Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
zurück. Dann geht es zurück zur Baracke, und es gibt Frühstück.«
Gishild sah zur Boje. Lächerlich. Sie war weniger als hundert Schritt entfernt. Sie zog sich in aller Ruhe aus, während die anderen hastig ihre Sachen abstreiften.
»Wasserscheu?«, raunzte Drustan sie an. Alle anderen Löwen waren schon im Wasser und kämpften sich planschend der Boje entgegen.
Sie sagte gar nichts. Er würde schon sehen. Sie hatte es lange genug mit ihm aushalten müssen, um zu wissen, dass er immer das letzte Wort behielt. Drustan überzeugte man allein durch Taten. Er war dagegen gewesen, sie hierherzubringen.
Gishild hatte an Bord der Galeasse, die sie nach Valloncour gebracht hatte, einen Streit zwischen Drustan und Lilianne belauscht. Der Einarmige hielt sie für eine Gefahr für die Tjuredkirche und hatte die Meinung vertreten, sie sei besser in einem Kerker als in der Ordensschule aufgehoben. Er hatte sie durchschaut. Er wusste genau, dass sie sich nur zum Schein fügte, wenn sie gerade mal keine Widerworte gab. Lilianne hatte sie überrascht. Der Ordensritterin war zwar auch klar, dass Gishild an ihrem alten Glauben festhielt und nur auf eine Gelegenheit zur Flucht wartete, aber dennoch hatte sie darauf bestanden, sie hierherzubringen. Wenn Lilianne glaubte, sie würde sich mit der Zeit fügen, dann irrte sie sich, dachte Gishild und sprang ins kalte Wasser.
Mit kräftigen Zügen holte sie die anderen Novizen ein. Die meisten von ihnen planschten nur hilflos im Wasser. Was die Schwimmen nannten! Allein der kleine Giacomo schlug sich gut. Er erreichte noch vor ihr die Boje.
Gishild schlug mit der Linken an der Boje an, stieß sich ab und drehte sich auf den Rücken. Sie ließ sich treiben und blickte in den weiten, fast wolkenlosen Himmel. Sie genoss es, vom Wasser getragen zu werden. Sollten die anderen
doch darum kämpfen, wer als Erster zurück war. Wie Drustan sie wohl bestrafen würde? Würde er ihr das Frühstück streichen? Sie lächelte. Das würde sie schon aushalten.
Ein verzweifeltes Keuchen störte sie. Wer von den Schlappschwänzen wohl Letzter war? Die rothaarige Bernadette? Oder Luc? Sie drehte sich und blickte zur Boje. Joaquino kämpfte verzweifelt darum, sich über Wasser zu halten. Er sah sie flehend an. Aber entweder hatte er nicht mehr die Puste, oder er war zu stolz, sie um Hilfe zu bitten.
Gishild blickte zum Ufer. Drustan war ganz damit beschäftigt, Giacomo anzufeuern, der sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Luc lieferte.
Einen Herzschlag lang dachte sie, dass es einen Ordensritter weniger geben würde, der gegen das Fjordland kämpfte, wenn sie jetzt nichts unternahm. Dann schwamm sie los. Dieser Mistkerl mit seinen großen blauen Augen … Sie konnte nicht einfach zusehen, wie er ertrank.
Joaquino klammerte sich verzweifelt an sie, als sie ihn erreichte. Er war groß, und er war stärker als sie. »Lass das! Du ertränkst uns noch beide!«
Sie biss ihm in den Arm und entwand sich. Wild um sich schlagend, versuchte der Junge sie erneut zu erreichen.
»Wir werden beide ertrinken, wenn du dich so anklammerst! «
Sie versuchte das ganz ruhig zu sagen. Joaquino sah sie mit panischer Angst an. Und dann versank er.
»Verdammter Idiot!« Sie tauchte, packte ihn bei den Haaren und zog ihn wieder hoch. »Du musst dich ganz locker halten!«
Der Junge spuckte Wasser. Er versuchte etwas zu sagen. Seine Lippen waren blau, und er klapperte so sehr mit den Zähnen, dass er kein Wort hervorbrachte. Wie eiserne Fesseln
schlossen sich seine Hände um ihre Arme. Sie strampelte mit den Füßen, um nicht zu versinken. Lange würde das nicht gutgehen.
»Verdammt, merkst du nicht, wie du uns beide ertränkst?«
Joaquino prustete etwas hervor, aber sie verstand ihn nicht.
Gishild zog das Knie an und rammte es ihm ins Gemächt. Das Wasser nahm dem Angriff die Wucht, dennoch stöhnte der Junge auf und lockerte seinen Griff. Gishild legte ihm einen Arm um den Hals.
»Entweder hältst du still und ich schleppe dich zum Ufer, oder du klammerst, und ich schwimm davon. Ich werde nicht mit dir zusammen ertrinken. Hast du mich verstanden?«
Noch immer stand die Panik in seinem Blick. Aber er verhielt sich jetzt ruhiger.
Gishild mühte sich ab, ihn zu ziehen, und achtete darauf, dass sein Gesicht nicht unter Wasser tauchte. Luc kam ihr entgegen. Er half ihr, Joaquino zum Ufer zu bringen. Dann kam auch Giacomo. Und Drustan watete ihnen entgegen.
Gemeinsam schafften sie den großen Jungen ans Ufer. Drustan
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