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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kriegerinnen und Kriegern, gestählt in der Schlacht. Lucs Blick fiel auf den Einarmigen. Und gezeichnet vom Krieg Gottes waren sie.
    »Mascha von Vilussa, tritt vor und nimm dein Ordenskleid! «, rief ein junger Ritter und deutete auf einen Stapel mit Gewändern, der am Rand des Beckens lag. Ein Mädchen
mit langem blondem Haar löste sich aus der Gruppe der Novizen und watete zu den Kleidern hinüber.
    »Raffael von Silano, tritt vor und nimm dein Ordenskleid!«, rief eine Frau mit vernarbtem Gesicht.
    Luc blickte wieder zum Himmel. Wo war das Zeichen? Hatte Tjured sie denn nicht erhört?
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Novizen. So wie er hatten auch viele andere zum Himmel geblickt. Verärgert über die Unruhe, die der Feierlichkeit der Zeremonie Abbruch tat, sah der Junge zu dem blonden Mädchen, das Mascha gerufen worden war. Es verdrehte den Kopf und versuchte auf den Rücken des Gewandes zu blicken. Dort zerlief rote Farbe, wo eben noch reines Weiß gewesen war.
    Raffael neben ihr hatte Schwierigkeiten, in den langen Überwurf zu schlüpfen. Der Stoff klebte an seinem nassen Leib. Seine Zeugin, die Narbengesichtige, half ihm, den Stoff glatt zu streichen.
    Aus den verlaufenden Farben auf Maschas Gewand formte sich das Bild eines roten Drachen.
    »Sehet, Tjured gab uns ein Zeichen, Brüder und Schwestern! «, rief Leon mit vor Ergriffenheit bebender Stimme. »Mascha von Vilussa wurde zur Lanze der Drachen erwählt!«
    Auch auf Raffaels Gewand zeigte sich rote Farbe. Aus den einzelnen Flecken bildete sich eine Form. Es war ein Löwe.
    Mit angehaltenem Atem sah Luc zu, wie immer mehr Novizen aus dem Becken gerufen wurden. Die Gewänder, die man ihnen reichte, waren makellos weiß. Doch kaum zogen sie die langen Hemden über, erschienen Wappentiere. Der Drache, ein Löwe, ein steigendes Pferd, ein Festungsturm.
    »Joaquino von Raguna, tritt vor und nimm dein Ordenskleid. « Immer und immer wieder erklangen die Stimmen der Zeugen. Das Becken leerte sich zusehends.

    Und plötzlich erfüllte nicht mehr die Freude, ein Wunder zu erleben, Lucs Herz. Seine Angst war wieder da. Leon hatte etwas in ihm gesehen … Und vor Gottes Auge würde das nicht verborgen bleiben. Was, wenn er nicht aufgerufen würde? Oder schlimmer noch, Michelle rief ihn, und sein Hemd blieb als einziges weiß?
    Das kalte Quellwasser schnitt nun wie Messer in sein Fleisch. Er presste die Arme eng an den Leib und schaffte es doch nicht ganz, sein Zittern zu unterdrücken. Jetzt waren fast alle aufgerufen worden. Nur er und das Mädchen vor ihm waren noch da. War das Tjureds Strafe für ihr Sakrileg, das Wasser im Becken besudelt zu haben? Musste sie deshalb bis zum Schluss ausharren?
    »Gishild von Firnstayn, tritt vor und nimm dein Ordenskleid! «, rief eine samtene Männerstimme.
    Der Einarmige erwartete das Mädchen am Beckenrand und reichte ihr das weiße Hemd.
    »Luc von Lanzac, tritt vor und nimm dein Ordensgewand!«
    Stolz lag in Michelles Stimme. Sie strahlte ihn an. Ihm war nicht feierlich zu Mute. Sein Herz war erfüllt von Angst.
    Schlotternd stieg er aus dem Wasser. Michelle half ihm, in sein Hemd zu schlüpfen. Nur schwer glitt der Leinenstoff über seinen nassen Leib.
    Luc verdrehte den Kopf, bis ihm der Nacken schmerzte. Auf seinem Rücken breiteten sich rote Flecken aus. Er war so erleichtert, dass ihn fast seine Beine nicht mehr tragen wollten. Er gehörte dazu. Sie hatten ihn aufgenommen. Tjured hatte auch an ihm ein Wunder gewirkt! Damit waren alle Zweifel für immer aus der Welt! Er war kein Wechselbalg! In ihm gab es nichts, was Gott missfiel. Er war jetzt Novize der Neuen Ritterschaft. Und er würde es Michelle jeden Tag beweisen, dass er ihr Vertrauen wert war!

    Die Ritterin schloss ihn in die Arme. »Willkommen, Bruder Luc«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Willkommen.« Sie hielt ihn bei den Armen, schob ihn ein wenig von sich zurück und betrachtete ihn. »Du wirst ein guter Ritter sein. Und wer weiß, vielleicht finden wir auch noch eine Prinzessin, die du retten kannst.«
    Er lächelte verlegen.
    »Ich glaube, eher finden wir einen Bären, den du reiten wirst.«
    Sie lachte und schloss ihn wieder in den Arm. Luc wünschte, dieser Augenblick würde niemals vorübergehen. Nie hatte er sich so glücklich gefühlt.

DIE TAT EINER RITTERIN

    »Los, raus aus den Federn!«
    Gishild blinzelte. Benommen versuchte sie sich zu erinnern, wo sie sich befand. Die verdammte Baracke! Drustan schritt an ihren Betten entlang,

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