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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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begreifen, wie der Krieg an diesen Ort gelangt war. Doch zerfallende Schanzkörbe und Hügelkämme, auf denen Stellungen für Feldschlangen vorbereitet waren, ließen keinen Zweifel daran aufkommen. Auch hatte er Feldwege gesehen, die von hunderten genagelten Stiefeln zertrampelt waren. Worum kämpfte man hier? Und wo waren die Soldaten jetzt?
    Die Berge waren freundlicher als die Ebene. Dichte Wälder schmiegten sich an ihre Flanken. Und an manchen Südhängen standen Weinreben in langen Reihen wie Pikeniere, die zur Parade angetreten waren. Sie ritten einen Passweg hinauf. Über ihren Häuptern kreisten Raben. Überall gab es hier welche. Das Schwarz der Raben und das Weiß der Ritter, das waren die Farben Valloncours, dachte er.
    Michelle war sehr einsilbig, seit sie von Bruder Leon zurückgekehrt war. Auf seine Fragen, ob er zu den Novizen gehören würde, hatte sie nur ausweichend geantwortet. Sicher hatte Leon ihr verraten, was er durch sein allsehendes Auge entdeckt hatte. Wenn er doch nur ahnte, was die beiden über ihn wussten, dachte Luc verzweifelt. War er von den Anderen befleckt?
    Seine Aufmerksamkeit wurde durch eine Schanze abgelenkt, die sich wie der Zacken eines Sterns über ihren Häuptern
erhob. Selbst von hier unten konnte er die bronzenen Kanonenrohre sehen. Auf der anderen Seite des Wegs fanden sich, in den Felsen verborgen, ähnliche Befestigungen.
    »Vierzig Kanonen können diesen Pass beschießen«, erklärte Michelle.
    Es war das Erste, was sie seit über einer Stunde sagte. Sie deutete auf einen verfallenen Turm, der ein Stück höher an der Passstraße lag.
    »Früher einmal gab es hier eine Mauer und ein starkes Tor. Doch die eisernen Kugeln der Geschütze sind ein besseres Bollwerk. Niemand kann diesen Pass erstürmen, solange die Schanzen besetzt sind.«
    »Gegen wen kämpfen wir hier?«
    Sie drehte sich im Sattel um.
    »Auf der Ebene kämpfen wir gegen uns selbst. Was es damit auf sich hat, wirst du im nächsten Frühjahr erfahren. Hier oben aber halten wir Wacht gegen die Anderen. Sie fürchten unseren Orden wie keine andere Macht. Vielleicht werden sie in ihrer Verzweiflung irgendwann versuchen, die Ordensburg zu zerstören.« Sie weitete die Arme aus, als wolle sie den Pass umschlingen. »Wer auf dem Landweg hierherkommt, der hat schon drei schwächere Passfestungen bezwingen müssen. Hier nun ist der Ort, an dem jeder Angriff im Blut ertrinken muss. Und den Seeweg hast du schon mit eigenen Augen gesehen. Keine feindliche Flotte kann hierhergelangen. Es gibt keine Festung auf der ganzen Welt, die so stark ist wie Valloncour. Und nur an wenigen Orten wirst du mehr Soldaten finden.« Sie deutete zu dem verfallenen Turm. »Nur sehr wenige, die nicht zur Neuen Ritterschaft gehören, haben in den letzten fünfzig Jahren das Tal jenseits der Passhöhe betreten. Ganz gleich, was morgen geschehen wird, du bist schon jetzt ein Auserwählter.«

    Sie sagte das so traurig, dass Luc ganz bang ums Herz wurde.
    »Werde ich denn nicht zu den Novizen gehören?«
    »Das liegt in Tjureds Hand. Du darfst heute nicht in ihren Quartieren übernachten. Alles hängt vom morgigen Tag ab. Du solltest beten. Aber um Himmels willen nicht zu den Götzen! Damit würdest du alles verderben.«
    Die Zurechtweisung verletzte ihn zutiefst. Er hatte nie zu den Götzen gebetet! Er hatte der weißen Frau Opfer gebracht. Aber er hatte nicht zu ihr gebetet … Gut, ja, er hatte sie um etwas gebeten. Aber er hatte sie nie mit der seelenverzehrenden Inbrunst angebetet, in der er in seinen verzweifeltsten Stunden zu Tjured sprach. Seit sie den Rosenhain verlassen hatten, hatte er sie auch nie wieder um irgendetwas gebeten. Hatte Michelle das denn nicht gespürt? Hatte sie nicht gemerkt, wie sehr auch er vor der fuchsköpfigen Gestalt erschrocken war? Und wie er herbeigeeilt war, um ihr beizustehen? Sie kannte ihn nicht.
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort, bis sie den Passsattel erreichten. Dort, bei der Ruine, am höchsten Punkt des Weges, zügelte Michelle ihren Hengst. Luc beeilte sich, an ihre Seite zu gelangen, um endlich die Ordensburg zu sehen, jenen Ort, den alle Ritter so sehr zu lieben schienen. Doch als er ihn nun endlich sah, konnte er nicht verstehen, warum die Ritter diesen Ort so sehr mochten. Vor ihnen erstreckte sich ein langes Tal, eingefasst von himmelhohen Felswänden. Das Wasser etlicher Bäche sammelte sich dort zu einem großen See, der fast die Hälfte des Talgrunds einnahm. An seinen Ufern erhob

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