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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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klar. Und nun kam dieser Fleischklotz auf sie zu. Vermutlich war das ein Kompliment an Silwynas Fechtausbildung. Lange rote Haare lugten unter seinem Lederhelm hervor. Er hatte einen gepolsterten Kampfstab als Waffe gewählt.

    Gishild trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Wie die anderen Löwen der ersten Reihe verharrte sie auf einem der neun Pfosten, die das mittlere Spielfeld begrenzten. Joaquino hatte entschieden, dass sie so vorgehen sollten. Die anderen hatten ihn zum Kapitän gewählt. Sie hatte sich enthalten.
    Er war nicht der Richtige, fand sie. Aber im Grunde war es ganz gleich, wen sie wählten. Sie würde sich ohnehin von niemandem herumkommandieren lassen.
    Noch fünf Schritte. Der Rothaarige hielt nur mühsam das Gleichgewicht auf der Kette. Ob sie sich eines Tages als Feinde auf einem Schlachtfeld gegenüberstehen würden? Dann sollte er besser jetzt schon wissen, was es bedeutete, sie zur Gegnerin zu haben.
    Gishild machte einen Satz nach vorn. Sie war barfuß, um auf den rostverkrusteten Ketten besseren Halt zu haben. Der Rothaarige war durch ihren plötzlichen Angriff überrascht. Doch er hatte sich schnell wieder in der Gewalt.
    »Dich mach ich nass, Kleine!«
    Er versuchte bedrohlich zu klingen, aber seine Stimme war viel zu hell. Sie fand ihn nur lächerlich. So lange sie denken konnte, hatten Trolle und Kentauren zum Hofstaat ihres Vaters gehört. Nein, so ein aufgeblasener Novize würde sie nicht beeindrucken.
    »Vorwärts, Löwen!«, rief Raffael begeistert und verließ ebenfalls seinen Posten. Auch die anderen stürmten vor. Joaquino versuchte, sie zurück auf ihre Stellungen zu befehlen. Holzschwerter krachten aufeinander. Raffael bekam einen Stoß auf die Brust, verlor das Gleichgewicht und landete fluchend im schwarzen Schlamm unter dem Kettengeflecht.
    Gishild wich auf eine der dünneren Ketten aus, die quer zu den Hauptlinien gespannt waren. Der Rothaarige fluchte.
Nur wenige konnten sich hier halten. Einer wie er bestimmt nicht! Er war zu grobschlächtig. Zu massig.
    Gishild winkte ihm mit dem Zeigefinger. »Komm. Du wolltest mich nass machen. Traust du dich jetzt nicht mehr?«
    Der Junge zögerte. Er ließ den langen Stock wirbeln, aber Gishild war außerhalb der Reichweite der Waffe. Sie erlaubte sich einen raschen Seitenblick. Die Türme waren durchgebrochen. Auch Bernadette lag im Schlamm. Und eben stürzte am anderen Ende der Linie noch ein Löwe in den Matsch. Damit war die Entscheidung so gut wie gefallen.
    »Zieht euch auf die Dreier zurück!«, rief Joaquino über den Lärm der Holzschwerter hinweg.
    »Geh nur vorbei, Roter! Dann hast du mich im Rücken«, neckte sie ihren Gegner.
    Der Kapitän der Türme setzte vorsichtig seinen rechten Fuß auf die dünnere Kette.
    »Glaubst du, das ist eine gute Idee?«
    Sie wich zwei Schritt zurück. Sie hatte von Silwyna gelernt, auf dünnen, federnden Ästen zu laufen, die gerade einmal ihr Gewicht trugen. Hier auf den Ketten hätte sie auch mit verbundenen Augen spazieren können.
    Sie beobachtete, wie der Rothaarige sich zum Angriff entschloss. Seine Augen wurden schmaler. Er presste die Lippen zusammen, und dann stürmte er vor und riss seinen Kampfstab zu einem vernichtenden Schlag in die Höhe.
    Gishild wartete bis zum letzten Augenblick, bis sie auswich. Der Stab verfehlte sie nur um wenige Zoll. Ihr Gegner fluchte und versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu wahren. Sie trat einen Schritt vor. Er ruderte mit den Armen. Ein leichter Stoß genügte, um ihn hinab in den Schlamm zu befördern. Es gab ein sattes Klatschen, als er in die schwarze Brühe stürzte.

    Gishild blickte zu ihm hinab. Der stolze Kapitän hatte sich in ein konturloses schwarzes Wesen verwandelt. Nur seine Augen leuchteten noch hell im verschmierten Gesicht.
    »Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal mit dem Nassmachen. «
    Grinsend eilte sie davon. Dieses Spiel war doch nicht so dämlich! Es hatte Spaß gemacht, den Tollpatsch in den Schlamm zu befördern.
    Die beiden Novizen, die in Reserve geblieben waren, stürmten über das Gerüst aus Holzplanken zum Flaggenmast. Eine Mannschaft durfte nie mehr als zwölf Spieler gleichzeitig ins Feld führen. Gishild erkannte, dass die beiden das Blatt nicht mehr wenden würden. Die Dreier wurden hart bedrängt. Die Verteidiger versuchten verzweifelt, den Hieben der Angreifer auszuweichen und dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Sie begann zu laufen. Zwischen ihr und den Türmen stand kein einziger

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