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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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habe er einen Igel verschluckt, der sich nun unruhig in seinem Bauch hin und her wand. Selbst auf Entfernung konnte er sehen, dass der Primarch verärgert war. Michelle redete auf ihn ein, gestikulierte mit den Armen und deutete immer wieder auf Luc.
    Inzwischen hatten ihn die Reiter aus dem Wald eingeholt. Manche musterten ihn neugierig, die meisten aber ritten einfach vorbei, ohne Notiz von ihm zu nehmen.
    Luc fühlte sich einsam. Dieser Ort war nicht für ihn geschaffen!
    Endlich winkte Michelle ihm zu. Leon blickte finster in seine Richtung. Jetzt fühlte es sich an, als wolle der Igel in seinem Bauch in Panik davoneilen. Sein Magen verkrampfte sich. Luc trieb seine Stute an. Die Kinder am Seerand sahen zu ihm herüber. Er wünschte sich, er wäre unsichtbar.
    »Legt eure Kleider ab, denn nackt, wie Tjured euch erschaffen hat, sollt ihr nun vor sein Angesicht treten, bevor ihr ein zweites Mal geboren werdet. Und schämt euch nicht eurer Nacktheit, denn euer Leib ist ein Geschenk Gottes, und
all seine Geschenke sind vollkommen, auch wenn sich diese Vollkommenheit manchmal dem allzu flüchtigen Betrachter verschließen mag.«
    Michelle trat zu Luc.
    »Los, steig ab! Zieh dich aus und geh zu den anderen, bevor er seine Meinung noch einmal ändert!«
    »Ich soll dazugehören?« Luc war vor Freude ganz außer sich und schloss Michelle in seine Arme. Er war also doch kein Wechselbalg!
    Aber was hatte Leons allsehendes Auge dann in ihm entdeckt? Gestern war der Primarch doch noch so verärgert gewesen … Luc stutzte.
    »Ich soll mich ausziehen?« »So wie alle anderen auch!«, bekräftigte die Ritterin. »Und beeil dich, die Zeremonie wird jeden Augenblick beginnen.«
    Luc folgte ihren Befehlen. Hastig entledigte er sich seiner Kleider. Doch als er dann nackt vor ihr stand, fühlte er sich zutiefst unbehaglich. Er legte die Hand auf seine Scham und spürte, wie er rot wurde.
    »Geh mit den anderen. Und tu einfach, was sie auch tun«, riet ihm Michelle.
    Er machte einen zögerlichen Schritt in Richtung des Beckens. Dann wandte er sich wieder um. Dass er nun hier war, verdankte er einzig Michelles Glauben an ihn.
    »Danke«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich …«
    Sie scheuchte ihn mit einem Handwedeln davon.
    »Geh zu den anderen!«
    Dabei machte sie ein seltsames Gesicht. Gerührt, aber zugleich auch traurig kam sie ihm vor. Hatte er denn etwas Falsches gesagt?
    Luc reihte sich zwischen den Kindern ein. In stiller Feierlichkeit stiegen sie zum Becken hinab und kletterten über
den gemauerten Rand. Das Wasser war eisig! Luc atmete tief ein und biss sich auf die Lippen. Niemand rings herum gab einen Laut von sich oder zögerte auch nur, weiter zur Mitte des Beckens zu gehen, wo ihnen das Wasser bis zwei Handbreit über die Hüften stand.
    Die Reiter waren inzwischen alle abgesessen. Es mussten weit über hundert sein. Sie nahmen rings um das Becken Aufstellung. Auch sie waren verstummt. Luc entdeckte Michelle, die nun eines der weiten, weißen Gewänder angelegt hatte. Sie stand neben der Frau mit dem kurzen blonden Haar und der Narbe im Gesicht; die beiden hielten einander bei den Händen.
    »Ein jeder von euch hat es geschafft, einen Ritter oder eine Ritterin zu überzeugen, dass ihr würdig seid, zu uns zu gehören. Ihr alle habt eine erste Probe bestanden. Ihr mögt euch jetzt für etwas Besonderes halten, doch ihr irrt.«
    Leon hielt einen Felsstein hoch, in dem silbernes Erz funkelte.
    »Ihr seid Kinder. Ihr seid das Erz der Erde. Ihr seid unvollkommen, und ihr wartet darauf, dass euch eine Form gegeben wird. Ihr kommt aus allen Ständen. Priesterkinder wie Bauernsöhne stehen vor mir, Adelssprösslinge, auch ein Hurensohn, der in der Gosse geboren wurde. Dort unten steht die Tochter einer Heldin, die im letzten Sommer ihr Leben während der Kämpfe in Drusna gab. Der Sohn eines Waffenmeisters, der als Einziger in seinem Dorf die Pest überlebte. «
    Luc musste schlucken, als er genannt wurde. Warum hatte Leon ausgerechnet ihn aufgegriffen? Die meisten Kinder blickten ergriffen zum Primarchen auf. Sie hingen ihm an den Lippen. Doch das Mädchen, das seitlich vor Luc stand, machte ein mürrisches Gesicht. Sie hatte recht kurzes Haar
und strahlte einen Trotz aus, der dem Jungen unbegreiflich war.
    »Manche von euch mögen sich aufgrund ihrer Geburt für etwas Besseres halten. Andere wieder mögen Zweifel haben, ob jemand wie sie es verdient, die goldenen Sporen der Ritterschaft zu tragen.«
    Es war das erste Mal,

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