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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Was sie zu tun gedachte, würde wahrscheinlich den Tod für den Priester bedeuten. Doch war nicht jeder tote Priester ein kleiner Sieg für Albenmark?
    »Ahnst du wirklich nicht, wer gekommen ist?«
    Der Kopf des Priesters ruckte in ihre Richtung.
    »Wer kann hier sein, ohne die Wachen unten am Tor passiert zu haben?« Die Elfe sprach langsam. Sie war sich ihres starken Akzents bewusst. Aber vielleicht war das nur eine weitere Stärke?

    Der Priester blieb stehen. Silwyna sah, wie seine Hände zitterten. Sein Mund klappte auf und zu wie das Maul eines erstickenden Fisches im Weidenkorb eines Fischers.
    »Du hast dich von den Toten erhoben«, stieß er schließlich stammelnd hervor.
    Die Elfe zögerte. Sie wollte ihn bis in Mark treffen. Er sollte ihr völlig ergeben sein. Sie musste noch mehr wagen.
    »Sind nicht auch die Toten an den Wachen vorübergekommen? «
    »Wer bist du?« Der Priester zitterte jetzt stärker. »Du bist kein Mensch, nicht wahr? Deine Stimme … Sie klingt so fremd. So voller Verheißung und Geheimnis …«
    »Ich wurde geschickt, um die Seele einer Heidenprinzessin zu holen.«
    Die Elfe sprach getragen und feierlich. Sie musste sich beherrschen, um keinen zynischen Unterton durchklingen zu lassen.
    »Auch sie soll gerettet sein.«
    Der Priester stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ sich auf die Knie sinken. »Du bist Handan, die Gnadenvolle. Die Heilige der Tearagi. Die Schutzpatronin der verlorenen Seelen.«
    Er hob die Arme dem kunstvollen Kreuzgewölbe entgegen, das sich über die Gruft spannte.
    »Bitte verzeih mir, Tjured, dass ich deine Botin nicht erkannt habe.«
    Seine unheimlichen, toten Augen richteten sich auf Silwyna.
    »Ich wünschte, ich könnte dich sehen. Aber …« Er schluchzte. »Ich bin nur schwach in meinem Glauben … Ich hätte wissen müssen …«
    »Erniedrige dich nicht.«
    Plötzlich fühlte sie sich schlecht, ihn derart auszunutzen.
    »Wir lauschen voller Freude deinem Gesang.«
    »Ihr hört meine Stimme?«
    Sein Gesicht erstrahlte unter den Tränen.
    »Wir hören jede Stimme, die zum Lobe Tjureds erhoben wird.«
    Er beugte sich vor, sodass seine Stirn nun den Marmorboden berührte.
    »Du erfüllst mein Herz mit Freude, Gnadenvolle. Dabei bin ich sein niederster Diener. Gequält von Zweifeln und kleingeistigen Gedanken.«
    »Du bist auserwählt, mir zu helfen. Wir werden das Grab der Prinzessin öffnen.«
    Er sah auf. Noch immer rannen ihm Tränen über die Wangen.
    »Du weißt, warum wir das tun?« Silwyna hatte keine Ahnung, mit welcher Lüge sie ihm diese Tat begreiflich machen konnte, und sie hoffte inständig, dass er ihr in seinem naiven Glauben folgen würde.
    »Weil ihre Seele gefangen gehalten wird im Blei?«
    »So ist es!«
    Die Elfe musste lächeln. Manchmal war es so leicht, mit den Menschenkindern umzugehen.
    »Erhebe dich nun! Und tritt an den Sarkophag, denn keine Seele ist verloren vor Tjureds Gnade. Auch dann nicht, wenn es in Stein gemeißelt steht.«
    Sie konnte ihm ansehen, wie ihre letzten Worte ihm zusetzten. Mit hängenden Schultern trat er an den Steinsarg. Er zuckte zusammen, als sie ihn berührte und seine Hände auf die schwere Steinplatte legte. Silwyna bemerkte, wie sich seine Nasenflügel weiteten und er versuchte, ihren Geruch einzufangen.
    Gemeinsam rückten sie die Platte zur Seite, bis der Sarkophag
halb offen lag. Silwyna stieg in das Grab. Sie nahm ihren Dolch und zerschnitt das Bleiblech, das über und über mit heiligen Symbolen bedeckt war. Unter dem Blei kam dunkles Holz zum Vorschein. Zumindest hatten die Priester einen Sarg zimmern lassen, der einer Prinzessin würdig war. In den Deckel war eine Eiche mit weit ausladender Krone geschnitzt. Es war kein toter, verbrannter Baum. Es war eine Eiche im vollen Blätterschmuck. Das Wappen der Königsfahne des Fjordlands.
    Silwyna verschloss ihr Herz gegen den Sturm der Gefühle, den der Anblick des Wappenbildes in ihr auslöste. Das dufte nicht sein! Gishild lebte! Sie war nicht einsam gestorben, umgeben nur von ihren Feinden.
    Wütend riss sie die letzten Bleibleche zur Seite und rammte ihren Dolch in den schmalen Spalt unter dem Sargdeckel. Die Nägel im Holz kreischten, als sie die Waffe als Hebel benutzte.
    »Gnadenvolle?«
    Die blinden Augen blickten zu ihr. Sie waren unheimlich. Silwyna mochte sich nicht länger mit dem Sänger aufhalten. Er war ein Werkzeug gewesen, so wie der Dolch, der den Sarg geöffnet hatte.
    Sie schob den Deckel mit dem Königswappen zur Seite. All

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