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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mischte sich Michelle ein, die bislang geschwiegen hatte. »Jemanden in ihrem Alter. Jemanden, der immer da ist. Sie wird nur selten Gelegenheit haben, sich Juztina anzuvertrauen. Es muss jemand aus der Lanze sein.«
    »Und es muss jemand sein, in dem der Glaube an Tjured tief begründet ist. Jemand, der sie mit der Zeit vielleicht vom Weg des Heidentums abbringen kann«, fügte Lilianne hinzu.
    »Luc!«, rief Drustan.
    Die ehemalige Komturin merkte, wie ihre Schwester leicht zusammenzuckte. »Warum er?«
    »Er ist ein Außenseiter, so wie sie. Die Art, wie er bei der Erweckung dazukam … Keiner kennt ihn. Und er strengt sich
zu sehr an. Er ist so bemüht, alles richtig zu machen. Das macht ihn nicht beliebt. Ich habe ihn beim Beten belauscht. Wenn er betet, klingt es, als lausche man einem Heiligen, so voller Inbrunst sind seine Worte an Gott. Es ist … ergreifend. Er wird eines Tages ein sehr guter Ritter werden.«
    Lilianne beobachtete ihre Schwester. Sie wirkte unruhig. »Stimmt mit dem Jungen etwas nicht?«
    »Er ist allein gewesen in einem Dorf voller Leichen«, erklärte Michelle. » Er hat seine Eltern an der Pest sterben sehen. Alle um ihn herum … Und dann hat er unter diesen Toten gelebt. Völlig allein. Er ist nicht wie andere Elfjährige.«
    »Kommt er dir auffällig vor, Drustan?«
    »Nein. Er ist auffällig bemüht, alles gut zu machen. Und er merkt nicht, wie er die anderen Novizen damit brüskiert. Wenn sie zu Bett gehen, dann sitzt er noch und liest. Wenn wir laufen, will er der Erste sein. Ich glaube, er hat sich für den besten Fechter seiner Lanze gehalten.« Der Ritter lächelte. Es schien von Herzen zu kommen, was bei ihm selten war.
    »Er ist wirklich gut. Er hat lange gegen Gishild durchgehalten. Ihr Duell endete mit einem Doppeltreffer.« Sein Lächeln verschwand. »Sie wurde von den Anderen unterrichtet, Lilianne ! Sie sollte nicht hier sein! Sie könnte gefährlich werden. Stell dir vor, man hätte sie uns absichtlich untergeschoben!«
    »Wenn du miterlebt hättest, was sie getan haben, damit wir sie nicht bekommen, würdest du das nicht denken.«
    Es machte Lilianne zu schaffen, an die Gefechte in Drusna zu denken. Manchmal verfolgte sie das Bild der explodierenden Galeasse in ihren Träumen. Die hochschießende Feuersäule war in ihr Gedächtnis eingebrannt, ebenso wie die Erinnerung an all die entstellten Leichen auf dem Eis und die Reiterattacke der Elfen. Es war ein Hohn auf die göttliche
Ordnung der Welt, wenn Reiter Schiffe eroberten! Nie zuvor hatte eine Komturin an einem Tag so viele Ordensbrüder und -schwestern in den Tod geführt. Nein, Gishild war ihnen nicht untergeschoben worden!
    »Ihre Fechtkunst könnte uns von Nutzem sein«, sagte Michelle unvermittelt. »Wir sollten sie beobachten und von ihr lernen. Sie wollte Luc heute verprügeln, aber sonst ist sie nicht so. Oder was denkst du, Drustan?«
    Der Ritter wiegte den Kopf.
    »Sie ist aufbrausend und unberechenbar. Ich würde sie höchstens gegen Joaquino fechten lassen. Der ist gut genug, um sich gegen sie zu wehren.«
    »Darf ich bei den Fechtstunden zusehen?« Lilianne hatte Elfen kämpfen sehen. Dass Menschen jemals so fechten würden, hätte sie für unmöglich gehalten. »Wir müssen sie beobachten und von ihr lernen. Was sie an Wissen von den Anderen mitbringt, ist keine Bedrohung, sondern ein Schatz. Wir müssen ihn ihr entlocken. Ihren Schatz … Sie darf das nicht merken. Ihr beide wisst ja, wie störrisch sie ist. Wenn sie durchschaut, was wir von ihr wollen, dann wird sie sich dagegen sperren. Wir sollten sie überfordern. Verlange von ihr, was keine Elfjährige kann. So werden wir sehen, was sie von den Anderen gelernt hat. Ja, und was diesen Luc angeht … Lobe ihn, wo er es nicht verdient hat. Da, wo er nicht besser ist als alle übrigen Novizen auch, stelle ihn stets als Vorbild hin, Drustan. Seine Kameraden werden ihn dafür hassen. So wird er keine Freunde finden. Und bestrafe ihn schon wegen Kleinigkeiten hart. Und die anderen gleich mit ihm. Dann haben sie noch einen Grund mehr, sich von ihm fernzuhalten.«
    »Das ist nicht gerecht!«, begehrte Michelle auf. »Der Junge hat es schwer genug gehabt. Das können wir nicht tun!«

    Lilianne sah ihre Schwester mitleidig an. All die Jahre hatten sie nicht geändert. Sie war noch immer ein kleines Mädchen, dem romantischer Unsinn im Kopf herumspukte.
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, gerecht zu sein. Wir nehmen die Novizen auf, suchen nach ihren besonderen

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