener Bronze fand. Ein breiter Streifen orangefarbenen Lichts fiel dort auf den Schnee. Die Pforte stand mehr als einen Fußbreit offen, so als sei eben erst jemand auf die weite Terrasse an der Spitze des Turms getreten.
    Die Maurawani verharrte. Sie lauschte auf das verräterische Geräusch von Schritten im Schnee. Stille. Spuren konnte sie nicht entdecken. Nur die steinernen Heiligen sahen ihr zu, als sie sich durch die niedrige Pforte duckte. Eine rostige Eisenstange war an der oberen Kante der Tür eingelassen und machte es unmöglich, sie ganz zu schließen.
    Wozu diente eine Pforte, die nicht versperrt werden konnte?

    Auf der Innenseite der Bronzetür zeigte ein Relief eine Taube, die mit weit ausgebreiteten Schwingen einer stilisierten Sonne entgegenflog. Wollte man den Seelen der Toten einen Weg zum Himmel offen lassen? Silwyna wandte sich ab. Wer wusste schon, was in den Köpfen der Menschenkinder vor sich ging.
    Das Mausoleum war ein großer, runder Raum. Steinerne Sarkophage bildeten einen doppelten Kreis. Sie waren von erhabener Schlichtheit, ohne Schmuck und Schnörkel. In Nischen entlang der Wand brannten Flammen in Kugeln aus dickem, orangefarbenem Glas. Es roch nach Öl, Ruß, Staub und Tod.
    Erschöpft kauerte sie sich hinter einen der Sarkophage und streifte die Handschuhe ab. Die Kraft ihrer Magie floss in ihre geschundenen Fingerspitzen. Sie entspannte sich. Hier oben

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